Problem von Anonym - 22 Jahre

Beziehungskrise

Hallo,
mein Freund (27) und ich, haben einen 10 Monate alten Sohn.
Seit Monaten nun( etwa 6-8), stecken wir so tief in einer Beziehungskrise, dass ich keine Möglichkeit mehr sehe, was ich selbst an den Zustand ändern kann.

Der übliche Tagesablauf sieht so aus, dass er morgens zur Uni geht, und ich auf unseren Sohn aufpasse, und ab 4 ein Schichtwechsel stattfindet, also er passt auf unseren Sohn auf und ich lerne.
Wir haben keine Geldsorgen, unser Kind ist gesund, der Alltag ist anstrengend, aber machbar und trotzdem haben wir dauerhaft Streit.

Unsere Streitigkeiten entwickelten sich während unserer Beziehung wie folgt:
Anfangs war ich nur beleidigt, sichtbar wütend oder ähnliches, damit er seinen Fehler begreift... einige Zeit später hat das nicht mehr gereicht, damit er den Fehler irgendwann mal einsehen mag...das hat mich dann so getroffen dass ich geweint habe.. das hat den auch wenig interessiert.
Ich habe Sachen zerstört, was ihn eher dazu gebracht hat auf mich sauer zu sein.
Wieder später fing ich an auf ihn einzuprügeln, weil ich keinen Ausweg mehr sah, er hat mich mit seiner Ignoranz so hart getroffen. Auch das war ihm völlig egal.
Nach einiger Zeit hatte er mehrere blaue Flecke, und fing an mich zurück zu schlagen. Ich war über und über mit blauen Flecken übersäht, und meine Hand war mehrere Male verstaucht.

Ich war die einzige, die wegen unseren Beziehungsproblemen versuchte Hilfe beim Psychologen zu bekommen.
Seit April ist nun bekannt, dass ich ADHS habe, also sehr schnell reizbar und aggressiv bin, man mir beispielsweise auch Dinge zehn mal sagen muss, da ich sehr oft vergesse..
Mir ist bewusst, dass ich dadurch ein sehr schwieriger Beziehungspartner bin.

Die Prügelei hat seitdem ich meine Medikamente nehme aufgehört, doch das Problem ist das alte: er sieht mich nicht, auf Anerkennung oder mindestens ein "Danke" für meine Taten im Haushalt, meine Bemühungen, dass unsere Beziehung wieder besser wird oder ähnliches, könnte ich warten, bis ich ins Gras beiße.
Das einzige woran er Interesse hat, ist nach der Uni fernzusehen, mit seinem Handy zu spielen und seine Ruhe zu haben. Er hat großes Interesse an unserem Sohn, kümmert sich auch ausgezeichnet!!, doch mit mir will er nichts mehr zu tun haben.
Ich habe mittlerweile so oft versucht ihn auf das Thema anzusprechen, dass er dauernd sagt " darüber haben wir schon gesprochen, ich will mich nicht mehr wiederholen", genau den Satz höre ich jedes mal, wenn ich versuche unser Problem zu lösen.

Er sagte, dass unsere Beziehung einfach zu viel mitgemacht hat ( das ganze Prügeln und gegeneinander sein), und stellt sich vor alle Welt als Opfer da.

Das einzige was ich erreichen will, ist, dass unsere Beziehung ein Ort der Sicherheit und des Wohlfühlens wird, wie es damals war, aber ich weiß nicht mehr, wie ich das machen soll.
Täglich versuche ich mit ihm über das Thema zu sprechen, doch dauernd blockt er ab.
Unsere Eltern sind auch ratlos wie sie uns noch helfen können, und von ihnen kommt mittlerweile nur noch ein " reißt euch doch mal zusammen " oder " denkt doch mal an euer Kind".

Trennen können wir uns auch nicht, denn obwohl ich das alleinige Sorgerecht habe ( weil wir nicht verheiratet sind), will ich ihm natürlich sein Kind nicht vorenthalten, und unser Alltag ist ausgesprochen gut aufeinander abgestimmt, sodass wir beide davon profitieren, ohne dass unser Sohn, noch unser Studium zu kurz kommt.
Wir wollen uns auch eigentlich nicht trennen, denn wir lieben uns, so komisch sich das auch anhören mag.

Allerdings übersieht er mittlerweile mein Weinen, meine Traurigkeit, dass ich verzweifelt bin. All das interessiert ihn überhaupt nicht mehr... das einzige was noch kommt ist " geh ins Schlafzimmer, wenn du laut weinen willst " oder "lass mich in Ruhe, ich hab keine Lust zu diskutieren".

Niemals ist er nach einem Streit auf mich zugegangen, immer mache ich den ersten Schritt, und selbst wenn er ganz eindeutig Schuld ist ( z.B. weil er mich belogen hat ), zieht er die ganze Sache später so, dass ich Schuld bin ( z.B. weil ich spioniert habe, was ich niemals getan habe, oder weil man mir ja sowieso nichts anvertrauen kann), und um die Sache aus der Welt zu schaffen, muss ich mich dann Tatsächlich entschuldigen, dafür, dass er mich anlügen MUSSTE!!!
Das schlimmste ist, dass er seine dominante Mutter immer mit ins Boot holt, die ihren Sohn beschützt, wie eine Löwin, jedes denkbare Verhalten ihres Sohnes ist meine eigene Schuld, und meine verstauchte Hand ist auch meine eigener Fehler, " wenn ich er wäre, dann hätte ich dir noch viel schlimmeres getan", sagt sie dann öfters, mindestens genauso oft, dass ich eine schlechte Mutter bin, und sie mir das Sorgerecht wegnehmen will, weil ich ja krank bin ( dank meinen Freund hat sie von meiner ADHS erfahren).
Dass ich unseren Sohn nicht gern zu ihr gebe ist deshalb bestimmt nachvollziehbar, nicht aber für sie, und mein Freund ist dauerhaft auf ihrer Seite, bzw. hält sich raus.



