Problem von Anonym - 17 Jahre

Problem(e) mit (nahezu) allem

Hallo. Normalerweise würde ich an dieser Stelle etwas in Richtung "Mein Name ist..." schreiben. Das lasse ich aber, weil ich meinen Namen nicht genannt haben will. Dennoch schreibe ich diesen Anfang, weil ich mich, aus welchem Grund auch immer, dazu verpflichtet fühle eine gewisse Form einzuhalten. Aber nun zu meinem Problem/ meinen Problemen.
Ich weis nicht, was ich tun soll. In jederlei Hinsicht.
Ich will zwar studieren - ein Studium ist das einzige Ziel in meinem Leben - aber das scheint gerade unmöglich. Mein Vater verdient zu viel, als das ich Bafög bekommen würde. Gleichzeitig will er jedoch nichts zahlen, außer Kindergeld und Halbwaisenrente, was insgesamt nicht all zu viel ist. Hier muss ich auch ganz klar sagen, dass ich seinen Standpunkt verstehe. Ich würde für ihn auch nichts zahlen wollen, wenn ich das müsste.
Ihn auf den Unterhalt zu verklagen würde auch scheitern, weil die Art wie er mir Unterhalt gewährt seine Sache ist und er Wohnraum in einer anderen Stadt (mit Uni) besitzt und ich diesen dann nutzen müsste. Nun klingt das sicherlich nach einer tollen Idee. Aber ich würde es nicht ertragen über den Zeitraum meines Studiums weiterhin Kontakt zu diesem Mann zu haben, den ich, um es kurz zu fassen, als eine weniger erfolgreiche, kettenrauchende und alkoholabhängige Version von Hermann Kafka bezeichnen würde.
(Meine Sicht auf Hermann Kafka bezieht sich auf seine Beschreibung in "Brief an den Vater" von Franz Kafka) Ein paar beispiele:
1. Als ich als Kind weinend in meinem Zimmer saß, weil meine Mutter ein paar Tage weg war, kam er in mein Zimmer um zu sage, nein zu schreien: "Hör endlich auf zu heulen, ich versteh den Fernseher nicht!"
2. Als er mich fragte, was er für mich einkaufen sollt und ich antwortete, dass ich nichts brauche schrie er mich an. "Du kriegst Bulimie! Du kriegst Bulimie!" (Hierbei sei erwähnt, dass ich normal gewichtig bin und ich in den letzten 5 Jahren nicht einmal brechen musste. )
3. Er schreit mich auch wegen anderen Dingen an. Wie z.B., wenn ich zu früh aufstehe, um einen früheren Zug zur Schule nehme, weil ich in den ersten Stunden einen Test habe und das Wetter schlecht war (Im Winter verspätet sich der Zug oft deswegen). Oder weil ich in den Unterricht gegangen bin, obwohl der Rest meiner Klasse beschloss blau zu machen.

