Problem von Laura - 13 Jahre

Ich mag meine Lehrerin sehr (zu sehr? Sie mich vielleicht auch?)

Hallo!
Und zwar hab ich ein Problem. Ich habe in der 6. Klasse eine neue Lehrerin in Bio bekommen(nennen wir sie 11) . Ich fand sie ganz okei, es war nichts besonderes. Ende des Jahres jedoch, habe ich sie mal gefragt, ob ich mit ihr reden könnte und schon ein Woche später hatte ich mein erstes Gespräch mit ihr. Ich habe 11 erzählt, dass ich ein andere Lehrerin an unserer Schule ziemlich sehr mag und irgendwie so komische Gefühle immer hatte, wenn ich die andere lehrerin sah. 11 erklärte mir, dass das normal sei und die andere lehrerin einfach ein Vorbild ist und es auch normal war sie anzuhimmeln usw. Diese andere Lehrerin ging jedoch auf eine andere Schule, was mich etwas traurig machte. Anfang 7. Klasse bekam ich sehr viele Probleme und fragte immer wieder 11 um gespräche, oder blieb einfach immer noch dem Unterricht da. Sie ist mir in der Zeit so krass wichtig geworden und immer, wenn ich sie gesehen habe, hab ich mich so sehr gefreut und mein Herz schlug schneller. Ich war mir trotzdem sicher, sie nicht zu lieben, das war was anderes. Ende Dezember habe ich herausgefunden, dass sich eine Freundin wegen mir ritzt. An dem Tag musste ich so sehr weinen und unsere Deutschlehrerin hat das mit gekriegt und wir haben uns während der Stunde ( wir hatten damals ein Abschlussessen gemacht, also hatten wir keinen Unterricht) zusammengesetzt ( also nur meine Deutschlehrerin, meine zwei Freundinnen und ich. Fast über die ganzen 45 Minuten habe ich nur geweint.. am Nachmittag hatten wir dann 2 Stunden Bio bei 11 und nach dem Unterricht erzählte ich ihr, was passiert war. Sie redete mit mir und als wir am Ende waren und sie sah das ich schon wieder Tränen in den Augen hatte, sagte sie: Lass dich umarmen ( oder "komm her" , irgendwie sowas) und umarmte mich. Es war der aller aller schönste Augenblick in meinem ganzen Leben. Alles klärte sich mit der Zeit und mir ging es wieder super.
Ende Februar rückte 11 Geburtstag näher und ich schrieb ihr einen sehr sehr langen Brief ( nicht der erste den ich ihr geschrieben hatte ) indem alles drin stand, was ich "fühlte" also, dass ich mich immer freue wenn ich sie sehe, das sie ein richtiges Vorbild für mich ist und so weiter.
Einen Monat später hatte ich Geburtstag und ich blieb wieder nach dem Unterricht bei 11 und fragte sie, was sie zu dem brief meinte. Sie sagte das ich mich nicht nur auf eine Person fixieren sollte, sondern mir von mehreren ein Beispiel nehmen sollte, und das es eben nicht so gut geht da sie eine Lehrerin, und ich eine Schülerin ist/bin. Es vergingen Monate bis zu den Sommerferien. das Gefühl wurde stärke, aber trotzdem konnte ich auch mal gut ohne sie Leben. 3 Wochen vor den sommerferien schrieb ich ihr einen Brief, anlässlich dafür, dass vor genau einem Jahr ich das erste Gespräch mit ihr hatte. Den Brief hat meine beste Freundin ihr gegeben, da sie Bio nachschreiben musste und ich in den Unterricht. Nachdem sie nach geschrieben hatte kam sie auf mich zu gerannt und erklärte mir folgendes:
Meine Freundin sagte zu 11: ich muss ihnen noch etwas geben
Meine Freundin gab 11 den Brief
11: Von wem?
Meine Freundin: Von Laura
11 fing richtig an zu Lächeln.
Nach dieser Situation dachte ich mir sehr das sie mich mag. Ich habe am letzten Schultag ihr noch Schokolade geschenkt und mit ihr geredet ganz kurz weil sie eigentlich keine Zeit hatte. Auf jeden Fall sind ja jetzt Ferien und ich vermisse sie schrecklich. Ich will ihr noch so viel sagen, zum Beispiel das sie einfach die schönsten Augen auf der Welt hat. Und ja ich weiß nicht, kann es vielleicht sein das sie mich auch mehr mag, es mir aber nicht sagen will wegen ihrem Beruf? Weil sie würde ihren Beruf doch dadurch aufs Spiel setzen oder? Ich würde sie ja fragen, aber ich hätte sowieso zu viel Angst.
Danke liebes Team für alles, ich hoffe ihr könnt mir antworten, mir ist das so unglaublich wichtig..
Vielen Lieben Dank einfach im Voraus!
Laura

Dana Anwort von Dana

Liebe Laura!

