Problem von Anonym - 21 Jahre

Fremdgehen

Hallo,
bin seit 4 jahren mit meinem jetzigen mann zusammen!
seit 2 jahren probierten wir vergebens schwanger zu werden!
da wir schon mit behandlungen in einer kinderwunschklinik nicht weiterkamen war für mich der letzte ausweg fremdzugehen um dort vllt schwanger zu werden!

ich dachte zu diesem zeitpunkt einfach nicht an die möglichen konsequenzen etc..
nun gut jetzt bin ich im 6,Monat schwanger und mein mann weiß von allem!
er kommt damit klar und wir freuen uns nun rießig auf unser baby!

allerdings habe ich es auch meiner 24 jährigen schwester erzählt als ich damals den test gemacht habe! ich war zudem zeitpunkt fix und fertig weil mir da dann bewusst wurde was ich alles getan habe! und wie groß der fehler war!

nun nötigt sie mich regelrecht dazu es meiner ganzen familie zu beichten das das kind möglicherweise nicht von meinem mann ist sondern von einer affäre! weil sie meint wenn das rauskommt das es dann rießenärger geben würde weil ich meine familie ja eigentlich verarsche wenns ums baby geht!

was soll ich nun tun? mit meiner schwester habe ich mich bereits zerstritten weil ich ihr gesagt habe das es unsere sache ist wem wir es erzählen und wem nicht und das sie sich da nicht einzumischen hat!

nun hab ich angst das sie es meiner ganzen familie erzählt und ich als schlampe dastehe und nicht mehr so zur familie gehöre wie jetzt!

was soll ich tun? soll ich es meiner familie erzählen oder auf sich beruhen lassen??

bitte helft mir !!!!

Michelle

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich liebe Anonyme!

Ich habe nicht vor, dir irgendwelche Vorwürfe zu machen. Das hast du selbst wohl schon mehr als genug getan. Es geht jetzt vor allem darum, dass das Kind in einem möglichst gesunden Umfeld aufwächst. Was darüber hinaus kommt, und wie ihr als Paar und Familie damit umgeht, muss sich ergeben. Da gibt es wohl kein "richtig" oder "falsch", weil die Situation schon krass genug ist. Ihr solltet immer das Wohl des Kindes im Blick haben. Das ist am wichtigsten. Deswegen sind die Gedanken, die ich aufschreibe, auch nur die meinen und müssen nicht gelten.

Dass du verzweifelt warst und die Vorsicht deshalb über Bord geworfen hast, ist begreiflich. Trotzdem, ganz ehrlich: Ich bewundere deinen Mann. Ich kann nur hoffen, dass er bei seiner Haltung bleibt. Ihr seid so jung - da hast du sehr schnell alles auf eine Karte gesetzt. Eine Samenspende wäre vielleicht die naheliegendere, weniger riskante Möglichkeit gewesen. Natürlich ist auch er sich darüber klar, wenn "es" an ihm lag. Wenn du es ihm schonend beigebracht hast, kann ich auch verstehen, dass er es akzeptiert und sich freut. Obwohl es unüberlegt war. Wie dem auch sei - es ist geschehen. Und ich muss dir sagen, ich weiß nicht, ob es unbedingt notwendig ist, es deiner Familie zu beichten. Es kommt ganz darauf an, wie es dir damit geht: Würde es dich erleichtern, oder würde es - für dich - alles noch schlimmer machen?