Desweiteren könnte ich auch nicht den Kontakt zu meinem Bruder noch so lange ertragen, der mich mit derartigen Sätzen foltert:
1.Erdbeeren ist du ja nicht mehr, oder? Die sind ja nicht vegan.
2. Du stehst da wie eine Tussi.
3. Gedanken ist ein Adjektiv oder? (Er glaubt das wirklich, obwohl er 7 Jahre Älter ist.)
4. (mein Favorit) Wenn du keinen Alkohol trinkst, wirst du nie eine schöne Freundin finden.
Mal davon abgesehen, dass ich asexuell bin, was ich ihm natürlich verschweige, da das nur noch mehr Probleme gäbe, lerne ich aus diesem Satz 2 Dinge: 1. Alkoholkonsum ist notwendig um nicht verrückt zu sein und 2. es geht nicht darum eine nette, kluge, was auch immer Freundin zu haben, sondern es geht um Schönheit. Das ist alles was bei den "Chics" zählt.
Zudem äußern beide gerne, dass sie hoffen, dass ich irgendwann auf der Straße lande.
Das wäre der erste Pfeiler meines Problems. Nun zum zweiten.
Ich selbst. Ich bin ein faul und absolut unfähig in allem. Seit 5 Wochen schiebe ich meine Seminararbeit vor mich hin. Ich lerne viel zu wenig und als Arbeitskraft wäre ich unbrauchbar. An dieser Stelle könnte man sagen "Aber du hast in den beiden Halbjahren der 11. Klasse einen Schnitt von 1,7 gehabt. So unbrauchbar kannst du nicht sein".
Diese Annahme ist jedoch auch falsch. Ich habe keine Ahnung vom Stoff, weswegen meine Schriftlichen Noten schlechter sind als die mündlichen. Und die mündlichen Noten sind ohnehin nur Lug und Trug. Wenn ich eine Sache beherrsche , dann ist es Manipulation von Leuten. Ich schleime mich unendlich bei meinen Lehrern ein, backe regelmäßig vegane Cupcakes und versuche stets auf eine eigensinnige Art witzig zu sein, was auch funktioniert. Eine Lehrerin gab mir 15 Punkte in der Abfrage, obwohl ich Fehler machte und sagte dazu "Du hast so schnell geredet, dass du selbst nicht mehr wusstest, was du sagst.". Eine andere gab mir die beste Mitarbeitsnote im Kurs mit den Worten "du ließt 3 mal so viel, wie alle Anderen", was jedoch nicht im geringsten der Realität entspricht. In Wirklichkeit werde ich seltener von ihr aufgerufen, als alle anderen, weil mein Tisch in der ersten Reihe seitlich hinter dem Lehrertisch ist und ich somit 75% der Zeit nicht in ihrem Sichtfeld bin.
Meine Angst vor schlechten Noten spiegelt sich seit Monaten in meinen immer gleichen Träumen wieder. Diese bestehen daraus, dass eine beliebige Lehrkraft, bei der ich 14 oder 15 Punkte in Mitarbeit bekommen habe, sagt, dass sie mit meiner Mitarbeit unzufrieden ist.
Ich habe Angst davor mit technischen Geräten umzugehen, weil ich ständig daran denken muss sie falsch zu bedienen , oder kaputt zu machen, obwohl mir das nie passiert ist.
Das führte dazu, dass ich vor ein paar Jahren für ein Wahlfach, für das ein Computer benötigt ist, immer meinen eigenen Laptop mitschleppte.
Das zeigt wiederum, dass ich unfähig wäre irgendetwas zu studieren, wenn in dem Fach Technik benötigt wird.
Nächster Problembereich. Menschen.
Ich weis nicht, wie ich während einem Studium leben sollte. Was wenn ich keine winzige Wohnung finde? Ich würde eine WG nie aushalten, oder Wohnheime, wo ständig andere Leute um mich herum. Hier zuhause stehe ich um 4.30 in der Früh auf, damit ich duschen kann, wenn alle anderen Schlafen, damit ich sie nicht tagsüber daran hindere das Badezimmer zu betreten, weil ich absperre. Ich backe stets Nachts, weil ich es nicht ertrage, wenn Menschen währenddessen in meiner Nähe sind. Ich zucke zusammen, wenn jemand mich irgendwo berührt (dummerweise habe ich das manchen Leuten auch noch erzählt, was dazu führte, dass sie es häufiger machen, weil es so witzig ist, wenn ich zusammenzucke und kreische.)
Alles in allem bin ich für ein Studium nicht geeignet. Erst recht nicht für die Fächer die mich interessieren.
Kulturjournalismus und kreatives schreiben -> Arbeitslosigkeit
Psychologie und dann Psychotherapeut -> ich bin selbst offensichtlich eher ein Fall für einen Psychotherapeuten (aber mit meinen Problemen würde man sofort ne offene oder geschlossene empfehlen. Hab ich schon erwähnt, dass ich die Gegenwart von Menschen nicht in diesem Maß ertrage?)
Lehramt-> Arme Kinder, die mich als Lehrer hätten. Und ich als Chemie/Bio Lehrer mit Chemikalien umgehen? Ich würde mich nicht mal auf 5 Meter nähern.
Der Witz ist jedoch, dass ein Studium mein einziges Lebensziel ist, Nichts anderes interessiert mich. Mir macht nichts Spaß. Ich habe keine Erwartungen an mein Leben.
Weswegen ich eigentlich nur noch sterben will. Aber ich sage auch ganz ganz deutlich.
Ich werde mich NICHT (*unterstreicht "NICHT"*)umbringen. Das Risiko, dass sowas scheitert und ich dann geistig noch alles mitkriege, aber ich gelähmt vor mich hinvegetiere (bei meiner "lieben" Familie oder eine Pflegeeinrichtung mit vielen Menschen, die permanent in meiner nähe sind), ist mir viel zu groß, dass ich das jemals tun könnte.
Das wären dann alle meine Probleme, die ich erwähnen kann. (Ja es gibt noch mehr)
Ich hoffe das ist jetzt nicht zu ausführlich geworden (die Hoffnung ist nicht all zu groß).
MfG. der. der seinen Namen nicht genannt hat.
Post scriptum.: Wenn sie gerne lesen müssen sie "Atlas shrugged" von Ayn Rand lesen. Es gibt einfach kein besseres Buch.