Sehr sorgsam habe ich deinen Text durchgelesen und ich kenne dein Problem gut. Es begegnete mir schon öfter auf meinem Werdegang hier, dazu bin ich selbst Lehrerin und auch als Schülerin bin ich damit in Berührung gekommen, daher habe ich mir "dich mal geschnappt".

Zuerst: es ist schön, wenn man eine Lehrerin hat, zu der man so aufsehen kann. Es ist auch schön, wenn sich dadurch Motivationen ergeben, gerade in dem Fach wirklich gut zu sein. Es ist schön, tagzuträumen und sich schöne Vorstellungen zu machen. Das alles machen viele Mädchen durch und dagegen gibt es auch absolut nichts zu sagen, es ist weder unnormal, noch muss man das unterbinden. Im Gegenteil: es wertet den Schulalltag ja auch auf, weil man immer etwas hat, worauf man sich freuen kann.

Nun allerdings kommt das große ABER und dieses ABER hat mit Grenzüberschreitung zu tun.

Laura, solange du deine Lehrerin anhimmelst, sie sehr magst und mit ihr ab und an persönlich sprichst, ist alles in Ordnung. Das alles fällt in das "Schöne", was ich eben beschrieben habe. Es ist auch für eine Lehrerin schön, wenn sie merkt, dass sie gemocht wird und mit Sicherheit mag sie dich auch, sonst würde sie sich die Zeit nicht nehmen.

ABER mehr sollte das nicht sein. Du willst ihr stärker nah sein, du willst ihr Komplimente über ihr Aussehen machen, du schenkst ihr Sachen, du schreibst ihr regelmäßig Briefe...das alles überschreitet eine Grenze, die sie dir auch schon versucht hat klar zu machen, zumal sie ja auch schon die zweite Lehrerin ist, bei der du etwas "enger" werden willst. Sie sagte dir nämlich, dass du dich nicht auf sie fokussieren sollst und auch andere Menschen als Vorbild nehmen solltest und dass etwas anderes zwischen Lehrerin und Schülerin auch nicht geht. Das ist ihre Meinung, auch wenn sie dich mag und das ist auch die richtige Einstellung.

Mit den Briefen, den Geschenken und den beschriebenen Gefühlen drängst du deine Lehrerin in eine Ecke, aus der sie kaum raus kommt. Sie weiß, dass sie euch alle gleich behandeln soll, sie mag auch sicher noch viele andere ihrer Schülerinnen gern, sie darf dir keine Sonderbehandlung geben und wie man hört, will sie das auch nicht. Es ist nicht professionell und auch nicht erlaubt, mit dir mehr zu tun als mit anderen, das sagte sie dir auch. Du forderst von ihr eine Aufmerksamkeit, die sie nicht geben sollte und steckst sie mit deinen Gefühlen in eine Rolle (irgend etwas zwischen geliebter Frau und Mutter), die sie nicht bekleiden darf. Sie gerät also in eine sehr beengte Lage und wenn du so weiter machst, kann es sein, dass sie sich irgendwann von dir zurück zieht, weil du ihr zu sehr auf die Pelle rückst. Ich selbst bin Lehrerin im Bereich Musik, habe diese Erfahrungen mit SchülerInnen auch schon gemacht und mache sie noch und ich kann daher aus dieser Warte heraus genau beschreiben, was ich tue, wenn Schüler oder Schülerinnen sich so verhalten.

