Problem von Louise - 16 Jahre

Ich habe keine Lebenshoffnungen mehr was soll ich tun ?

Hallo ,

Momentan weiß ich nicht mehr weiter es fing alles damit an das ich in eine Wohngruppe gekommen bin vor ca. 3 Jahren. Die Wohngruppe hat aber jetzt am 30.9.2014 geschlossen. Ich bin dann vorübergehend zu meiner leib. Mutter gefahren. Es sollte nach einer neuen Wohngruppe im Umkreis Dithmarschens gesucht werden wo ich die letzten 3 Jahre verbracht habe und mir dort ein Leben aufgebaut habe und seid 11 Monaten einen festen Freund habe. Leider konnte mein Jugendamt keine neue Wohngruppe finden und so musste ich erstmal bei meiner Mutter bleiben was ich nicht wollte weil ich sonst wieder in die Drogenscene gerate. Also bin ich wieder zurück gefahren nach Dithmarschen und habe dort beim Freund übernachtet weil die Familie meines Freundes mich momentan nicht akzeptiert da ich Deprission habe und ziehmlich anstrengend bin (die Familie meines Freundes ist Muslimisch). Ich war also in einer Familie von meinem Kumpel untergebracht die in meinen Augen asozial war. Ich kam dort nicht zu ruhe und musste die 1 Wöchige Hausparty die 46 std. ging ertragen und das jeden Tag, dazu gehörten ziehmlich laute Musik , nervende Leute die immer in das Zimmer was neben an war getrennt von einer Holzplatte rein kamen,Polizisten die mich weckten weil Kinder aus Einrichtungen verschwunden waren oder wegen Lauter Musik und Regelmäßigen Drogenkonsum. Ich kam also nie zu Ruhe und habe deshalb Montags und Donnerstags verschlafen und konnte nicht in die Schule. Am letztens Abend einen Freitag Abend setze man mich auf die Straße und musste mit Koffer die Nacht alleine draußen verbringen bis ich mit den Zug wieder zu meiner Mutter gefahren bin. Jetzt schreiben mir meine Freunde aus Dithmarschen das sie mich schlagen wollen und das ich eine Schlampe wäre und mein Freund sagt nicht mal was dazu. Der Grund dafür ist das ich undankbar zu der Mutter meines Kumpels war , denn die Mutter meines Kumpels ist für jeden Jugendlichen im Ort deren sogenannte Beste freundin . Aufjedenfall bin ich dann zu meiner Mutter gefahren . Mir war klar das ich jetzt eine Fernbeziehung führen muss mit meinem Freund. Wir streiten uns jeden Tag und sind jetzt ausseinander. Meine Freunde haben mich hängen gelassen. Ich habe meinen RUF und meine Schule verloren und alles andere was ich mir aufgebaut hatte. Meine Mutter möchte mich nicht bei ihr wohnen lassen nur vorübergehend. Danach möchte sie mich ins Heim stecken. Dann soll ich natürlich auf eine Schule da wo ich jetzt bin aber ich habe große Angst weil ich keine Neu-Anfänge mag und weil ich damals bevor ich in eine Wohngruppe kam ziehmlich gemobbt wurde . Ich habe Angst das alles wieder von vorne anfängt. Ich vermisse mein Freund und mein Altes Leben. Ich wünschte ich könnte die Zeit zurück spulen. Ich überlege echt mein Leben ein Ende zu setzen. Ich habe kein schönes Leben mein Vater hat mich schon früh verlassen und meine Mutter schlägt mich manchmal. Ich trinke Abends heimlich um alles zu Vergessen. Ich habe niemanden mit dem ich reden kann. Ich weiß es klingt nicht alles nicht so schlimm aber das ist mein 4. Neuanfang immer hatte ich Pech endlich hatte ich ein tolles Leben und wieder wurde mit der Boden von den Füßen gerissen. Ich habs versucht so harmlos wie möglich zu schreiben da ich nicht in selbst mitleid versinken will. Ich hoffe ihr könnt mir ein Rat geben...

Danke schon einmal
Louise

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Louise,

den ersten Schritt hast du getan: Du hast dich geöffnet - und das darfst du gern wieder hier im Kummerkasten tun. Darauf darfst du stolz sein, den du hast es wirklich nicht leicht. Ich möchte versuchen, dir ein paar Gedanken aufzuzeigen, die dir vielleicht helfen könnten. Natürlich kann es sein, dass mein Rat nicht exakt deine Situation trifft; ich werde mich bemühen, einen guten zu geben.

Wie ich sagte: Du hast es nicht leicht, es ist dir nie leicht gemacht worden. Trotzdem hast du nicht aufgegeben - da wurdest du unversehens wieder aus der Bahn geworfen. Eins ist klar: Du wirst dich in gewisse Dinge fügen müssen. Ist es dir nicht auch wichtig, aus dem auszubrechen, was jetzt ist? Ob es ein Heim wird, oder ob ihr eine neue Wohngruppe findet: Das muss ja keine Lösung für immer sein. Wichtig ist es, dass du Abstand gewinnst. Denn so wie es jetzt ist, können dich immer neue Drohungen und Ablehnung treffen, ungerechte, aber schmerzhafte. Und das wird deinen Schmerz und sogar den Wunsch, dir das Leben zu nehmen, nur verschlimmern. Deine Angst, wieder gemobbt zu werden, kann ich verstehen. Jedoch, du weißt es nicht - es kann ganz anders kommen. Und selbst wenn du nicht mit offenen Armen empfangen wirst: Du hast die Freiheit dich zur Wehr zu setzen! Man wird dir glauben, weißt du warum? Weil du nicht abwehrst, Schuld zuweist, sondern etwas ändern möchtest. Aus deinem Text kann man sehr viel Schmerz herauslesen, aber keinen Hass. Du möchtest etwas ändern - auch wenn du nicht in die Vergangenheit zurück kannst, die Zukunft kann noch besser werden.

Das mit der Bewertung ist wichtig: Du hast sehr viel genannt, das für dich grausam, anstrengend, aufzehrend war. Nicht nur dein Umzug, sondern auch die Entwicklung mit deinem Freund und deinem Umfeld. Auch wenn du es vielleicht nicht hören magst: Ich habe nicht so das Gefühl, dass dein Freund dir gut tut. Bist du sicher, von ihm so geliebt zu werden, wie du bist? Verständnis zu erfahren für das, was dir passiert ist? Rücksicht zu bekommen von seiner Familie? Eigentlich stimmt doch das Gegenteil von alldem, oder? Wenn dir die Chance geboten wird, wenigstens ein bisschen auf Distanz zu sein, nutze sie - so schwer es gerade ist. Denn so sehr du ihn vermisst, hast du doch auch Zweifel, ob du bei ihm und seiner Familie, verstanden und angenommen bist? Ich will dir nicht raten, dich endgültig von ihm zu trennen. Ich möchte dich nur bitten, zu überdenken, wie du behandelt worden bist. Sieht so echte Liebe aus? Du bist es nicht, die sich verantwortlich fühlen muss, denn dir ist Leid zugefügt worden. Gleiches gilt für deinen Kumpel, seine Mutter und Freunde: Nimm die Schuld nicht an, die man dir zuweist. Sei so stolz, zu wissen, dass du nicht für viel dankbar sein kannst. Sie mögen denken, was sie wollen - du brauchst auch Zeit und Raum, bis es dir besser geht. Wenn sie dir das nicht gewähren wollen, haben sie die Freundschaft verletzt, nicht du.

Es ist nachvollziehbar, dass du dich wie ein ewiger Pechvogel fühlst. Es scheint, als würde alles zunichte gemacht, was dir jemals wichtig war. Aber kann das, was jetzt passiert, nicht auch ein noch besserer Neuanfang sein? Du hast bewiesen, dass du stark bist. Auch wenn es nicht leicht wird, es kann weitergehen. Der erste Schritt wäre, dich auf die Dinge einzulassen, die kommen. Ich sage nicht, dass du dich damit abfinden müsstest, in einem Heim zu leben. Da können sich schnell weitere Möglichkeiten ergeben, hab keine Angst. Wichtig ist, dass du Stabilität gewinnst, und ein bisschen Ruhe von den Leuten hast, die kein Verständnis für deine Lage aufbringen. Denn man kann von dir nicht verlangen, dass du völlig gelassen bist und alles einsteckst. Das ist einfach zu viel verlangt, ist ungerecht. Du hast die Einsicht, zu merken, wenn du unfreundlich oder undankbar warst, das ist gut. Aber mache deine eigenen Fehltritte auch nicht schlimmer, als sie sind. Es ist niemandem geholfen, wenn du leidest, am wenigsten dir selbst. Wenn du ausgegrenzt und verachtet wirst, wegen Vorfällen, die jetzt absolut verständlich sind, haben dein Kumpel oder dein Freund das Maß verloren, nicht du. Sie können nicht erwarten, dass du alles mit dir machen lässt. Es wäre besser, etwas Nachsicht mit dir zu haben, und zu sehen, dass du nicht immer gefasst bleiben kannst. Und kannst du wirklich sagen, dass sie das tun? Oder ist es nicht eher so, dass ihre Vorwürfe in keinem Verhältnis stehen zu dem, was du vielleicht getan hast? Das gilt für all deine freunde. Deine Angst vor der Zukunft, deine zum Zerreißen gespannten Nerven, deine Erschöpfung und Trauer, all das hat seine Gründe und sollte Anlass sein, dir Freundlichkeit entgegen zu bringen. Denn du kannst nichts für all das, und wer dich liebt oder als Freundin schätzt, sollte sich darüber klar sein.

