Problem von Mila - 17 Jahre

Hoffnungslos in den besten Freund verliebt

Liebes KuKa-Team,


Hab schonmal geschrieben aber leider keine Antwort bekommen, hoff diesmal klappts da ich immer mehr absacke


Und zwar gehts um Folgendes: 

Vor circa einem Jahr lernte ich meinen heutigen besten Freund kennen. Ich fand ihn von Anfang an sehr attraktiv, charakterlich toll und unglaublich süß und freute mich sehr darüber das er mich auch mochte und Kontakt zu mir suchte.

Hatte sehr lange Probleme mit anderen Menschen da ich als Kind von meiner Mutter schwer misshandelt und in der Schule gemobbt wurde, befinde mich deshalb auch seit vier Jahren in Therapie und es fällt mir nach wie vor sehr schwer menschliche Nähe und Emotionen zuzulassen sowie meine Zuneigung auszudrücken, dies erschwert mir Freundschaften ungemein und machte bislang tiefere Beziehungen unmöglich.

Ich und er freundeten uns ziemlich schnell an und wurden wie Pech und Schwefel, doch eine Beziehung war nicht möglich da er seit zwei Jahren in einer festen Beziehung war und ich mich nicht einmischen wollte obwohl die Beziehung zwischen den beiden schon sehr kaputt war und nur aus Gewohnheit aufrecht erhalten wurde. 

Ich verdrängte die Tatsache dass ich schon etwas in ihn verknallt war und wurde stattdessen seine beste Freundin und er mein bester Freund.

Doch je besser wir uns kennenlernten desto mehr gerieten wir in eine sehr komische Freundschaft-Liebe-Schiene, wir flirteten trotz seiner Freundin heftigst miteinander, kuschelten jedesmal wenn wir uns trafen (hier sei gesagt dass er in einer anderen Stadt wohnt und ich ihn deshalb nur selten seh, Kontakt wird via FB gehalten) und malten uns aus wie unsere Beziehung aussehen würde. Bei unserem vorletzten Treffen küsste er mich sogar in den Nacken und fasste öfters an mein Bein, streichelte mich und wir hatten einige sehr intensive Umarmungen.

Doch der Knaller war unser letztes Treffen, ich übernachtete das erste Mal bei ihm und erfuhr durch einen unserer gemeinsamen Freunde der mit uns den Tag verbrachte dass sich mein bester Freund von seiner Freundin getrennt hatte, jedoch schon jemand neues datete und er sagte auch selbst das er schon ziemlich verknallt in sie war, dies verletzte mich sehr da ich zu dem Zeitpunkt bedingungslos, jedoch heimlich in ihn verliebt war und ihn brauchte.

Demselben Kumpel rutschte an diesem Tag jedoch auch raus dass ich meinen besten Freund liebte, dieser war ziemlich geschockt und sagte dass er auch mal in mich verknallt gewesen sei jedoch jetzt nurnoch etwas für mich schwärme und von diesem anderen Mädchen etwas wolle, nicht von mir da er unsere Freundschaft nicht zerstören wolle. Als unser Kumpel dann ging würde es dann jedoch etwas verkorkst, wir kuschelten wieder, lagen gemeinsam im Bett und küssten uns sogar dass erste Mal und das auch sehr lang und ausgiebig, und es kam wie es kommen musste, wir hatten in dieser Nacht auch Sex, er war mein Erster und es war sehr schön für mich... jedoch wollte er weiterhin nur Freundschaft, und ich hoffte dass ich das auch schaffen könne, jedoch mit dem Hintergedanken dass er sich vllt doch noch in mich verlieben könnte, ich hatte noch nie eine richtige Beziehung und hatte mich bisher auch nie richtig verliebt, und meine erste Liebe gehen zu lassen schmerzte zu sehr.


Die nächsten Wochen waren sehr schwierig für mich, ich hielt den Kontakt zu ihm und schaffte es nur schwer meine Trauer zu bewältigen, fiel auch zurück in meine Bulimie und meine Depressionen wurden wieder heftiger, das eine Jahr in dem er mich von all meinen Problemen förmlich geheilt hatte durch seine Zuneigung war wie weggeblasen, es war so furchtbar, doch ich kämpfte und behielt meine Freundschaft und brachte sie sogar auf einen ähnlichen Stand wie vor dem Coming-Out. 

Es klappte für ihn mit der anderen doch nicht da sie ihm zu süß und deshalb zu unsexy war, das munterte mich etwas auf, doch da er weiterhin sagte wie perfekt sie doch sei blieb ich weiterhin sehr verletzt und fühlte mich gedemütigt, wir hatten uns zwar geeinigt so zu tun als wär nie Was passiert aber konnte er sich nicht denken wie sehr mir das das Herz zerriss? Er sagte er hätte die Schnauze voll von Beziehungen und genieße sein Single-Leben, trotzdem blieb ich extrem eifersüchtig, ich wollte dass er mir gehört!


Mir fällt auf dass ich mir immernoch Hoffnungen mache obwohl er damals klarstellte dass er nicht mehr empfindet. Wir fielen in alte Muster zurück, er sagte oft anzügliche Sachen, wir scherzten darüber wieder miteinander zu schlafen, und insgeheim wünschte ich mir das sehr.

Inzwischen gibt es endlich auch mal andere Männer die sich für mich interessieren doch ich möchte nur ihn, und das macht mich kaputt.

Nun haben wir uns wieder getroffen, ich wär extrem pingelig und habe versucht alles perfekt für ihn zu machen um ihm zu zeigen wie gut ich zu ihm passe, und putzte mich in freudiger Erwartung extra raus, ich hoffte wenigstens etwas Zuneigung von ihm zu erfahren indem ich mit ihm schlief, mein letztes bisschen Würde war futsch.

Als er endlich kam war es jedoch sehr enttäuschend, er umarmte mich nichtmehr von sich aus und sagte nichtmal was zu meinem Outfit (hört sich tussig an, aber sonst tat er das immer) 

Wir hatten nen ganz normalen Tag miteinander aber die Gespräche waren nichtmehr so schön, nichtmehr so befriedigend, ich sehnte mich nach dem besten Freund wie er früher war, in der Nacht kuschelten wir zwar miteinander doch ich schaffte es nicht das zu bekommen was ich wollte, es gab nur einen kurzen Moment wo er mich intensiv umarmte und streichelte, er machte Anstalten seine Hand in meinen Slip schieben, jedoch ließ er aufeinmal von mir ab obwohl ich es zuließ und sagte er wär müde und wisse nicht was er tue, er hätte lediglich kurz gedacht wir wären zusammen und er bräuchte einfach nur etwas Schlaf. Am nächsten Tag musste er früh gehen und ich hoffte er würde länger bleiben, bat ihn oft darum, aber es war ihm egal, zum ersten Mal merkte ich wie uninteressant ich anscheinend für ihn geworden war. Als ich weinte tröstete er mich nichtmal, ich glaub es war ihm eher unangenehm. Am Bahnhof überwand ich mich zu fragen was ihm an mir anscheinend nicht gefallen hatte und er meinte es hätte einfach nicht gefunkt, als er in mich verknallt war hatte er das Gefühl ich hätte es nicht erwidert und er hätte sich deshalb schnell von dem Gefühl abgewandt, danach ging er und ich blieb aufgelöst am Bahnhof stehen und hoffte auf ein Wunder das nie eintrat. Ich weinte nurnoch, ich wollte dass er mich liebte, wollte alles rückgängig machen und ihn bekommen, wollte das er mich wieder so fürsorglich behandelte wie früher, und nicht irgendein anderes Mädchen das besser war als ich, Wieso konnte ich nie die erste Wahl für jemanden sein, wieso kämpfte nie jemand um mich, ich wollte auch mal glücklich sein, mit ihm... er ist einfach so perfekt, auch wenn er drei Jahre älter ist und so weit entfernt wohnt, er ist meine erste Liebe, mein erstes Mal war mit ihm, ich bin einfach so an ihn gebunden, ich schaff es nicht ihn loszulassen und meine Einsamkeit endlich zu begraben. Ein Jahr lang tat ich alles um ihn zu bekommen, ich hab keinen Lebensinhalt mehr, ich möchte sterben! Ich frage mich ständig wie ich ihn für mich gewinnen kann und krieg keinen klaren Kopf mehr, ich verstehe nicht wie er sich so einfach abwenden konnte, bin ich etwa dazu bestimmt nie geliebt zu werden? Gab es noch eine Chance ihn zu bekommen? Ich bete für ein Wunder doch es kommt nichts, ich fühl mich wertlos, ungeliebt, hässlich, nervig, fett, uninteressant usw.

Was kann ich machen, es ist so schlimm für mich, ich hab Angst vor dem Moment an dem er wieder eine Freundin hat und bin so extrem eifersüchtig, Hab Angst ihn zu verlieren, er ist wie ein Bruder für mich und er sagt oft dass ich seine kleine Schwester bin und ich einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben bin T.T Muss ich mich von ihm abwenden?


Bitte helft mir :(

Dana Anwort von Dana

Meine liebe Mila.

Gerne würde ich dir raten, deinen Text selbst zu lesen und mal so zu tun, als seist du nicht die, die ihn geschrieben hat. Ich glaube, du würdest sehr schnell merken: "Ohweh...da ist ein Mädel, die hat sich selbst aufgegeben...sie hat sich fokussiert, weg von sich, auf einen anderen Menschen hin, über den sie sich definiert...und sie selbst wird immer kleiner...und kleiner...denn der Mensch, über den sie sich definiert, entfernt sich immer mehr."

Da du in Therapie bist, nehme ich an, dass ihr auch sehr stark an deiner Selbstliebe arbeitet, die unterentwickelt ist. Ich hoffe es zumindest. Du hältst dich selbst für nicht wert genug und das ist das eigentliche Problem. Auf deiner Suche nach Zuneigung, Geborgenheit und Liebe rückst du immer mehr von dir selbst ab, Mila. Du streckst deine Arme aus, nach etwas anderem...und solltest sie zuerst einmal um dich selbst legen.

Sein Leben nach einem anderen Menschen zu richten, ist sehr gefährlich. Du drückst ihm damit eine Verantwortung für dich auf, die ihm nicht gut tut...und dir schon gar nicht. Er hat dich als Freundin gern...aber anscheinend möchte er keine Beziehung mit dir. Das ist ein Fakt, der weh tut und der natürlich Selbstzweifel auf den Plan ruft (warum denn nicht????), zumal du ihn liebst, aber es darf nicht zum Wegbereiter für Tod oder Leben werden.

Du bist zuerst einmal du, Mila. Du hast eine schlimme Vergangenheit hinter dir, daher ist in dir einiges zerbrochen, das erst einmal heilen sollte. Die Therapie ist dafür sehr gut, vielleicht ist es auch sinnvoll, mal über einen längeren Klinikaufenthalt nachzudenken, damit du einfach mal zur Ruhe kommst. Ich bin froh, dass du schon so weit bist und so offen, Therapie zu nutzen und das auch schon über längere Zeit machst. Ich weiß nicht, wie weit ihr in der Therapie schon seid, aber vielleicht habt ihr schon einmal das Thema angesprochen, warum deine Mutter so zu dir war, wie sie war.

