Problem von Louise - 19 Jahre

Auszug von Zuhause

Hallo Kummerkasten Team,
ich habe totales Heimweh und fühle mich alleine. Ich bin vor 2 Wochen ausgezogen und wohne jetzt mit einer Mitbewohnerin zusammen. Ich vermisse meine Eltern sehr sehr doll und ich bin fast nur noch am weinen. Ich weiß nicht wie ich das in den Griff bekommen kann. Es ist ja nicht wie bei einer Sprachreisen das ich auf das Ende warten kann, nein ich muss mich ja an die Situation gewöhnen. Meine zwei Zimmer sind schön und ich fühle mich da wohl nur im Rest der Wohnung nicht, meine Mitbewohnerin ist unordentlich und reden hat bis jetzt nichts gebracht. Ich habe Bauchschmerzen, keinen Appetit und wie schon erwähnt weine ich nur noch. Meine Eltern haben leider nicht so viel Verständnis wie ich mir wünschen würde und so bin ich ziemlich auf mich selbst gestellt. Habt ihr ein paar Tipps für mich wie ich mich an die Situation gewöhnen kann und wie es mir leichter fällt mich von meinen Eltern abzunabeln?

MichaelaS Anwort von MichaelaS

Liebe Louise,

von daheim auszuziehen und quasi das erste Mal auf eigenen Beinen zu stehen ist ein großer Schritt und ich denke, dass es ganz normal ist, dass man in der ersten Zeit immer wieder an das alte Zuhause zurückdenkt und auch mal Heimweh hat.
Natürlich wäre es aber sehr schade, wenn du dich an die neue Situation so gar nicht gewöhnen kannst. Immerhin ist deine neue Selbstständigkeit aufregend und etwas Tolles! - nichts, weswegen du unglücklich sein solltest.

Es tut mir leid zu lesen, dass du dich von deinen Eltern nicht ausreichend verstanden fühlst. Ich könnte mir vorstellen, dass sie einfach hoffen, dass du dich mit der Zeit an die neue Situation gewöhnst. Vielleicht wollen sie deshalb das Ganze nicht so eng sehen und erst einmal abwarten, ob du dich in der neuen Wohnung einlebst.
Ich weiß nicht, wie weit du von deinem alten Zuhause entfernt wohnst, aber für den Anfang könnte es dir vielleicht helfen, wenn du deine Eltern noch öfter besuchen kannst oder sie dich besuchen. Weiterhin guten Kontakt zur Familie zu haben kann auf jeden Fall gegen das Gefühl helfen, man hätte sich durch den Auszug plötzlich von seiner Familie entfernt.

Das Zurechtfinden in einer neuen Wohnumgebung kann zu Beginn natürlich eine Herausforderung sein. Du hast immerhin 19 Jahre lang mit deinen Eltern zusammen gelebt. Ihr kennt euch gut, kennt eure Gewohnheiten, habt euren Alltag aufeinander abgestimmt.
Jetzt wohnst du mit einer neuen Mitbewohnerin zusammen, die du noch nicht so gut kennst. Ihr müsst euch erst aneinander gewöhnen, euren Lebensstil kennenlernen und euch aufeinander abstimmen. Das braucht natürlich Zeit.
Toll ist, dass dir anscheinend zwei Zimmer zur Verfügung stehen, die du wirklich selbst verwalten kannst, ohne den Einfluss deiner Mitbewohnerin. Hier kannst du alles so gestalten, wie du möchtest und wie du dich wohl fühlst. Du kannst also die Freiheiten deiner neuen Selbstständigkeit in diesen zwei Zimmern völlig auskosten!

Mein Vorschlag für dich wäre, doch einmal eine Liste zu schreiben, was du alles gerne tun würdest oder gerne hättest und was aber nur möglich ist, wenn du nicht mehr zuhause wohnst. Beispiele für solche Wünsche wären:
- Mein Zimmer so gestalten und verwalten, wie ich es mir wünsche
- In Ruhe Besuch haben
- Selbst entscheiden, was gekocht wird, wann und wie
- ...
Das sind nur Vorschläge, natürlich solltest du jene Wünsche aufschreiben, die dir auch selbst am Herzen liegen.
Versuch auf jeden Fall, dir einmal bewusst zu machen, welche Vorteile du daraus ziehst, dass du von zuhause ausgezogen bist. Oft gibt es eine Menge Dinge, bei denen es toll ist, wenn man sie plötzlich selbst in der Hand hat und sich dabei nicht mehr an den Lebensstil der Eltern anpassen muss.

Was den Teil der Wohnung betrifft, den du dir mit deiner Mitbewohnerin teilst, denke ich, dass du dem Ganzen noch etwas Zeit geben solltest. Immerhin wohnt ihr erst zwei Wochen zusammen und dass ihr eure Art zu wohnen aufeinander abstimmt, braucht natürlich seine Zeit.
Wichtig ist, dass du dir bewusst machst, dass deine neue Mitbewohnerin nicht wie deine Eltern sein wird. Du hast dich an das Leben mit deinen Eltern gewöhnt gehabt, aber jetzt ist es Zeit, etwas Neues anzufangen. Dass das am Anfang schwer fallen kann, ist nur natürlich. Du und deine Mitbewohnerin entdeckt jetzt eure guten, aber auch eure schlechten "Wohneigenschaften" aneinander (z.B. Unordentlichkeit wie du schreibst) und müsst lernen, euch damit zu arrangieren. Wichtig ist, dass ihr dabei jeweils auch die Wohnbedürfnisse der anderen berücksichtigt und wenn möglich akzeptiert, anstatt zu versuchen, nur eure eigene Vorstellung vom gemeinsamen Wohnen durchzusetzen.

Solltest du überhaupt nicht mit deiner Mitbewohnerin zurecht kommen, würde ich dir raten, über einen Wohnungswechsel nachzudenken (eine andere WG oder eine Wohnung alleine, in der du wirklich selbst bestimmen kannst). Diese Option würde ich allerdings nur andenken, wenn du es in deiner momentanen Wohnung wirklich nicht aushalten solltest.
Versuch erst einmal, das Beste aus der Situation zu machen und schau, wie sich deine neue Wohngemeinschaft entwickelt. Wenn du dir die Vorteile des Wohnens ohne die Eltern bewusst machst und versuchst, diese Vorteile bewusst mehr auszukosten, gelingt es dir bestimmt nach und nach deine neue Selbstständigkeit mehr zu genießen :)

Ich wünsche dir alles Gute!

Alles Liebe,
Michaela