Monika Anwort von Monika

Hallo du, der seinen Namen nicht genannt hat,

es freut mich sehr, dass du den Weg zu uns gefunden hast und uns etwas aus deinem Leben anvertraust.

Ich finde es interessant, dass du allem Lob das ich oder sonst jemand über dich schreiben könnte gleich einen Riegel vorschiebst. Alles Positive, das du geschafft hast oder machst, machst du in deinem nächsten Satz mit einem großen ABER zunichte.
Studieren willst du, ABER
Gut in der Schule bist du, ABER
Gute mündliche Noten bekommst du, ABER
Psychologie, Chemie, Kultur interessieren dich, ABER
...

Ich glaube du weißt selbst am besten, vielleicht auch tief in dir drinnen, dass du nicht so unfähig, faul, nichtsnutzig etc. bist wie du dich hier darstellst.

So wie du dein Verhältnis zu deiner Familie beschreibst, musst du dort wohl einiges mitmachen und schon seit Jahren aushalten. Aber nur weil du nicht so bist wie dein Vater oder dein Bruder, heißt das noch lange nicht, dass du so wie du bist nicht absolut in Ordnung bist!
Wie war es denn als deine Mutter noch gelebt hat? Hat sie dir etwas anderes mitgegeben?

Nur weil dein Vater nicht sieht, wer du bist oder was in dir steckt, heißt das noch lange nicht dass du ein Nichts bist.
Es ist immer schwer nicht 0815 zu sein. Anders zu sein als die meisten anderen, nicht in eine Schublade eine Norm zu passen. Das bedeutet, man hat es schwer, die anderen wissen nicht wie sie mit einem umgehen sollen, man bekommt blöde Sprüche zu hören und ist oft außen vor.

Aber hier geht es vor allem um dich! Und darum, dass du dich selbst schätzen lernst. Ohne wenn und aber. Das aber und wenn kommt oft genug von anderen - lass es dir nicht einreden und werd innerlich stark.
Ich bin gut so wie ich bin PUNKT

Hinder dich nicht selbst daran dir deine Träume und Wünsche zu erfüllen! Es gibt nichts was du nicht erreichen könntest - so solltest du an die Dinge rangehen. Lass dein aber weg. Ersetz es durch ein: wie könnte ich es schaffen?

Du hast die Vorraussetzungen zu studieren, einen klugen Kopf, setz ihn ein, um das zu erreichen, was du dir wünschst!
Die Kraft dazu muss aus dir selbst kommen.
Was sind deine Ziele? Wie kannst du da hinkommen? Was willst du wirklich an dir selbst verändern? Was findest du gut, so wie es ist, auch wenn du damit manchmal aneckst?

Die, die sich anpassen werden in der Masse untergehen. Nur die, die ihren eigenen Weg gehen hinterlassen Spuren!

Ich wünsch dir alles Gute für deinen eigenen Weg.

Liebe Grüße
Monika