Anwort von Delia

Hallo liebe Unbekannte,

dass du durch das Lesen solcher Bücher anfängst über deine Beziehung nachzudenken kann ich verstehen. Aber du musst auch bedenken, dass diese Bücher nunmal rein fiktiv sind, die Personen existieren nicht und es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass eine ähnliche Beziehung wie die zwischen Ana und Christian existiert. Fiktion wird dafür genutzt, Welten zu schaffen, die in der Realität nicht vorhanden sind. Es gibt Helden und jede Menge Abenteuer, die unsterbliche Liebe, Wunder, die perfekte Beziehung, außergewöhnliche Freundschaften und eben auch den jederzeit fantastischen und abwechslungsreichen Sex. Es ist in Ordnung ein wenig zu träumen, aber man sollte sich nicht allzu sehr darin verlieren. Vor allem nicht, wenn es zur Folge hat, dass man mit seinem richtigen Leben nicht mehr zufrieden ist und nach etwas sucht, was nicht existiert.

Die Charaktere in Shades of Grey sind typische Klischees, an sich perfekte Figuren mit einigen wenigen Macken um beim Leser zumindest den Anschein zu erwecken, als wären sie auf irgendeine Art und Weise realistisch. Ana ist süß, unerfahren, folgsam und ein wenig schüchtern, das perfekte kleine Mädchen um von dem großen bösen Mann verführt zu werden und sich ihm vollkommen hinzugeben. Es wird zwar im Laufe der Bücher suggeriert, dass sie an Selbstbewusstsein gewinnt und für sich einsteht aber bei genauerer Betrachtungsweise hat sich an der eigentlichen Dynamik der Beziehung nicht viel geändert.
Christian ist so attraktiv, dass sich natürlich alle Frauen in seinem Umkreis von ihm angezogen fühlen müssen und sofort in seinen Bann geraten. Gleichzeitig ist er unheimlich intelligent und (natürlich rein zufällig...) einer der reichsten Männer des Landes, ist dabei noch sportlich und ganz nebenbei noch ein fantastischer Liebhaber. Als "Macke" wird ihm dann sein Kontrollzwang angedichtet und damit Frauen sich erst recht für ihn erwärmen können, hat er auch noch eine schlimme Kindheit, die das weibliche Herz zum Schmelzen bringt. Drama über Drama damit es ja niemals langweilig oder alltäglich wird. Als Fiktion ganz nett zu lesen, aber für die Realität ungeeignet.

Zwischendurch über seine Beziehung nachzudenken kann hilfreich sein, aber solche Bücher haben es definitiv nicht verdient, dass du wegen ihnen mit deiner Beziehung unzufrieden bist. Wenn du etwas an deiner Beziehung ändern möchtest oder dich nach etwas sehnst, dann rede mit deinem Freund oder zeig ihm wie es dir gefällt. Aber dräng ihn dabei nicht in die Rolle eines Christian Grey, denn dann ist es kein Wunder, wenn er daran keinen Spaß hat. Habe den Mut und rede offen mit ihm darüber was du dir wünscht und was du gerne ausprobieren möchtest. Es geht ja auch nicht darum, sofort euer ganzes Liebesleben auf den Kopf zu stellen, denn ihr könnt ja nach und nach einige Dinge ausprobieren und schauen ob ihr beide daran Spaß habt.

Dein Freund und du seid nicht einfach so aus Zufall zusammen gekommen, sondern weil ihr Gefühle füreinander habt und ihr euch miteinander wohlfühlt. In der Realität in jemanden verliebt zu sein der diese Gefühle auch erwidert, kann durch kein Buch und keinen Film ersetzt werden.

Alles Gute wünsche ich dir!