Problem von Niklas - 14 Jahre

Ich halte das Geschrei der kleinen Kinder nicht mehr aus

Hallo, vor kurzem haben meine Nachbarn Zwillinge zur Welt bekommen, und die ganze Famillie tut so als wären sie die einzigsten Menschen, sie lassen die Kinder immer schreien und gehen dann auch noch nach draußen, die Eltern und die Großmutter sind dann auch noch so laut. Manchmal stell ich mir einfach vor, wie ich zum Zaun rüberklettere und die kleinen Kinder anschreie, dass sie das M**l halten solen. Was soll ich tun?

Dana Anwort von Dana

Lieber Niklas!

Auweh, gleich zwei Schreihälse in der Nachbarschaft. Wie sehen das denn deine Eltern oder die anderen Nachbarn? Kommen die damit klar oder ist es für sie auch so nervig?

Zuerst einmal: die Babys trifft keinerlei Schuld. Es ist wichtig, dass du das trennst. Sie sorgen zwar für den Lärm, aber Babys tun das nun mal. Sie schreien, wenn sie sich unwohl fühlen und es gibt Kinder, die zB Blähungen haben oder denen es sonst nicht gut geht, wenn sie alleine sind...und dann schreien sie. Manche Eltern rennen dann jedesmal hin, manche lassen die Kinder auch mal brüllen. Die Erziehungsbücher sind sich nicht einig, welche Methode die bessere ist.

Ich weiß, dass das, was ich dir jetzt empfehle, sehr schwer ist, aber ich denke, es ist die einzige wirklich wirkende Möglichkeit.

Es gibt einen sehr schönen Spruch:

ELIMINIERE (vernichte) DEINEN FEIND!
.....
Mach ihn zum Freund...

Du musst damit deinen Frieden machen.
Ich erinnere mich an meine Mutter, die sehr lärmempfindlich ist. Und über unserer Stadt wurden die Flugschleifen der Flugzeuge, die den Flughafen ansteuern, geändert, so dass sie vermehrt über das Haus meiner Eltern fliegen. Meine Mutter war nahe am Nervenzusammenbruch. Sie überlegte schon umzuziehen, auszuwandern und hörte nervös auf jeden Flieger, der über das Haus zog. Ich habe damals oft mit ihr gesprochen und die Lösung war wirklich: "Mach deinen Frieden mit der Situation". Sie ist so, wie sie ist, sie ist nicht änderbar, aber man kann damit leben. Es wirkte, meine Mutter arbeitete aktiv auf den Frieden hin und heute sind die Flieger kein Thema mehr.

Anderes Beispiel: eine Freundin von mir schwimmt täglich morgens eine Stunde. Im Wasser sind dann meist dieselben Leute, die auch jeden Tag morgens kommen. Ich bin auch oft dabei. Es gibt da zwei, drei "Typen", die anfangs sehr hart durchgeschwommen sind und öfter auch keine Rücksicht genommen haben. Boah, war meine Freundin sauer. Irgendwann war sie soweit zu denken, dass die extra ihretwegen so schwimmen und sie fast umreißen, dachte dann, die könnten sie nicht leiden etc. Auch hier riet ich: "Eliminiere deinen Feind...mach sie zu Freunden." Meine Freundin sprach die Schwimmer irgendwann einfach mal an...geriet ins Gespräch...und plötzlich war alles nur noch halb so schlimm. Die Typen waren nett und plötzlich waren sie im Wasser auch aufmerksamer.

Die Situation, sowohl die mit den Flugzeugen, die mit den Schwimmern als auch deine mit den Babys IST so, wie sie ist. Manche Situationen sind änderbar, manche nicht. Klar wäre es schöner, wenn die Babys weniger brüllen würden und es wäre netter, wenn eure Nachbarn weniger laut wären. Aber so ist es nunmal. Wenn du dieser Situation nun den Krieg erklärst und jedesmal vor Wut schnaubst, wenn du einen Quietscher von nebenan hörst, wirst du dir selbst das Leben zur Hölle machen. Die Situation wird sich nicht ändern, weil du vor Wut fast platzt und wenn du mit deinen Nachbarn Streit anfängst, wird alles nur noch schlimmer, weil sie dann absolut nicht einsehen, warum sie dir entgegen kommen sollen, wenn du so blöd auf ihre süßen Babys reagierst. Logisch?

Wie aber könntest du also nun deinen Frieden mit der Situation machen?
Du könntest die Familie mit den Kleinen mal kennen lernen. Wenn es Nachbarn von euch sind, lass deine Eltern ein kleines Spielzeug für jeden der Babys kaufen und geh rüber. Guck dir die Kleinen an, rede mit den Eltern, zeige Interesse. Warum? Menschen, die man kennen lernt, entpuppen sich zu 90% als annehmbar. Wenn du sie kennst und sie dich, wird dich das Geschreie nicht mehr so stören und sie werden mehr Rücksicht üben. Wenn du sie kennst, kannst du auch mal freundlich fragen, ob die Kinder denn krank sind, weil sie so sehr schreien? So kann man vorsichtig aber klar sagen, dass man das hört und dass es stört. Vielleicht nicht gleich nach fünf Minuten nach dem Kennenlernen, aber irgendwann schon.

Es ist wirklich so, das kann ich dir versichern, dass, wenn man sich kennen lernt, man anders miteinander umgeht. Es ist plötzlich kein anonymer Feind mehr, die Situation bekommt ein neues Gesicht.

Wenn du keinen Bock hast, sie kennen zu lernen, dann arrangiere dich trotzdem mit der Situation. Sie ist ja auch nicht endlos, die Kleinen werden älter. Ich sitze gerade hier im Büro, während ich dir schreibe, habe das Balkonfenster offen und unten spielen ungefähr 10 Kinder zusammen in den angrenzenden Höfen. Die sind alle miteinander verbunden und die Kids spielen Fangen. Ich sag dir, das ist ein Gekreische! Wenn es richtig heiß ist, bauen die Nachbarn ein kleines Schwimmbecken auf und es geht den ganzen Nachmittag "KREIIISCH PLATSCH KREIIISCH PLATSCH"...ich könnte jetzt ausrasten und die Krise kriegen, weil es dauernd laut ist...aber ich kenne alle Nachbarn um uns herum, manche kommen auch mal lächelnd und fragen uns, ob wir das alles aushalten, oder ob sie die Kinder zur Ordnung rufen sollen...NEIN, sollen sie nicht. Die Kinder sollen sich entfalten, uns stört das nicht, es gehört zum Leben und dem "Lärm des Lebens" einfach dazu. Wir können das wegschalten. Wenn es mal zu arg würde, weiß ich aber, dass ich auch sanft mal was sagen könnte und man würde darauf Rücksicht nehmen. Einfach, weil man sich kennt und mehr oder weniger mag. Würde man sich nicht kennen, wäre alles anonym...ich bin mir sicher, es wäre jedem egal, was der andere denkt.

Und genauso kann es dir eben auch gehen. Wenn du deinen Frieden mit der Situation machst, egal, ob du die Chance zum Kennenlernen nutzt oder nicht (hilfreich ist es wirklich!), kannst du wieder entspannen. Und dadurch änderst DU die Situation für dich ganz alleine. Anders würde sie bleiben und sich sogar verschlimmern. Daher mein ernst gemeinter Tipp: lerne "deinen Feind" kennen. Gehe offen mit der Situation um und lerne verstehen. Das macht es um SO vieles einfacher...das kann ich dir aus meinem Erfahrungsschatz wirklich sagen.

Lieber Niklas, mach es gut...ich hoffe, du kommst bald klar!

Liebe Grüße,

Dana