Wie willst du es anfangen? Beziehungsweise, würdest du es anfangen wollen? Ihnen sagen: "Ich habe mit einem anderen Mann geschlafen, da ich von meinem Ehemann nicht schwanger werden konnte?" Und soll er da dabei sein, neben dir sitzen? Das muss doch sehr bizarr wirken. Wenn jemand nachfragt, wie ihr dazu gekommen seid - was antwortest du dann? Denn es ist, so wie ich es verstanden haben, ja ohne das Einverständnis deines Mannes geschehen. Du müsstest aufpassen, dass du nicht von einem Schwindel in einen noch größeren kommst: Zu behaupten, ihr hättet gemeinsam beschlossen, dass du einen Seitensprung versuchst. Tatsache, es wird unangenehm werden. Ich glaube nicht, dass man dich beschimpfen wird. Sie wissen, dass du ihre Tochter, Schwester, Enkelin, Kusine bist - du gehörst dazu. Einfach wird es nicht - das weißt du sicher, also wenn du kannst, versuche das Eingeständnis zu planen.

Wenn du dir vorstellen kannst, mit diesem Schwindel zu leben: Dann solltest du es tun. Wenn du aber dein Gewissen erleichtern möchtest, dann tu es unbedingt. Vielleicht versuchst du die Familienmitglieder, die es betrifft, einzeln zu treffen - wahrscheinlich werden sie es aber untereinander weiter erzählen. Dass dir zuerst bittere Vorwürfe gemacht werden, dass du vielleicht einfach Kopfschütteln erntest, das kann durchaus sein. Allerdings halte ich es für besser, wenn du das jetzt in Kauf nimmst, als später unter Zugzwang zu geraten. Wenn das Baby erst auf der Welt ist, wird es noch schwieriger. Dann werden sie alle kommen und sagen, die Nase sei ganz die des Vaters, und die Augen wären so ähnlich, und es würde... ach - du verstehst mich ja. Du musst es selbst entscheiden, dich fragen: Kann ich das aushalten - oder rücke ich jetzt damit raus? Beide Möglichkeiten sind sehr schwer und riskant, aber du solltest die wählen, die für dich am besten passt. Lass dich da auch, wenn möglich, nicht von deiner Schwester unter Druck setzen. Wie ich ja schon sagte, das Kind ist die Person, um die es vor allem geht. Er oder sie kann für all das nichts, und ihr solltet alle versuchen, euch so zu verhalten - auch wenn du es beichtest -, dass es ihm oder ihr nicht schadet. Wenn das Kind geboren ist, noch weniger. Das darfst du deiner Familie auch ruhig an den Kopf werfen, wenn sie mit Vorwürfen nicht aufhören wollen. All das geht zu Lasten des neuen Familienmitglieds.

Falls du wirklich noch Zweifel hast, will ich dir auch darin nicht Unrecht tun. Ihr könnt nach der Geburt einen Vaterschaftstest machen, und vielleicht habt ihr ja Glück. Wenn diese Möglichkeit besteht, dann ist das mein Wunsch für dich. Vor allem aber: Triff deine Entscheidung - und wenn du es weiter sagst, scheue dich nicht, sie aufzufordern, dass sie an sich halten. Dein Kind wird zu eurer Familie gehören, gleich, wer sein genetischer Vater ist. Der Konflikt, wenn es zu einem kommt, sollte nicht auf seinem Rücken ausgetragen werden. Du bist schwanger, und der Stress, den du erleidest, tut euch beiden nicht gut. Versuche, dich so wenig wie möglich zu belasten - allgemein, und was deine Selbstvorwürfe angeht. Es lässt sich nicht mehr ändern. Und schließlich wird sich so ein Vorfall nicht wiederholen, da stimmst du mir sicher zu. Und nun - hey, ein Baby ist unterwegs! Sosehr ihr euch nur freuen könnt, tut es! Das ist die beste Weise, damit umzugehen. Ich wünsche euch und eurem Baby wirklich alles Gute - und dir bis dahin noch entspannte Tage. Du wirst Mama, es wäre ungerecht, dich nicht darüber freuen zu dürfen. Tu das - deinen Fehler hast du eingesehen, wenn es einer war. Verlebt schöne Jahre mit eurem Kind, liebt euch und liebt euren Schatz - von einem Fehltritt muss die Welt nicht untergehen.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul