Problem von Selina - 17 Jahre

an Stephanie

Vielen Dank für Ihre Antwort zu "Ich wünsche mir Krankheiten und Verletzungen".
Ich habe danach sehr intensiv darüber nachgedacht... Es kann schon sein das ich mich einfach ein bisschen nach aufmerksamkeit und nähe sehne... aber immer wenn ich meinen eltern irgendwie sage, das ich manchmal das gefühl hab das ich das nicht genug bekomme, dann sagen diese immer gleich dass das nicht stimmt... . Und dann versuche ich diese Gedanken so gut es geht wieder zur Seite zu schieben. In letzter Zeit wird es auch immer öfter das meine Mutter mich unbeabsichtigt nicht ausreden lässt. Am anfang wars Verletzend und ich war danach auch immer ein bisschen entäuscht. Aber im Moment ist es mir dann egal und dann gehe ich einfach wieder in mein Zimmer. Eigentlich ist das Verhältnis zu meinen Eltern recht gut. Ich weiß auch das ich eigentlich mit meinen Eltern über alles reden kann aber bei dem Thema traue ich mich irgendwie nicht so richtig... Ich weiß auch nicht warum...
Und ich habe das Gefühl das bei jeder Kleinigkeit die ich auf irgendeine Weise falsch mache immer gleich von allen Angezickt werde... wenn ich meine Eltern darauf anspreche sagen sie wieder dass das nicht stimmt...
Zu dem das meine Eltern das thema nicht ernst nehmen würden... Ich weiß es halt nicht... Ich weiß in letzer Zeit irgendwie gar nichts mehr... Ich weiß nicht wie meine Eltern darauf reagieren würden... Aber das sie es nicht ernst nehmen würden war irgendwie so mein Gefühl... . Das verhältnis zu meiner Schwester ist mal so, mal so... Im Moment ist es recht gut... nur das Problem ist das ich mich echt Versuche einzuschleimen... wenn ich was falsches sage oder mache sagt sie es mir sofort. Wenn ich sie mal drauf Aufmerksam mache wenn sie eine Kleinigkeit verkehrt gemacht hat zickt sie mich an, das ich mich aus ihren sachen raushalten soll. Aber im Moment geht es.
Ich habe mega Angst mit irgendwem in meiner Umgebung über mein Problem zu reden weil mir dann (denke ich) nie wieder jemand glauben kann wenn eine Verletzung nicht mit Absicht war... Ich traue mich also irgendiwe nicht...
Liebe Grüße, Selina

Anwort von Stephanie

Liebe Selina,

ich freue mich, dass du mir noch einmal geschrieben hast!

Ich kann zu 100 Prozent nachempfinden, dass dir dieses Thema unangenehm ist. Weißst du: Kinder denken immer, dass sie sie mit ihren Problemen nerven und belasten. Doch dem ist erfahrungsgemäß eigendlich gar nicht so. Denn Eltern sind sehr wohl an dem Wohl ihres Kindes interessiert und möchten auch gerne helfen. Doch, um helfen zu können, braucht man das Vertrauen des Kindes. Das Vertrauen, welches zurzeit bei dir nicht vorhanden ist. Vielleicht liegt es daran, dass du dich nicht ernst genug genommen fühlst und eure emotionale Bindung zurzeit etwas minimiert ist. Doch, was hast du zu verlieren, wenn du ihnen davon erzählst? Was ist deine Angst?

Ich finde, es gibt im Grundsatz eigendlich keinen Grund, dein Problem nicht ernst nehmen zu wollen. Vielleicht werden deine Eltern im ersten Moment damit überfordert sein, weil sie sich mit der Problematik nicht auskennen - ABER! es muss etwas passieren. Es muss, damit es dir bald wieder besser geht und du wieder ein glückliches Mädchen bist. Denn, liebe Selina: Ich mache mir große Sorgen, dass du dich doch einmal schwerwiegend verletzt. Diese Gefahr kann man zurzeit leider nicht ausschließen, da du in dir drinnen einen ganz tiefen Schmerz empfindest. Und, wenn du diesen Druck bald nicht miminierst, habe ich wirklich Angst.

Wie sieht es in deinem Familienkreis aus? Hast du eventuell nähere Verwandtschaft, denen du vertraust? Onkel, Tante, Oma, Opa? Schau mal, dies alles könnten deine ersten Anlaufstellen kommen. Du kannst ihnen ja mitteilen, dass du zurzeit - deiner Meinung nach - Schwierigkeiten in der Familie hast. Und in der Regel ist dann auch die erste Hemmschwelle gefallen und du kannst ihnen dann anvertrauen, wie es dir wirklich geht. Vielleicht kann diese Person dann den Erstkontakt mit deinen Eltern übernehmen und mit ihnen darüber sprechen, wie du dich wirklich fühlst.
Eventuell könntest du auch mit einem Vertrauenslehrer oder Schulpsychologen - sofern vorhanden - darüber sprechen und dieser / diese versucht dann das Gespräch mit deinen Eltern zu suchen!

Denn ich bin immernoch der festen Überzeugung, dass dir geholfen werden muss. Denn ich mache mir wirklich große Sorgen um dich, liebe Selina!

Denn es gibt zurzeit zwei Lösungswege: Entweder Nummer Eins: Du sprchst mit deinen Eltern offen und ehrlich darüber. Sie werden es verstehen und ihr werdet gemeinsam an einer Lösung arbeiten.

Nummer Zwei: Deine Eltern sind sich der momentanen Problematik nicht bewusst und weisen alles von sich. Dann ist es deine Aufgabe am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben. Auch, wenn dir das schwer fällt und dir die Kraft dafür fehlt: Aber DU! bist wichtig. Du könntest dich dann auch selbstständig an einen Kinder - und Jugendpsychologen wenden. Hab keine Angst! Er / Sie unterliegt der Schweigepflicht und kann dir mit Sicherheit weiterhelfen, auch, damit du diese doofen Gedanken nicht mehr hast und es dir bald besser geht. Mit Sicherheit wirst du jetzt denken: Einen Psychologen?! Aber ich bin doch nicht krank! Liebe Selina: Ich möchte dir damit auch nicht zum Ausdruck geben, dass du dies bist. Aber manchmal ist es sehr hilfreich, mit einer neutralen, dritten Person zu sprechen, die das Problem neutral gegutachtet. Scheue dich nicht davor, Hilfe anzunehmen! Denn Hilfe anzunehmen zeigt von enorm viel Stärke - Stärke die du hast! Denn du bist ein tolles und intelligentes Mädchen und ich bin überzeugt davon, dass du das schaffen kannst! Ich glaube an dich, liebe Selina!
Wenn du magst, schau dir gerne auch noch unsere Soforthilfe an, dort findest du weitere Informationen:

http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Denn es geht um dich! Dir soll es wieder besser gehen - und das wünsche ich mir sehr! Denn ich möchte nicht, dass du dich verletzt und dir etwas antust!

Liebe Selina: Solltest du Fragen haben, darfst du uns natürlich jederzeit gerne wieder schreiben. Denn wir / ich sind jederzeit gerne wieder für dich da! Auch, wenn es mit der Antwort zurzeit ein wenig länger dauert, bist du und dein Problem uns nicht egal. Denn du liegst uns am Herzen!

Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir bald wieder schreiben würdest und berichtest, wie es dir geht und es bei dir weitergegangen ist!

Liebe Grüße,
Stephanie