Problem von Anonym - 14 Jahre

Ich wäre so gerne endlich 16

Hallo, also. Ich bin 14 Jahre alt aber wäre so gerne endlich 16. Und warum? Weil ich dann endlich länger raus darf, endlich mehr Zeit mit meinem Freund verbringen kann, auch mal bei ihm übernachten kann (was ihn ziemlich nervt das ich das nicht darf und immer um halb 11/11 daheim sein muss), endlich nicht mehr als kleines Mädchen behandelt werde. Das geht mir so auf den Geist das meine Eltern mich so behandeln. Ich meine, ich bin 14 Jahre alt. Ich weiß das das jetzt nicht wirklich alt ist aber ich bin auch kein kleines Mädchen mehr. Zudem verhalte ich mich auch keines Wegs so. Ich finde meine Eltern könnten mir durchaus mehr erlauben. Zumindest könnten sie aufhören bei meinen Freundinen anzurufen wenn ich bei ihnen schlafe um mich zu überwachen. Ausserdem könnten sie mir es endlich erlauben bei meinem Freund zu übernachten. Wir sind jetzt bald 3 Monate zusammen und was ist da überhaupt dabei? Seine Mutter ist doch auch da :D! (Mit der ich mich ausserdem richtig gut verstehe und mich schon als Tochter angenommen hat). Mann, ich versteh echt nicht was das soll. Ich bin im Kopf schon so viel weiter als 14. Ich sehe nicht mal im geringsten aus wie 14. Das sagen alle! Verhalten wie 14 tuhe ich mich noch weniger. Was viele Erwachsene die mich kennen auch sagen. Also. Ich wünschte einfach ich wäre 16.. dann wäre alles so viel einfacher..

MichaelaS Anwort von MichaelaS

Liebe Unbekannte,

ich kann deine Gedanken und Gefühle, die dich im Moment beschäftigen, sehr gut verstehen. Du fühlst dich selbst nicht mehr als kleines Mädchen, auf das man ständig aufpassen muss, und möchtest von deinen Eltern auch nicht so behandelt werden. Dieser Wunsch ist verständlich und auch berechtigt.
Trotzdem solltest du nicht vergessen, dass es für deine Eltern sicher auch keine einfache Situation ist. Sie sehen, dass du dich zu einem reifen Mädchen entwickelt hast, dem man vertrauen kann und das Verantwortung übernehmen kann. Gleichzeitig möchten sie dich aber schützen und sind für deine Sicherheit verantwortlich. Für Eltern ist es hier oft schwierig, einen guten Mittelweg zu finden. Einerseits möchten sie dir sicher das Vertrauen entgegen bringen, das du dir wünschst und das du auch verdient hast. Andererseits möchten sie, dass dir nichts passiert und müssen dafür in geeigneten Maßen Regeln aufstellen.

Das ist bei Themen wie "Abends ausgehen" oder "Beziehungen" oft nicht leicht.
Vielleicht bist du reif genug, um dich in solchen Situationen richtig zu verhalten und auf dich selbst aufzupassen. Wie steht es aber mit den Menschen, die in solchen Situationen bei dir sind, mit deiner Umgebung? Wenn du zum Beispiel abends länger unterwegs bist, ist die Sorge deiner Eltern vielleicht nicht, dass du nicht selbst auf dich Acht geben kannst, sondern dass etwas passieren könnte, auf das du selbst keinen Einfluss hast.

Ich kann jetzt nur Vermutungen anstellen, was die Gründe für die Verbote deiner Eltern sein könnten. Ich weiß aber von meinen eigenen Eltern, dass man es als Eltern oft nicht leicht hat, wenn man eine richtige Entscheidung für sein Kind treffen soll. Das Problem, nicht beim Freund übernachten zu dürfen, kenne ich zum Beispiel aus eigener Erfahrung, obwohl ich damals schon 16 war.
Wenn man bei seinem Freund übernachtet, stehen die Chancen natürlich höher, dass man sich näher kommt, vielleicht sogar intim miteinander wird. Oft ist von Seiten der Eltern genug Vertrauen in die eigenen Kinder da, sodass sie wissen, dass diese in einem solchen Fall verantwortungsbewusst handeln würden. Eltern kennen den Partner ihrer Kinder aber nicht so gut wie das Kind selbst. Die Entscheidung, ob sie ihm das eigene Kind anvertrauen können, ist also viel schwieriger.

Meine Eltern haben ihr Übernachtungs-Verbot damals damit begründet, dass sie nicht wollen, dass ich in eine unangenehme Situation gerate: dass mein Freund zum Beispiel in der Nacht Intimität von mir wollen oder sogar fordern könnte, die ich nicht will.
Vielleicht sind es ja ähnliche Gedanken, die deine Eltern beschäftigen?

Ich kann natürlich verstehen, dass als Tochter die Entscheidungen deiner Eltern oft nur teilweise nachvollziehbar sind. Immerhin kennst du dich selbst am besten: du weißt, was du dir selbst zutrauen kannst, und du kennst deine Freundinnen und deinen Freund besser als sie. Deshalb fällt es dir vielleicht schwerer zu verstehen, wenn deine Eltern dir etwas verbieten, obwohl du findest, dass sie dir und deinen Freunden / deinem Freund in dieser Situation vertrauen könnten.
Vergiss aber nicht, dass deine Eltern dich lieben und eine Verantwortung für dich tragen. Deswegen werden sie immer versuchen, dich so gut es geht zu schützen - manchmal auch, indem sie Regeln aufstellen, die du jetzt vielleicht noch nicht verstehen kannst.

Der Wunsch von Eltern, für die Sicherheit ihrer Kinder zu sorgen, sollte allerdings niemals in Kontrolle ausarten. Du schreibst, dass deine Eltern sogar bei deinen Freundinnen anrufen, wenn du bei ihnen übernachtest. Ich weiß leider nicht, was deine Eltern in solchen Situationen denken und worüber sie sich Sorgen machen. Das ist meiner Meinung nach aber auf jeden Fall ein Thema, über das du mit ihnen sprechen solltest. Vielleicht kannst du sie einmal in Ruhe fragen, warum sie diese Kontrollanrufe machen und was ihnen dabei Sorgen bereitet. Wenn du besser verstehen kannst, was sie dazu bringt, bei deinen Freundinnen anzurufen, kannst du ihnen auch besser erklären, warum sie sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen müssen.
Weiters kannst du ihnen ehrlich sagen, wie es dir damit geht. Du kannst ihnen erklären, dass du dir mehr Selbsständigkeit wünschst und dass es dich stört / kränkt / traurig macht, wenn sie dir nicht einmal bei Treffen mit deinen Freundinnen vertrauen.

Verlier nicht den Mut, liebe Unbekannte. Dein Wunsch nach mehr Selbstständigkeit und Selbstbestimmung ist verständlich! Aber deine Eltern wollen dir bestimmt nichts Schlechtes, wenn sie die Entscheidung treffen, dir noch nicht alles zu erlauben.
Vielleicht gelingt es euch, euch so auszusprechen, dass ihr einander besser verstehen könnt und eine gemeinsame Lösung findet, bei der du wieder mehr Vertrauen von Seiten deiner Eltern spüren kannst.

Ich wünsche dir alles Gute!

Alles Liebe,
Michaela