Problem von Niklas - 19 Jahre

Ich ritze mich wegen Ihr!

Hallo liebes Kummerkastenteam...Ich hoffe dass ich möglichst schnell eine Antwort bekomme weil ich wirklich nicht mehr weiter weiss...


Mein Problem beginnt etwas früher. Ich war im April in einer psychatrischen Klinik weil ich in meinem Leben nicht mehr zurechtgekommen bin. Dort lernte ich 2 Mädchen kennen, welche in der Klinik waren weil sie sich selbst verletzt haben. Mit dem einem Mädchen (Kim) kam ich ein paar Wochen später zusammen, die andere (Nicole) wurde meine beste Freundin. Leider hat meine Freundin mich verlassen als ich aus der Klinik entlassen wurde, da sie meinte sie komme mit sich selber nicht zurecht und könne sich nicht auf eine Beziehung konzentrieren. Ich war natürlich am Boden zerstört und total am Ende. Zum Glück hatte ich meine beste Freundin, die sich um mich kümmerte. Als ich über meine Ex hinweg war intensieverte sich der Kontakt zwischen mir und Nicole noch etwas mehr. Schließlich kam es so wie es kommen musste: Wir hatten Sex. Zu Beginn war das für beide Seiten kein Problem, wir wollten beide nur Sex und alles war eigentlich in Ordnung. Aber irgendwann merkte ich dass ich Gefühle für sie entwickle und hab es ihr dann auch irgendwann gestanden. Sie sagte zwar dass sie mich nicht liebe, aber trotzdem die Sache mit dem Sex weiterführen möchte. Alles in mir riet mir natürlich nicht darauf einzugehen und es lieber sein zu lassen aber ich konnte mich nicht von ihr fernhalten und beschloss meine Gefühle zu begraben. Während der nächsten Wochen hab ich mich Tag für Tag selbst verletzt, mir die Arme und Beine aufgeschnitten weil ich die Qual meiner unterdrückten Gefühle nicht ertragen hab. Eines Abends war sie zusammen mit ihrer Schwester bei mir und wir hatten einiges an Alkohol getrunken. Aus lauter Frust und wegen dem Alkohol hab ich schließlich ihrer Schwester mein Herz ausgeschüttet. Aber Nicole bekam das mit und nahm ihre Schwester und haute einfach ab. Da ich das Gefühl hatte sie verloren zu haben wollte ich mein Leben beenden. Jedoch rieff sie die Polizei an und erzählte denen meinen Suizidversuch und die brachten mich dan blutüberströmt in die Notaufnahme und von dort aus in eine Psychatrie. Was dann passierte ist total krank. Sie sagte mir dass sie mich ebenfalls liebe und umbedingt mit mir zusammen sein wolle. Sie sagte auch dass sie ein Kind von mir wolle und schließlich wurde sie sogar wirklich schwanger von mir. Eigentlich war alles Perfekt gewesen aber dann erzählte sie mir unter Tränen dass sie einen furchtbaren Fehler begangen hatte als ich in der Klinik war. Sie hatte mit meinem besten Freund geschlafen!!!! Wütend hab ich ihm natürlich sofort die Freundschaft gekündigt und bin total ausgerastet. Sie hat dann versucht sich mit Schlaftabletten umzubringen und hat sich am nächsten Tag selbst eingewiesen. Dort hat sie dann einen Jungen Sanitäter kennengelernt und mich verlassen. Unser Kind hat sie verloren als sie in der 6 Woche war. Ich bin seitdem total verzweifelt. Ich schneide mich fast täglich und komme mit allem nicht mehr klar. Manchmal hab ich das Gefühl dass jemand wie ich einfach nicht leben sollte und möchte am liebsten sterben. Ich kriege sie und mein Kind einfach nicht aus dem Kopf und habe jede Nacht Albträume. Meinen Job hab ich auch verloren und jeden Tag sehe ich Bilder von ihr an und breche in Tränen aus bevor ich mich wieder Selbstverletzte. Ich weiss einfach nicht mehr weiter und wünsche mir verzweifelt den Tod. Ich hoffe einfach dass Ihr mir irgendwie helfen könnt und mir vll einen Rat geben könnt wie ich das alles durchstehen soll. Ich bin wirklich am Ende und total verzweifelt. BITTE HELFT MIR!!!ICH GEH SONST DRAUF!!!

Dana Anwort von Dana

Lieber Niklas.

Ich gehe jetzt mal nicht auf das alles ein, was vorher war. Im Prinzip ist wirklich alles passiert, was dich noch mehr in den Selbsthass und in deine Probleme hinein gestürzt hat, statt dir Linderung und Entspannung zu geben. Wenn man das liest, wundert man sich nicht, dass es dir jetzt so geht, wie es dir geht.

Du musst schleunigst in eine Dauerbehandlung, Niklas. Es ist viel passiert, du warst ja noch gar nicht stabil, als das alles geschehen ist und im Prinzip hast du einen Rückfall erlitten, bevor du noch richtig aus der ersten Klinik draußen warst. Weder du, noch deine beiden Freundinnen waren in Lage, mit sich und dem Leben klar zu kommen. Das merkt man an eurem Verhalten. Deine erste Freundin hat es noch mit am besten gemacht. Sie hat sich von allem abgelöst, was ihr bei ihrer Genesung "im Weg stehen" könnte. Da du selbst noch gar nicht mit dir durch warst, warst du ebenfalls ein Knackpunkt in ihrem Leben. Deine "beste Freundin", die dann deine Sexfreundin wurde, ist wahrscheinlich noch viel härter in ihrer Seele verletzt als ihr und dir bewusst ist, daher auch der dauernde Partnerwechsel, die Untreue und das fehlende Bindungsgefühl.

Bei dir ist es ein wenig so, als wäre in eine gerade behandelte Wunde wieder eine neue Axt gestoßen worden. Diese hat nicht nur die alte Wunde wieder aufgerissen, sie hat sie auch vertieft und ordentlich Dreck hinein gebracht. Dass du nun wieder und vermehrt Todessehnsucht hast, ist damit völlig "logisch", denn deine Behandlung war nicht abgeschlossen und durch das, was dann passiert ist, brach alles wieder auf.

Was ich wichtig finde: mach dir keine Vorwürfe, dass das geschehen ist, was geschehen ist. Du warst da Teil einer sehr "kranken" Geschichte, wie du es selbst nennst und vieles davon ist deiner 2. Freundin zuzuschreiben. Ihr seid beide noch so wenig stabil, dass ihr euch gegenseitig total umgehauen habt. Und weil das alles wirklich schlimm ist und du zu Recht leidest, lass dich BITTE wieder einweisen. Du brauchst jetzt ein paar Wochen, wenn nicht sogar ein paar Monate Stärkung und musst mit Fachleuten an dem arbeiten, was geschehen ist. Nur dann wirst du unter diesem ganzen Seelenmüll feststellen, dass ein Mensch zum Vorschein kommt, der liebenswert und lebenswert ist. Wenn du nichts tust, WIRST du draufgehen. Du brauchst helfende Hände, die dich vor dem Strudel nach unten bewahren - und das ist keine Internet-Kummerkastenseite, auch wenn das natürlich ein guter und richtiger Schritt auf den richtigen Weg ist. Von uns aus gibt es aber nur den "Arschtritt", der dich in die richtige Richtung schubst. Weitergehen musst du ganz alleine und ich bin mir ziemlich sicher, dass du das auch willst.

Warum?

Du schreibst von der Todessehnsucht und davon, dass du eigentlich nicht mehr leben willst. Zwei Sätze danach kommt "BITTE HELFT MIR ICH GEH SONST DRAUF!!!". Verstehst du? Diese Todessehnsucht rührt wirklich nur von der totalen Überforderung her, die deine Seele momentan durch die Umstände mitmachen muss. Somit klappt innen alles zu, macht dicht und will "alles runterfahren". Eigentlich aber möchtest du gerne LEBEN, aber bitte ohne diesen ganzen Mist. Völlig verständlich und du hast das auch VERDIENT so zu leben, dass es dir gut geht.

