Problem von AlaskaButterfly - 21 Jahre

Selbstzweifel & Suizidgedanken

Hallo, ich bin 21 und weiß nicht genau was mein Problem ist. Eigentlich habe ich ein normales und schönes Leben Und sehe auch gut aus. Als ich 12 war habe ich angefangen mich zu ritzen. Nicht oft. Aber recht doll. Manchmal habe ich es ganz lange nicht getan. Dann wieder mal ne Zeit lang. Das letzte mal ist ca 5 Monate her. Und ich schaffe es soweit auch, es nicht zu tun. Aber ich würde oft gerne. Und ich denke manchmal an Selbstmord. Eigentlich sogar recht oft. Und es kribbelt mich quasi es zu tun. Aber trotzdem weiß ich irgendwie dass ich es nicht tun würde. - obwohl ich es irgendwie doch in Erwägung ziehe. Und ich kann keine Bindung eingehen obwohl ich mir einen freund wünsche. Aber auch nicht weil ich dann nicht mehr frei bin. Ich weiß. Nicht wirklich was ich will und wer ich bin.
Ich war noch nie in Therapie oder bei einem psychater. Aber bei meinem Hausarzt. Das war 2012. Er verschrieb mir antidepressiva und hat mir einen Termin bei einer psychologin gemacht. Aber ich bin dort nicht hin gegangen. Meine Eltern wissen auch seit 2012 von dem ritzen. Aber denken dass war mal und denken auch jetzt es sei alles gut. Und das ist auch gut so!
Ich habe ein ganz super toller Verhältnis zu ihnen. Aber das Thema ist mir ganz unangenehm !
Ich bedanke mich im voraus schonmal für eine Antwort. :) lg, AlaskaButterfly

Pia Anwort von Pia

Liebe(r) AlaskaButterfly,

was für ein schöner Username. Steckt da etwas dahinter? Für mich irgendwie schon, nachdem ich Deine Nachricht gelesen habe. Ich stelle mir vor, dass Du eine junge Frau bist, die noch ihr Leben vor sich hat, aber trotzdem so viel zweifelt. Möchtest Du einmal nach Alaska? Du hast Träume? Dafür lohnt es sich weiter zu leben. Das kann Dir helfen. Als ich Butterfly gelesen habe, habe ich mit eine Raupe vorgestellt, die alles in sich reingefressen hat. Jeden Stress, jeden Gedanken, jede Angst, etc. aber sie hat niemanden davon erzählt. Sie ist damit allein geblieben und hat sich total isoliert. Vielleicht sogar verpuppt und durch diesen Vorgang hat sie vielleicht schon wie eine Mauer um sich gebaut und kann sich nicht mehr anderen Menschen gut öffnen. Vielleicht steckst Du gerade in so einem Zustand und kannst keinem richtig vertrauen und bleibst mit den ganzen wichtigen und belastenden Themen alleine. Ich kann verstehen, dass das Angst macht und dass Du so dunkle Gedanken hast. Wie schöne wäre es, wenn Du aus diesen ganzen Fäden oder Wänden ausbrechen könntest und wie ein farbenfroher und lebendiger Schmetterling losflattern könntest, Dich ganz öffnen könntest und überall hinfliegen möchtest, wo Du möchtest - der Ziele erreichen.

Ich freue mich, dass Du geschrieben hast und hoffe, ich habe Dich mit dieser "Einleitung" nicht verschreckt, aber manchmal ist man so verwirrt von seiner Psyche und hat das Gefühl, sich selbst nicht mehr zu verstehen. Da kann so eine bildliche Sprache helfen, sich das Ganze etwas besser vorzustellen. Du hättest Dich nicht an uns gewendet, wenn Du nicht unter der Situation leidest und nichts verändern möchtest, daher möchte ich versuchen, dass ich Dich dabei ein bisschen unterstützen kann.

Erstmals möchte ich Dir einen großen Respekt ansprechen, dass Du alleine geschafft hast, Dich von dem Ritzen zu distanzieren, auch wenn es Dich manchmal noch einholt und versucht wieder aufzutreten. Das gelingt nicht vielen und da kannst Du stolz auf Dich sein. Jedoch liegt meistens dahinter ein gravierendes Problem, dass einen belastet und wie Du schreibst, gibt es da etwas in Dir, dass immer wieder rebelliert. Es bringt Dich dazu, dass Du über selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität nachdenkst. Das ist sehr schade und ich kann mir vorstellen wie schlimm das ist. Suizidgedanken sind schrecklich und ich denke sogar, das ist eines der schlimmsten Gefühle. Jedoch denke ich auch, dass es in Deinem Alter nicht untypisch ist. Du bist noch jung, aber bist gerade an der Stelle, an der das erwachsen werden präsenter wird. Man muss entscheiden, was man möchte, wohin man möchte, was die Ziele sind etc. Alles erscheint einem so lebensnotwenig und entscheidend für das ganze Leben. Ich bin genauso alt wie Du, ich kann das gut nachvollziehen. Ich hoffe, Dich stört mein Alter nicht. Ich möchte Dir gerne sagen, dass egal, was Du gerade machst, dass das nicht entscheidend für Dein ganzes Leben sein wird. Man kann sich immer weiterentwickelt und wieder ganz neue Wege einschlagen. Frage einfach einmal Erwachsene in Deinem Umfeld, Du wirst viele entdecken. In diesem ganzen Chaos sucht man dann auch noch nach dem Sinn des Lebens. Wieso quält man sich jeden Tag durch diese Welt? Macht es überhaupt Sinn? Hat man darauf überhaupt Lust? Das ist eine gute Frage und ich denke, dass jeder einmal in seinem Leben an diesen Punkt gerät.