Deine Mutter konnte dich nicht "normal lieben". Natürlich bezieht das ein Kind gleich auf sich selbst. Ohweh, die Mutter tut mir weh, wahrscheinlich hab ich es verdient, ich schreckliches Mädchen. Ich hoffe, ihr habt in der Therapie schon darüber geredet, dass es IHR Problem war...nicht deins. Deine Mutter hat schreckliche Fehler gemacht, aus EIGENEM Unvermögen. Nicht, weil du nicht geliebt gehörst. Ich kenne die Probleme deiner Mutter nicht, aber das ist absolut klar. Nun wendest du das Muster auf einen Menschen an, der dir wichtig ist. Er liebt dich nicht, du möchtest ihn aber "dich lieben" machen. Somit fokussierst du dich mit allem, was du hast, darauf, ihn da doch noch umzustimmen. Verstehst du? Das bedeutet, dass du dir Bestätigung und Liebe holen willst, sie wieder nicht bekommst und dieselben Gefühle wie damals mit deiner Mutter kommen wieder hoch.

Mila...du bist ein Mensch, der geliebt gehört. Und der die Liebe auch verdient hat.

Und genau deshalb solltest du innerlich weiter ziehen. Das bedeutet nicht, dass du deinen besten Freund nie wieder sehen sollst. Aber das bedeutet, dass du den Fokus von ihm abziehen musst, hin zu anderen Dingen, anderen Menschen etc. Im Prinzip stehst du vor einer vier Meter hohen, glatten Mauer und willst da unbedingt hochklettern, aber es geht nicht. Du rutschst immer wieder ab. Die sanfte Stimme von nebenan "Du...da ist eine Treppe zwei Meter weiter drüben"...die hörst du nicht. Du willst einfach nur da hoch und es geht nicht, was dir sämtliche Energie abzieht und dich total fertig macht. Dass es andere Wege für dich gibt, siehst du nicht, weil einfach alles an dir nur in diese eine Richtung zieht. Verständlich, aber sehr, sehr hinderlich.

Ich möchte dir raten, diese Verbindung (Freund, du) mit in die Therapie aufzunehmen. Vielleicht machst du das ja auch schon. Es wird seine Zeit brauchen, aber ich bin mir sicher, dass du das lernen kannst. Am wichtigsten ist erst einmal, dass du MILA bist. Und das das verdammt gut so ist. Du bist auf der Erde, du bist am Leben, du hast all das Schlimme hinter dir. Das soll dir erstmal einer nachmachen. Du hast allen Grund, den Kopf zu heben und stolz zu sein auf das, was du geschafft hast. Dann wäre meiner Meinung nach mal dran zu gucken, was MILA denn alles kann...was MILA ausmacht. Wer ist sie? Wo liegen ihre Stärken? Wo liegen ihre Schwächen? Liebe alles an dir mit! Ziehe den Fokus wieder mehr auf dich. Tu das, was dir gut tut, überlege, wohin du auf deinem Weg willst. Tu das, was du gut kannst und arbeite an dem, was du nicht so gut kannst, ohne es dir vorzuwerfen, dass du es nicht so gut kannst. Hab mit dir Geduld und bleib mit DIR selbst im Kontakt.

Und dann kommen erst die Anderen. Erst kommst du...erst kommt DEIN Weg. Und dann schaust du, wer ihn begleiten darf. Das ist dann ein ganz anderer Standpunkt, vor allem ein gesünderer. Ob du dafür eine komplette Pause von diesem Freund brauchst, kann ich nicht beurteilen, das kannst nur du. Ich weiß, dass es oft sinnvoll ist, sich erst einmal zu besinnen und keine Ablenkung zu haben, aber es ist deine Sache. Dein Leben.

Du bist MILA. Und du gehörst geliebt. Und ich bin mir sicher, dass du dies auch wirst. Zuerst einmal von dir selbst...und dann, weil das die natürliche Folge ist, auch von anderen. Und wer weiß....vielleicht bist du in zehn Jahren verheiratet und hast selbst zwei Kinder...und dein Mann ist jemand völlig anderes - und das ist gut so? Wer weiß es...

Wenn du möchtest, darfst du gerne wieder schreiben, wenn noch Fragen offen sind oder wenn du vor etwas Angst hast. Oder du schreibst uns in ein paar Monaten, wie es dir geht. Das alles ist möglich.

ALLES Liebe, Mila!

Dana