Problem von Selin - 13 Jahre

Jugendheim?! Nur noch weg!

Erstmals danke, für das Zeitnehmen. Ich hoffe ihr antwortet mir denn ich weiß wirklich nicht mehr was ich tun soll.

Wisst ihr wie es ist wenn man es nicht mehr erträgt eine Person anzuschauen mit ihm zu reden... Ich rede von IHM. Meinem Vater. Vor zwei Jahren hatten meine Eltern einen großen Streit. Er schrie dann plötzlich :ich bring euch alle um. Er fing an meine Mutter zu schubsen. Meine Mutter wusste das sowas kommen würde und sagte zu mir ich soll die Polizei rufen. Das Tat ich auch. Es war so schlimm. Ich glaube so etwas könnte ich nicht nochmal zusammenbringen...

Ich kann euch nicht alles erzählen was er mir/uns alles angetan hat. Aber eins solltet ihr wissen. Er hat zwei Gesichter. Neben meiner Mutter spielt er den netten. Kaum sind wir allen spürt man was für ein schlechter Mensch er ist.

Sie haben sich in den Sommerferien versöhnt. Seit dem Zeitpunkt hat sich alles verändert. Er soll wieder mit uns an einem Tisch sitzen. Wieder in unserem leben Teil haben. Sich in jeder Kleinigkeit einmischen.

Ich Ertrage das nicht. Nach allem was er gemacht hat mir gegenüber und meiner Mutter. Sie sagt zu mit sie will nur ihren Frieden. Was ist mit uns. Was wollen meine kleinen Brüder und ich? Ich Wette sie wollen keinen agressieven, Scheiß Vater wie diesen hier haben.

Ich kann nicht mehr in diesem Haus unter einem Dach mit IHM leben. Entwieder geht er oder ich. Meine Mutter will zwar nicht dass ich gehe aber wenn sie zu allem zur noch ja und Amen sagt nur dass kein Stress mehr auftaucht. Was kann ich dazu noch sagen.

Jetzt bleibe ich erstmals ein paar Tage bei einer Bekannten...

Dana Anwort von Dana

Hallo, Selin!

Ich kann dich gut verstehen, dass du unglaublich wütend bist. Ich weiß jetzt zwar nicht, was dein Vater alles getan hat, aber dein Hass auf ihn scheint ja groß zu sein. Wenn die Polizei schon einmal kommen musste, dann ist es ja durchaus ernster.

Es gibt verschiedene Wege, wie man sich des Problems annehmen kann. Hasstiraden abfeuern und versuchen, auszuziehen, ist meiner Meinung nach gerade in deinem Alter eher ein nicht so guter Weg. Ich möchte dir gerne andere Wege vorschlagen, vielleicht passt einer ja auf deine Familie und auch dich.

Zuerst ist es wichtig, dass deine Mutter weiß, wie ernst es dir ist. Das Problem: wenn Kinder einfach "los toben" und schreien und heulen und sagen, dass sie nicht wollen, geht meist bei den Eltern (in dem Fall bei deiner Mum) die Rollladen runter. Die Kinder werden als "aha, sie trotzen schon wieder rum" abgestempelt und nicht so ganz ernst genommen. Am besten wäre es, du würdest in einer wirklich RUHIGEN Minute (wenn du ruhig und entspannt bist und deine Mum es auch ist), dich mal zu ihr setzen und ruhig, sachlich und erwachsen über das Thema diskutieren. Das ist natürlich schwer, weil du verständlicherweise sehr emotional bist und auch Angst und Wut im Bauch hast. Trotzdem: wenn du es schaffst, deiner Mum begreiflich zu machen, wie sehr du leiden würdest, wie schlimm es wäre, wenn dein Vater wieder um euch wäre und dass es für deinen Bruder und dich einfach nur eine Last bedeuten würde, dann sollte deine Mutter auch wirklich zuhören. Du bist ihr Kind, es wäre wichtig, dass sie sich da nicht verschließt. Erkläre ihr, was dein Vater so alles tut, wenn sie nicht dabei ist. Was er sagt etc. Wenn du Angst hast, dass sie es gleich deinem Vater weiter erzählt, lass diesen Punkt erstmal aus.