Ich kann Dir nur raten: Bleibe damit nicht alleine!! Vielleicht traust Du Dich, doch einmal einer Freundin oder einem Freund davon zu erzählen. Vielleicht haben sie ähnliche Gedanken und ihr könnt darüber sprechen. Das hilft oftmals. Außerdem wäre auch eine konstruktive Idee hilfreich, dass Du Dir nicht überlegst, warum Du Dich umbringen möchtest, sondern, warum Du gerade am Leben bleiben möchtest. Was macht Dir Spaß? Wen möchtest Du nicht verlassen und durch einen Suizid erschüttern? Was hast Du noch für Träume? Für was möchtest Du kämpfen? Was kannst Du genießen? Es sind meist Kleinigkeiten, die unser Leben bereichern. Vielleicht möchtest Du Dir jeden Abend vor dem zu Bett gehen eine Kleinigkeit aufschreiben, was schön war, was Dich gefreut hat, was Dir aufgefallen ist etc. Ich bin mir sicher, es gab auch einen guten Moment, je schlecht der Tag auch gelaufen ist. Allgemein entlastet es sehr, Dinge aufzuschreiben, dann kann man sich davon besser distanzieren und diese unterdrückten Gefühle rauslassen.

Hast Du schon einmal von sogenannten Skills gehört, die Alternativen zum selbstverletzendem Verhalten darstellen? Sie können Dir helfen, in Momenten, in denen Du Dich Ritzen möchtest, Dich durch anderes Verhalten zu regulieren. Beispiele wären, dass Du es aus Dir herausmalst, auf einem Blatt oder mit einem roten Filzstift auf Deine Arme, im Notfall. Du kannst Dich durch Sport auspowern oder einen Coolpack nehmen, der keine Narben hinterlässt. Hier ist ein Link mit vielen Ideen, wichtig ist, dass Du Dir wenige aussuchst, die für Dich passen. Probier einfach einmal ein paar aus:
http://www.magersucht-online.de/index.php/informationen-zu-magersucht/36-selbstverletzendes-verhalten-svv-

Weißt Du was hinter Deinen Gedanken und dem Ritzen steckt? Welche Gefühle und Auslöser bringen Dich dazu, Dir das anzutun? Du schreibst, dass Dir das Thema unangenehm ist und ansonsten gibst Du davon wenig preis. Da könnte es vielleicht doch sinnvoll sein, dass Du einmal zu einem Psychotherapeuten gehst und versuchst, mit ihm darüber zu sprechen. Es muss Dir nicht peinlich sein, es ist wichtig, damit nicht allein zu bleiben. Es muss außerdem keiner mitbekommen, nicht einmal Deine Eltern. Ich habe dazu in der Sofort etwas geschrieben:
http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/31/Professionelle-Hilfe-Wie-finde-ich-einen-Psychotherapeuten.html

Hast Du das Antidepressiva genommen? Hat es Dir geholfen? Oftmals dauert es etwas, bis man das passende gefunden hat. Lass Dich nicht entmutigen und probiere mehrere aus. Ich wünsche Dir dafür viel Durchhaltevermögen und Geduld.

Liebe Unbekannte, leider kann ich nicht mehr schreiben, weil Du wenig von Dir geschrieben hast. Ich kann mir vorstellen, dass Du viele Themen hast, die dahinter stehen, auch dass Du keine Bindungen eingehen möchtest. Daher rate ich Dir, dass Du es mit professioneller Hilfe probierst und einfach einmal ausprobierst, wie es ist, mit Freuden und Bekannten darüber zu sprechen. Nur Mut! Ansonsten wünsche ich Dir, dass Du wieder mehr Freude am Leben findest. Manchmal hilft auch ein Neustart in einer neuen Stadt oder in ein neues Hobby.

Zum Schluss möchte ich Dir sagen, dass ich mir Sorgen mache, wenn Du so über Suizidgedanken schreibst und möchte Dich bitte, dass Du Dir im Notfall Hilfe suchst. Du kannst jederzeit die Telefonseelsorge anrufen oder zu einer Beratungsstelle gehen (z.B. Caritas), vielleicht gibt es in Deiner Stadt sogar eine extra Stelle für Suizidprävention, schau einfach einmal im Internet. Ich hoffe sehr, dass es Dir bald besser geht und Du nicht allein mit den Themen bleibst. Gerne kannst Du wieder schreiben, wenn Du noch etwas konkretes wissen möchtest. Alles Gute und ich hoffe, dass ich Dir ein bisschen weiterhelfen konnte. Vielleicht möchtest Du auch öfters an meine Schmetterlings-Darstellung denken, wenn Du es schaffst, aus Deinen gewohnten Verhaltensmuster auszubrechen, dann kannst Du wieder frei durch das Leben fliegen.

Alles Liebe
Pia