Problem von Anonym - 15 Jahre

Urlaubstrauer..

Hey,

Ich bin zur Zeit im Urlaub in einem hotel. Es ist total schön hier und es gefällt mir so.
Vor einer woche habe ich mich beim surfen verletzt und bin mit der wunde zu einem der "bademeister und ärzte" (also die sind dafür zuständig wunden zu desinfizieren und so)
Also ich bin da hin und einer von ihnen hat sich drum gekümmert . Dabei haben wir uns viel unterhalten (jedenfalls versucht, da wir nicht die gleiche Sprache sprechen) und es war echt cool, wir haben viel gelacht und so. Die nächsten tage bin ich dann jeden tag zu ihm, manchmal sogar zwei mal, wir haben weiter gequatscht und das ganze hat meistens über ne stunde gedauert da wir mehr geredet haben als meine wunde zu versorgen.
Ich habe mich immer schon gefreut wieder dort hin zu gehen.. und wir haben uns echt gut verstanden. Eigentlich müsste ich dort gar nicht hingehen da die wunde gar nicht mehr
so schlimm war. Aber es hat uns beiden Spaß gemacht zu reden, deswegen meinte er auch immer ich sollte den nächsten tag wieder kommen.
Tja, irgendwann habe ich dann angefangen, die wunde mit Absicht beim heilen zu "stören" und daran rumgepiddelt.. nur damit ich einen grund hatte, zu ihm zu gehen.
Wieso tue ich sowas? Wieso füge ich mir freiwillig schmerzen zu?? Ich verstehe es selber gar nicht!
Ich denke auf keinem fall, dass ich irgendwelche gefühle für ihn habe, auch wenn er echt gut aussieht, total nett ist, und man echt gut mit ihm reden kann. Aber er ist 22 und wohnt soweit weg und, nein, ich denke es echt nicht.
Aber ich mag ihn schon gerne und wenn ich jetzt daran denke, dass ich bald fahee, und ihn wahrscheinlich nie wieder sehe tut mir weh. Deswegen ist mir die ganze zeit zum heulen zu mute und das habe ich auch getan. Ich... der Gedanke ist richtig schlimm. .. wieso??

Ausserdem habe ich das gefühl total am falschen fleck zu sein.. in Deutschland.... da sind schon nette Leute, aber bei ihm zum beispiel, wir verstehen uns so super und auch viele andere sind toll! Diese Leute will ich um mich haben. Da geht es mir gut, mit denen will ich was machen, bedreundet sein!Wieso gibt es dort niemanden, der so ist?? Ich verstehe es nicht. Ich will dort nicht zurück, hier fühle ich mich wohl und hier würde ich viel lieber sein.
Versteht man das?:/

Und was soll ich nur machen? Ich würde ihn so gerne wiedersehen und alles, mann, ich heule gleich wieder! Er hat mich zwar schon auf facebook angefragt aber trotzdem. .. ich sehe ihn wahrscheinlich nie wieder.

Ich fühle mich zu hause so unglücklich .. da ist niemand, den ich so habe. Ich fühle mich so allein. Es scheint als gäbe es überal tolle leute ausser dort, wo ich lebe :(

Entschuldigung, dass das alles so wirr ist. Ich hoffe ihr könnt mir helfen, es geht mir so schlecht. Ich drehe echt durch :/

Vielen dank.

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich liebe Anonyme!

Die Heimat ist da, wo dein Herz ist. Und das Herz hat die Eigenschaft, eine Weile zu wandern, bis es am rechten Fleck ist.

Es gab eine Zeit, da wollte ich auch nichts Anderes, als Deutschland den Rücken kehren. Warum? Nun, weil hier eben nicht woanders ist! Man sagt zwar, das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite. Aber kann das allein der Grund sein? Ich denke nicht. Besondere Menschen gibt es überall auf der Welt - man muss sie bloß finden. Und wenn man einen gefunden hat (was schon schwer genug ist), dann verblasst neben ihm alles. Ob es nun ein Freund ist oder ein Partner, macht wenig Unterschied. Wer will schon einen Edelstein fallen lassen, wenn man ihn einmal hält?

