Anwort von Pia

Liebe Ricarda,
schön, dass Du Dich an uns gewendet hast.

Du leidest wohl sehr unter der Situation und möchtest auch etwas daran ändern, sonst hättest Du uns nicht kontaktiert. Das finde ich super von Dir und ich möchte Dich gerne dabei unterstützen, denn das ist der erste Schritt zur Besserung. Bitte bleib nun nicht stehen und gehe weiter diesen positiven Weg. Ich muss Dir leider sagen, dass es nicht einfach wird, diese Problematik in den Griff zu bekommen, erst Recht, wenn Du keine professionelle Hilfe möchtest. Aber es ist möglich!

Du hast gemerkt, dass Du von der Selbstverletzung nicht mehr los kommst und das macht Dir Angst. Es gibt sogenannte Skills, das sind sozusagen Alternativen, die Du statt dem Ritzen einsetzen kannst. Schau hierzu einfach mal auf dieser Seite:

http://www.magersucht-online.de/index.php/informationen-zu-magersucht/36-selbstverletzendes-verhalten-svv-

Dort findest Du auch weitere Informationen über das Thema. Außerdem haben wir unter -Soforthilfe- auch Infos:

http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/30/Ich-ritze-mich-was-kann-ich-tun.html

Des weiteren findest Du auch ein Menge anderer beantworteten Fragen hier im Kummerkasten, falls Du ein bisschen herum stöbern möchtest. Es ist in der Tat so, dass man ein Suchtverhalten entwickelt, was auch biologisch begründet ist, da beim Ritzen Hormone ausgeschüttet werden, die Dir gut tun. Es gibt aber viele Strategien um davon weg zu kommen, was jedoch eine konsequente Motivation voraussetzt. Du musst es wirklich wollen und das kann ich Dir nur raten. Denk daran, dass Du wieder kurzärmlig sein möchtest und dass Du Dir durch das Ritzen eventuell Zukunftschancen verbauen kannst.

Versuche Dir Deine eigenen Strategien herauszuarbeiten. Zum Beispiel schnappst Du Dir bei hoher Anspannung ein Coolpack und hältst ihn an Dein Handgelenk bis die Anspannung sinkt. Danach kannst Du Duschen und dann Dir eine Wärmflasche machen und Dich mit einem Film ablenken. Entwickle die optimale Reihenfolge für Dich, meist hilft Ablenken oder Sinnesreize, wie ein scharfer Geschmack oder Du machst mit Eiswürfel in Deiner Hand eine feste Faust. Diese Skills sind im Gegensatz zum Ritzen nicht langfristig schädlich, aber kurzfristig wirksam.

Hast Du Dir schon einmal Gedanken gemacht, warum Du Dich ritzt? Du schreibst, dass Du ungern alleine bist und Du immer noch unter der Trennung Deiner Eltern leidest. Aber wieso reagierst Du dann mit selbstverletzendem Verhalten? Du hast wohl keine gesunde Strategie entwickeln können, die Dir damit hilft. Es wäre sehr gut, wenn Du mit professioneller Hilfe an die Themen hinschaust und Dir helfen lässt. Es kann sehr entlastend sein und Therapie ist auch positiv! Du nimmst Dir regelmäßig Zeit für Dich und in dieser Zeit geht es nur um Dich und Dein Wohlergehen. Du merkst ja, dass es so nicht mehr weiter geht.

Habe keine Angst vor einer Psychotherapie, ich habe unter Soforthilfe einiges dazu aufgeschrieben, schau einmal:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Was Borderline angeht möchte ich Dich erleichtern. Viele Menschen schließen vorschnell auf diese Diagnose und meist kennen sie sich da gar nicht genug aus. Du erfüllst zwar ein bestimmtes Verhaltensmuster einer Borderline Persönlichkeitsstörung, aber ob Du wirklich an dieser Krankheit leidest kann nur ein Fachmann sagen und auch wenn es so wäre, muss es Dir keine Angst machen. Die Diagnose ist im Grunde nur für die Krankenkasse wichtig zur Kostenübernahme und ist sozusagen ein Erkennungszeichen um Dir die beste Therapie zu gewährleisten. Für Borderline Betroffene gibt es mittlerweile sehr effektive Therapien wie DBT und gute Heilungschancen.

Liebe Ricarda, bleib nun nicht stehen und probiere Dich einmal mit den Skills aus und wenn Du merkst, dass Du das alleine nicht schaffst, was keine Schwäche ist (!), dann lass Dir helfen. Ich wünsche Dir dafür ganz viel Mut und Durchhaltevermögen. Falls Du noch Fragen oder Anmerkungen hast, melde Dich einfach wieder.

Alles Gute und liebe Grüße
Pia