Ich möchte gerne wissen, wie ich mit der Situation mit meinem Freund umgehen soll, meine Familie sagt, ich soll ihm erst mal die Zeit geben, die er braucht um das Geschehene zu verarbeiten, aber ich bin sehr ungeduldig, und möchte immer alles sofort klären.
Ich bin auch einsichtig, dass ich viele Fehler gemacht habe, doch auch überhaupt nicht nachtragend, sodass ich ihm sofort alles verzeihe, doch er wirft mir Dinge noch Jahre später vor.

Wie soll ich damit umgehen, dass ich nicht die Aufmerksamkeit von ihm bekomme, die ich brauche, ohne, dass ich es schaffe mit ihm in Zukunft vernünftig zu sprechen, denn das lässt er ja nicht zu?

Soll ich für ein paar Tage/ Wochen zu meinen Eltern flüchten, damit sich die Situation entspannt?

Oder sollten wir uns tatsächlich lieber trennen?


Herzlichen Dank für Ihre Hilfe

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

nachdem ich deinen Brief gelesen habe, kam mir nur ein einziger Gedanke in den Sinn:

Macht eine Pause.

Euer Leben ist nicht nur eingefahren, sondern auch VERfahren. Unglücklich zusammen leben, nur weil es gerade so bequem ist, ist doch unfair euch beiden gegenüber. Ihr ödet euch an...du würdest gerne etwas mehr Nähe haben, er kann sie dir so nicht geben. Ein Baby oder Kleinkind sollte niemals Kitt einer Beziehung werden. Das ist eine Verantwortung, an der ein Kind schnell auch Schaden nimmt, ohne dass die Eltern das wollen.

Dein Freund hat einiges von dir abgekriegt, du auch von ihm...es ist viel passiert, was zwischen euch steht. Da ihr euch aber jeden Tag seht und weiterhin annervt wird es so sicher nicht besser.

Wenn die Möglichkeit besteht, für eine Weile zu deiner Mutter zu gehen und für das Kind gesorgt ist, wenn du lernst oder deiner Ausbildung nachgehst, dann mach das wirklich mal für eine Weile. Ja, ihr habt ein Kind zusammen und die Verantwortung dafür, aber das Kind ist dann sicher nicht schlechter dran, wenn es mal bei seinem Papa ist und mal bei dir...das ist besser als wenn es zuhören muss, wie ihr euch anschreit oder wie du weinst. Kinder nehmen die Atmosphäre der Umgebung sehr genau auf, selbst, wenn sie noch klein sind. Es wäre also gut, wenn mal Entspannung den Tag durchzieht und nicht Traurigkeit, Wut oder Enttäuschung. Ich bin mir sicher, dass ihr, wenn ihr miteinander redet, meist schon so einen "kühl-genervten Grundton" drauf habt. Das merkt ihr schon gar nicht mehr, aber das Kind registriert das. Ihr bietet ihm so keine herzliche Atmosphäre, dann könnt ihr euch auch zeitweise oder für immer trennen.

Der Abstand, den dein Freund und du dann hättet, kann helfen, euch auf eure Partnerschaft neu zu besinnen, zB wenn ihr plötzlich merkt, dass der jeweils Andere euch fehlt. Oder wenn ihr über bestimmte Dinge nachdenkt und merkt, dass der Andere da durchaus Recht hatte. Vielleicht sieht dein Freund dann auch, dass du ihm gar nicht so egal bist, wie er denkt. Es könnten Gespräche folgen und die Überlegung, wie man wieder ein besseres Miteinander hinbekommt. Momentan ist da Schicht im Schacht, er will einfach nicht reden und hat null Bock. Natürlich kann es dann auch sein, dass der Abstand die Schlucht zwischen euch noch vergrößert. Dann ist es aber sowieso besser, man trennt sich, anstatt dieses Theater noch ewig mitzumachen. Dann ist es doch wirklich sinnvoller, man sucht sich neue Partner, die einem vielleicht auch Liebe und Geborgenheit entgegen bringen und bei denen man sich in der Beziehung einfach wohl fühlt.

Niemals sollte man in einer scheinbar kaputten Beziehung einfach ausharren, weil es "bequem" ist und alle Furchen so schön ausgewalzt sind. Das Leben bietet viel mehr!

Daher mein Tipp: Trennung auf Zeit, richtig auseinander ziehen, allerdings mit der Idee dahinter, wenn der Abstand groß genug ist und man mal wieder ruhig miteinander reden kann, ein neues WIR entdecken zu wollen. Solltet ihr merken, dass ihr den Anderen nicht vermisst...dann ist die Beziehung auch nichts mehr. Dann sollte man auch loslassen und vernünftig für das Kind eine gute Lösung finden, aber getrennt bleiben.

Ich wünsche dir, dass das Beste für dich und deine kleine Familie passiert, egal, wie das aussieht.

Liebe Grüße,

Dana