Depressionen und Zukunftsängste machen viel mit einem, das man nicht will. Trotzdem hast du sie dir nicht ausgesucht, und darauf sollte man Rücksicht nehmen. Ich würde dir sehr wünschen, dass du dem, was auf dich zukommt, etwas Positives abgewinnen kannst. Denn deinen Leidensweg hast du ja nicht umsonst zurück gelegt, oder? Du weiß besser bescheid, wie das Leben so spielt, als viele von den Anderen je werden. Du hast auch gelernt, dass es zu nichts führt, zu hassen. Besser ist, Sachen zu klären - aber nur, wenn die Leute dazu bereit sind. In der neuen Schule sollte dich niemand verurteilen, weil du mit so einer Geschichte ankommst. Habe den Mut, bei dir zu denken: Ihr wisst es einfach nicht besser! Und wenn du wirklich abgelehnt wirst, muss das noch nicht das Ende sein. Solange du klar und ruhig bleibst, beide Seiten sieht, so wie du es hier getan hast, wird auch jeder Lehrer auf deiner Seite sein. Jetzt wirst du vielleicht sagen, dass Petzen und Heulen alles noch schlimmer macht: Ganz ehrlich, willst du das alles umsonst geleistet haben? Welchen Grund hast du, noch weiter Leuten, die dich verächtlich behandeln, entgegen zu kommen? Sei so hochmütig, es nicht zu tun, die neue Schule zu nutzen, um deine Erfahrungen anzuwenden. Denn es ist auch wichtig, nicht stillzustehen, deine Gedanken machen sich sonst noch breiter. Von deiner Ausbildung ganz abgesehen. Hattest du nicht einmal Träume, Wünsche, was das betrifft? Sind sie nicht, tief unten, noch vorhanden? Entdecke sie neu, lass dich nicht unterkriegen! Auch dem Alkohol und den Drogen kannst du nur Einhalt gebieten, wenn du ins Handeln kommst, etwas zu tun hast, und deinen Schmerz nicht mehr so betäuben musst. Wenn die Verzweiflung dich nicht wieder in die Arme der Szene treibt, sondern du ein Ziel vor Augen hast. Und ich fände es schön, wenn du das in diesem Neuanfang sehen könntest. Einmal wirst auch du zur Ruhe kommen, doch du musst auch wissen, wohin du willst. Das kann dir am besten in stabilen Verhältnissen klar werden, wenn du weißt, an wen du dich wenden kannst, und nicht mehr vor jedem Tag Angst haben musst. Denn Louise, es ist sehr wohl schlimm, was du erlebt hast, und niemand darf das klein reden! Doch es geht weiter. Ich bin sicher, dass du es schaffen kannst. Trau es dir auch selbst zu, lass nicht alles mit dir machen! Trotz deiner Geschichte hast du dir Offenheit und Verständnis bewahrt, das ist gut. Doch lass dich selber nicht zu kurz kommen, trau dich, anzuerkennen, wenn du im Recht bist. Mit Schuld zuweisen und Unwillen, wird man einen Streit nie lösen können. Im Moment weist du dir selber die Schuld zu - das ist ungerecht, sei freundlicher zu dir! Bewahre dir dein Verständnis, versuche weiterhin, dich im Zaum zu halten, aber nicht so, dass es dir schadet. Du kannst sehr stolz sein auf das, was du bis jetzt geleistet hast. Und ich wünsche dir, dass du es bemerken, an die Zukunft glauben, und die angebotene Hilfe annehmen kannst.

Alles Gute und Liebe Grüße

Paul