Ich verstehe dein Gefühl - dass ihr via Facebook in Kontakt bleiben könnt, ist doch schon mal gut? Das Tolle an einer Freundschaft ist ja gerade, dass sie durch die Entfernung nicht abnimmt. Wenn ein geliebter Mensch weit entfernt ist, wenn man ihn nicht sehen und berühren kann, dann muss die Liebe irgendwann schwinden. Vielleicht ganz leise und langsam, sodass man es erst gar nicht merkt. Liebe kann große Distanzen überbrücken, und große Zeiträume. Aber irgendwann will sie frei sein - und frei bedeutet, Herz an Herz pochen. Aber eine Freundschaft ist noch fester. Sie kann sich darin genügen, nur hin und wieder vom Anderen zu hören. Denn es ist ein Band da, das besagt, dass zwei Menschen einfach im selben Schritt durchs Leben gehen. Ich bin sicher, ihr werdet euch nicht aus den Augen verlieren, wenn ihr euch so gut versteht. Versuch doch erstmal, das anzunehmen. Denn es ist ja positiv, du wirst ihn nicht verlieren. Und außerdem: Wer sagt denn, dass ihr euch nie wieder sehen werdet? :)

Stell es dir einmal vor: Wie wäre es, wenn du in deinem Urlaubsland leben würdest? Mittlerweile bist du vielleicht schon wieder daheim. Dann hat sich vielleicht schon Manches geklärt. Aber so schön es im Urlaub ist, man muss sich klar machen: Den Standort dauerhauft zu wechseln, bedeutet nicht, seine Emotionen auszutauschen. Wer in ein anderes Land zieht, der nimmt seine Sorgen und Probleme mit. Und er muss damit rechnen, dass die Magie seiner Wahlheimat, davor nicht bestehen kann.

Vielleicht hilft es dir, das alles mal aus einem anderen Blickwinkel zu beleuchten: Dein Urlaub gefällt dir. Das ist toll, denn das ist der Sinn dahinter. Aber ich bin sicher, es gibt auch daheim viele neue, interessante Gesichter zu entdecken - nicht weniger als dort. Und über die, die du schon kennst, hinaus. Kann es nicht dein Ehrgeiz sein, sie zu finden? Überall dort zuhause zu sein, wo du Freunde gefunden hast? Du bist ja nicht auf alle Zeit an Deutschland gebunden. Aber ist es nicht schade, immer etwas Anderem nachzujagen? In deinem nächsten Urlaub kann es sein, dass du es ganz anders empfindest. Nicht negativ anders, aber trotzdem verschieden. Die Dinge ändern sich immer. Mag sein, du triffst morgen auf eine unheimlich tolle Person in Deutschland (wenn du gerade da bist), und dann verblasst deine Urlaubszeit erstmal. Es ist ein Spiel in vielen Farben, aber keines in schwarz und weiß. Für diejenigen, die an deinem Urlaubsort wohnen, ist es dort Alltag. Sie könnten dir viel erzählen, was für sie im Argen liegt - privat, und überhaupt. Auf einer Reise bekommst du im Ganzen eher Streiflichter geboten, und meistens die schönsten; was dir nicht so gefallen könnte, bleibt meist verborgen.

Ich möchte dir einfach mitgeben: Versuch nicht zu sehr, in dunklen und hellen Tönen zu denken! Sondern in bunten! Heute möchtest du im Urlaub zuhause sein, morgen scheint er dir weit weg. An einem Tag kannst du eine Person nicht riechen, am nächsten wünschst du sie dir her. Versuche, das Beste mitzunehmen! Es gibt Menschen, die für uns ganz besonders sind. Aber machen nicht alle unsere Freunde und Bekannten gemeinsam, unser Dasein zu einem Erlebnis? Freu dich deiner Weltoffenheit, deiner positiven Ausstrahlung, die du zweifellos hast; erhalte dir die Freundschaften, soweit du kannst - und das ist hier ja der Fall -, aber hab auch den Mut, sie zu belasten. Sei es durch Entfernung, durch Trennung, oder dadurch dass sie sich ändern: Auch diejenigen, die du im Urlaub um dich hast, sind nicht immer gleich. Auch sie haben ihre Launen und schlechten Tage - da dein Freund aber in dem Hotel arbeitet, muss er damit auch zurück halten. Wie dem auch sei, ihr mögt euch, vertraut darauf, dass es anhält! Freundschaft ist ein zu schönes Erlebnis, um endlich gedacht zu werden. Es liegt in ihrem Wesen, dass man nicht um sie Angst haben muss, oder - es sei denn, man stellt sich total gegen den Anderen? Ich wünsche dir, dass du deinen Ehrgeiz darauf richten kannst, noch viel mehr solche Freundschaften zu schließen - auf Reisen, daheim, und auch dann noch, wenn du einmal in der Ferne daheim sein solltest, und nur auf Reisen nach Deutschland kommst.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul