Problem von Anonym - 60 Jahre

unflädige, hasserfüllte und brutale Äußerungen meines Mannes

Mein Mann ist ein umgänglicher Mensch, augenscheinlich. Er hat Diabetes, deshalb verzeihe ich ihm einiges. Aber er macht mich und meinen 31-jährigen Sohn mit seinen unflädigen, hasserfüllten und oft auch sehr brutalen Äußerungen nervlich und seelisch fix und fertig. Mein Sohn mag ihn sehr, was die Sache nicht einfacher macht. Das geht nun schon seit Jahren so und ich weiß nicht ob man das noch ändern kann. Der Einfluss auf meinen Sohn, der wieder bei uns im Haus wohnt, ist denkbar schlecht. Aber mein Mann sieht das nicht so, er empfindet sich als der Größte. Was soll ich tun, was kann ich tun?

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Unbekannte,

ist schon witzig, wie ich über Deine Zuschrift gestolpert bin: habe selbst bis zum 35. Lebensjahr (zwischen Studium und Heirat) wieder im Hause meiner Eltern gelebt.
Und bin nun selber 60.
Nun will ich mal versuchen, meinen Vater zu verstehen, als ich im Alter Deines Sohnes war. (Für meinen Vater kam erschwerend hinzu, dass meine Großmutter - Mutter meiner Mutter - zu der Zeit als Pflegefall auch noch unter dem Dach meiner Eltern wohnte).
Mein Vater war mit meiner Mutter glücklich!
Konnte er auch nicht anders, sonst hätte es Haue gegeben :-)
(Sie war glücklich, er verheiratet :-) )
Quatsch! Natürlich nicht!
Aber meine Mutter war trotzdem die, die den Ton angab. Nicht aufdringlich! Aber immer so, dass dem Ton gefolgt wurde :-)
Nicht von mir und nicht von ihrer Mutter.
Papa war eigentlich immer der arme Schluffen, der niemals auf den Tisch des Hauses hauen und das "reinigende Gewitter" in Gang setzen durfte.
Nun, 25 Jahre später kann ich das so sehen. Damals hatte ich meinen Vater auch schon mal als "Kleingeist" geächtet.
Nun sehe ich aber auch, dass einiges, was ich als sein Unverständnis mir gegenüber gesehen hatte eigentlich meine Ignoranz für seine Lage war: ein 30. - jähriger ist flügge (Oder nicht wirklich lebensfähig)! Mein Vater hat seine Frau geheiratet, weil er sie liebt! Musste diese Liebe Jahrzehnte lang teilen (nur ein Kind, aber dafür auch mit der Schwiegermutter, die gepflegt wurde).
Meine Mutter wollte immer zuerst ihrer Mutter, dann mir, dem Sohn, gerecht werden!
Papa hatte das hinzunehmen.Nun liebe ich es so sehr und frozel sie damit, das "Sohn" nichts mehr zählt, wenn "Enkel" kommt :-)

Ich sehe Deine Zerrissenheit, liebe Unbekannte! Und ich sehe den Anspruch an eure Liebe, die Dein Mann erhebt!

Du schreibst, dass sich Dein Mann unflätig, hasserfüllt und brutal äußert.

"Unflätig und brutal" würde ich mir selber selbst hier im Kummerkasten anziehen!
Und das hat für mich nur ein Ziel: überhaupt noch jemanden anzusprechen, weil "butterweiche Formulierungen" oft einfach gelesen werden, wie das "Tageshoroskop".
Miteinander auseinandersetzen scheint in unserer Zeit oft daran geknüpft zu sein, das man seine Fragen plakativ und provokativ stellt.

Um einen Lösungsansatz in einem einzigen Satz zu formulieren, hast Du zu wenig von der Art des "Hasserfüllten" geschrieben!
Es ist also nur eine Idee von mir, dass Dein Mann mit seinen Aktionen Eure Liebe neu hinterfragen will.

Das ist es eigentlich, was ich mir für euch beide wünsche! Und dann wird auch euer Sohn recht behalten! Mit seiner Liebe zu seinem Vater!

Alles Liebe,

Bernd