Wenn du denkst, dass dieses Gespräch so nicht führbar ist, weil du zB nicht in der Lage bist, ruhig zu bleiben oder deine Mutter sowieso nicht zuhören wird, dann gibt es die Möglichkeit, dich an jemanden zu wenden, der dir zuhört und dir vielleicht auch helfen kann. Das wäre zB eine Verwandte/Lehrerin/dein Vertrauenslehrer an der Schule/eine Mutter einer Freundin etc. Ich hoffe, es gibt jemanden in deinem Umkreis, der sich traut, da Verantwortung zu übernehmen und dem du Vertrauen entgegen bringen kannst. Dieser Jemand sollte dann mit dir alles durchgehen und vielleicht auch mit zu deiner Mutter kommen, wenn du mit ihr sprichst. Einen Vermittler dabei zu haben, ist meist gar nicht so verkehrt.

Des weiteren wäre es sicher gut, mal bei pro familia anzurufen oder bei der Caritas der Kirchen oder auch gerne beim Jugendamt. Auch wenn du erst 13 bist, du solltest gehört werden. Dafür ist es allerdings auch nötig, dass du selbst überlegst, wie stark schlimm es wirklich ist und was dein Vater alles getan hat und noch tut. In so einem Fall ist es gut, Buch zu führen über das, was passiert ist und passiert. Schreib einfach mal alles auf, was du noch so weißt, was er getan und gesagt hat. Das kannst du dann dort vorlegen, damit du nicht alles nochmal und nochmal sagen musst. Es gibt von den genannten Ämtern und Institutionen so genannte Familienhelfer, die aktiv in die Familie kommen und alles wieder ins Reine bringen, bzw kommen und schauen, wie es läuft. Die Frage ist, ob ein Familienhelfer bei euch sinnvoll ist, wenn dein Vater in der Lage ist, sich zu verstellen.

Mein Rat also: such dir zuallererst jemanden Erwachsenen, dem du vertraust und der/die dich unterstützen kann. Das Buchführen kannst du auf jeden Fall mal machen, damit du schwarz auf weiß hast, was wirklich passiert ist. Allerdings sollte da auch nur das stehen, was wirklich passiert ist. Du musst dahinter stehen können. Also nicht aus Wut noch alles mögliche dazu schreiben, sondern nur die harten Fakten. Was ist passiert, wie ist es passiert, was hat er gesagt? Keine Wertung dazu (sowas wie "ich hass den so!!!"). Deine Mutter sollte dann genau erfahren, wie schlecht es dir geht. Wenn das absolut keine Wirkung hat, wäre der nächste Schritt dann der Gang zu pro familia oder einem der Ämter. Ob du das alleine machen kannst, weiß ich nicht. Du bist mit 13 ja nicht mehr ein Kleinkind. Wenn du also in der Lage bist, die Adresse rauszusuchen und hinzufahren, kannst du das machen, ich würde aber empfehlen, einen Erwachsenen mitzunehmen. Es gibt sicher auch die Möglichkeit, jemanden von pro familia oder vom Jugendamt in die Schule zu bestellen. Das würde dann gut gehen, wenn du mit einem Lehrer oder einer Lehrerin reden würdest, die sich dann mit dir um die ganze Sache kümmert.

Insgesamt sollte es darum gehen, die Lage zu klären, nicht, Rache an deinem Vater zu üben, ja? Sonst setzt du dich mit ihm auf eine Stufe.

Ich wünsche dir viel Erfolg und hoffe, dass du bei der Wahl deiner Vertrauensperson gut und richtig entscheidest.

Alles Liebe,

Dana