Das Wichtige an der Sache ist aber, dass du das alleine anstoßen musst. Alles ist in dir drin, daher musst auch du der Aktive sein. Begib dich wieder in fachliche Hände, entweder Klinik 1 oder Klinik 2 oder eine neue, wenn du zu den beiden Institutionen kein Vertrauen mehr hast. Kämpfe um einen Platz, sprich mit deinen Ärzten, ich denke, da hast du ja auch schon Erfahrung. Es ist weder demütigend, noch total peinlich, sich einzugestehen, dass man eben nochmals anfangen muss. Du tust es für DICH. Für dein LEBEN. Dafür, dass du lernen wirst, mit dir selbst ins Reine zu kommen. Dazu braucht es Offenheit und den unbedingten Willen, das auch schaffen zu wollen. Die Hilfe von außen kann dann erst fruchten. Verstehst du das? Es ist wichtig, dass dir das klar wird!

Du hast so viel Aktion, so viel Leidenschaft in dir! Momentan richtest du das komplett gegen dich selbst, was bedeutet, dass du mit deiner Energie alles dafür tust, dich selbst zu schwächen. Merkst du das Paradoxe? Du tust alles dafür, mit aller Stärke die du hast, genau diese Stärke immer mehr abzubauen. Damit treibst du dich in den Ruin. Nutze deine restliche Kraft, um dir vor Ort Hilfe zu besorgen. Kämpfe für dich! Du bist es wert, beigebracht zu bekommen, wie du mit deinem Leben und dir umgehen musst. Es ist noch nichts verloren. Das ist es nur, wenn du so selbstzerstörerisch weitermachst wie bisher. Allerdings glaube ich, dass du das nicht willst, sonst wäre einer der Schnitte schon "der letzte" gewesen, da bittet man dann nicht mehr um Hilfe.

Ich kann dir von hier wirklich nur den Schubs in die Rippen geben, dich selbst zu retten, indem du dort, wo du bist, Hilfe anforderst und dir nicht zu schade bist, sie für dich zu beanspruchen. Du hast ein tolles Alter und nimmst dir momentan alle Chancen. Ich verstehe durchaus, warum es momentan so ist, denn du hast Schlimmes erlebt. Trotzdem darf es nicht so bleiben. In deinem weiteren Leben entstehen so viele Momente, die du noch leben kannst/sollst/musst. Und für diese tollen Momente ist es wichtig, dich selbst in einen Heilungsprozess zu begeben. Du hast noch einen langen Weg vor dir...und wer weiß, vielleicht steht am Ende dieses Weges eine neue Frau, die bereit ist, dir Kinder zu schenken...vielleicht hast du in zehn Jahren einen zweijährigen Sohn, für den es sich lohnt zu leben und den du dann auch behüten und beschützen kannst, was du jetzt nicht konntest und auch nicht könntest, hätte das erste Kind überlebt? Ihr wärt beide nicht fähig gewesen, wirklich Eltern zu sein, zu tief sitzen die eigenen schlimmen Probleme.

Auch wenn der Verlust dieses Kindes furchtbar ist (glaube mir, ich spiele das nicht herunter. Es IST furchtbar), so kann das nicht durch einen doppelten Verlust (den Verlust deines Lebens) ausgeglichen werden. Im Gegenteil. Für andere ungeborene Kinder, die vielleicht noch kommen sollen und vor allem aber für dich selbst: geh den Weg weiter, der LEBEN heißt. Hilf aktiv mit, dass dein Leben wieder in Ordnung kommt. Der Tod ist der Schlusspunkt, danach gibt es keine Entwicklung mehr. Alle Chancen sind mit einem Mal ausgelöscht. Da ist NICHTS mehr. Und Probleme lösen tut er auch nicht.

Daher kämpfe, Niklas. Für dich - für deine Zukunft, die du dann selbst gestalten kannst. Hole dir weiterhin Hilfe, begib dich nochmals für längere Zeit in eine Klinik. Gerade jetzt passt die Zeit auch gut. Und danach beginnst du dein neues Leben. Und ich weiß, dass da noch Dinge kommen, die dich total flashen werden....manche, weil sie furchtbar oder extrem blöd sind, das macht das Leben leider auch...aber auch unglaublich viele, weil sie so großartig sind. Nutze deine Chancen. Ich weiß, dass in dir wirklich Potential ist, das ausgeschöpft werden will.

Auf gehts, Niklas! Setz dich in Bewegung. Das kannst du. Du wirst es schaffen.
Schreib auch gerne nochmals, wenn du noch Fragen hast und bei Überlegungen vielleicht Hilfestellungen möchtest. Wir sind für dich da. Aber in erster Linie ist die Hilfe vor Ort die, die du brauchst.

Alles Liebe,

Dana