Ich bin freundlich zu jedem und versuche, jeden gleich zu behandeln. Es gibt natürlich Schüler und Schülerinnen, die einem näher sind, weil sie sympathisch sind und/oder sehr gut mitarbeiten. Und genau da muss man dann als Lehrerin aufpassen. Es gibt Schüler, die Freundlichkeit und eine gewisse Zuwendung missverstehen. Dann kreisen die Gedanken nur noch um die Lehrerin und darum, ob man bei ihr vielleicht eine Sonderstellung hat...es entsteht ein Anhimmeln, manchmal sogar etwas, das fast Liebe genannt werden kann...bishin zu Abhängigkeiten oder völlige Auslieferung seiner/ihrer selbst...und das ist nicht gut, denn das tut weder dem Schüler gut, noch dem Lehrer, denn mehr als "normale Sympathie" und eine bestimmte Beratung, wenn es einem Schüler nicht gut geht, DARF NICHT kommen. Deine Lehrerin könnte ihren Job verlieren, wenn sie sich zu sehr mit dir befasst und zu viel mit dir macht, daher wird sie da aufpassen. Du hingegen solltest, gerade weil du sie magst, sehr vorsichtig mit ihr umgehen und FÜR SIE sein. Das bedeutet, dass du deine Gefühle nicht durchdrückst und dich zurück hältst, dass du besonders gut mitarbeitest in ihrem Unterricht, dass du alles tust, dass sie sich wohlfühlt. DAS ist Freundschaft und damit tust du ihr viel Gutes. Alles andere ist egoistisch und fordert eine Aufmerksamkeit, die dir nicht zusteht. Das rate ich auch meinen Schülern, wenn ich merke, dass sich da so etwas entwickelt und die Sprache drauf kommt. Ich habe meine Schüler übrigens danach nicht weniger lieb, aber das muss geklärt sein, damit es nicht in die falsche Schiene läuft.

Ich hatte als Schülerin eine Deutschlehrerin, die ich total verehrt habe. Sie war eine sehr edle Frau, intelligent und hatte eine "kühle Distanz", die ich total klasse fand. Ich bin manchmal um die halbe Schule gerannt, um ihr auf der anderen Seite "zufällig" über den Weg zu laufen. Ich mochte sie sehr, schnitt mir das Bild aus der Schülerzeitung von ihr aus und bemalte es mit Herzchen, wie man das halt so macht. Aber ich wahrte die Distanz, obwohl ich merkte, dass wir uns beide mögen. Sie wurde dann irgendwann schwanger und verließ die Schule, um zu einer Schule zu wechseln, die näher an ihrem neu gebauten Haus lag. Ich verlor fast den Boden unter den Füßen, habe aber durch unser Schulsekretariat bei ihr angefragt, ob ich mit ihr in Briefkontakt treten dürfe. Ich durfte und NACH meiner Schulzeit entwickelte sich das dann zu einer schönen Freundschaft. Ich war dann auch älter und die Schwärmerei hatte aufgehört, so konnte es zu einer wirklich normalen Freundschaft werden.

Hätte ich während meiner Schulzeit alles versucht, um den Kontakt zu intensivieren, hätte sie sich sicher zurück gezogen, einfach, weil das so nicht geht. Somit solltest auch du überlegen, worum es dir geht, wenn du an sie denkst. Geht es dir darum, auf alle Fälle irgendwie Aufmerksamkeit und "Liebe" zu ergattern? Dann wäre sie Partner- oder Mutterersatz...und das sollte sie auf keinen Fall sein. Wenn es so ist, wäre es wichtig zu schauen, warum du einen Ersatz brauchst und daran zu arbeiten, dass das nicht nötig ist. Wenn es dir wirklich nur um die Freundschaft zu deiner Lehrerin geht, solltest du dich so verhalten, dass eine Freundschaft auch möglich werden kann. Solange sie deine Lehrerin ist, auf Distanz bleiben und ihr deine Sympathie durch vermehrtes Arbeiten und freundliches Auftreten zeigen. Wenn sie später nicht mehr deine Lehrerin ist, kannst du natürlich auch um einen Kontakt bitten, den sie dir gewähren oder verweigern kann.

Ich kann dir aus meiner Erfahrung als Lehrerin oder Schülerin nur sagen, dass ein Zuviel an Gefühlen und Zuwendung nur ungesund ist und meist schrecklich endet, weil der Lehrer sich zurück ziehen MUSS. Daher mein Ratschlag oben, den ich dich bitte zu beherzigen. Du wirst auch merken, dass sich diese Schwärmerei nicht auf ewig hält, was auch gut ist. Bitte, enge deine Lehrerin nicht ein, nur weil du mal etwas Schönes von ihr gesagt bekommen willst. Hol dir diese Beachtung durch deine fachliche Kompetenz, indem du viel lernst und erarbeite dir ihren Respekt, statt dir durch Briefe und Problemgespräche Aufmerksamkeit zu ergattern. Du wirst merken, dass das dann wirklich langlebiger und gesünder ist.

Ich weiß, du wolltest gern etwas anderes hören, ich kann nur hoffen, dass du mir und meinen Erfahrungen Glauben schenkst und dich etwas zurück hältst.

Alles Liebe,

Dana