Problem von Anonym - 17 Jahre

Freundschaft zu Ex-Freund

Hallo!
Ich hab mich vor zwei Jahren das erste Mal richtig verliebt. In den für mich tollsten Jungen dieser Welt. Ein Jahr später sind wir dann auch zusammen gekommen, nach ewig langer Zeit, eine Millionen Treffen und bestimmt noch mehr Tränen. Ich war der glücklichste Mensch auf der Welt, ich habe es mir so lange gewünscht und auf einmal war ich sozusagen am Ziel. Ich konnte gar nicht fassen, wieso ausgerechnet ich so viel Glück hatte. Er hatte damals Abi gemacht (er ist 4 Jahre älter als ich) und ist dann studieren gegangen. Ich habe sehr darunter gelitten, aber es hat gar nicht so schlecht funktioniert. Wir haben uns fast jedes 2. Wochenende gesehen und viel geskypt. Natürlich habe ich damals keinen Kopf mehr für die Schule gehabt, ich konnte an nichts anderes denken als an ihn. Als ich endlich Ferien hatte konnte ich glücklicherweise meine Eltern überreden ihn die ganzen Ferien zu besuchen. Ich bin direkt am ersten Tag hingefahren, er hat mich mit Blumen am Bahnhof abgeholt. Wir hatten eine wunderschöne Zeit, keinen Streit. Nach 2 Monaten Beziehung kam dann aber natürlich das Thema Sex zum Vorschein. Ich hatte mit meiner Mama darüber geredet - sie hat volles Verständnis aber bat mich noch zu warten, bis ich gegen Gebärmutterhalskrebs geimpft war. Es kam dann aber doch dazu, dass wir es planten und Kerzen gekauft wurden usw.! Ich war mir sicher, ich war wirklich verliebt und er sollte es sein. So und jetzt beginnt das schlimme. Es hat nicht geklappt, wir haben es 3 mal versucht, an verschiedenen Tagen, es hat nicht funktioniert. Und es lag an ihm. Er hat es dann immer wieder abgebrochen und war danach total komisch. Mich hat das super fertig gemacht, ich habe mir eingebildet es würde an mir liegen. Nach dem wirklich schönsten Tag in der ersten Woche hatten wir abends einen Mini Streit, er hat total übertrieben und wurde wieder so komisch wie zuletzt nach den gescheiterten Versuchen. Er hat sich total zurückgezogen. Naja, kurz und knapp nach langem Rumgewälze war es dann raus: Mein Freund haut nach 3 Monaten Beziehung und einem Jahr Freundschaft raus, dass er schwul ist.
Ich war geschockt, aber es war mitten in der Nacht und wie gesagt ich habe ihn über alles geliebt und demnach sehr ruhig reagiert. Ich habe gesagt, dass das krass ist, aber ich verstehe das es für ihn auch nicht leicht gewesen sein muss. Ich habe ihn ermutigt, ihm gesagt, dass wir das schon zusammen schaffen und ich ihn unterstützen will, als eine normale Freundin. Am nächsten Tag habe ich es meiner Mama gesagt und sie ist sofort ins Auto gestiegen und hat mich nach 500 km abgeholt. Ich war, zuhause angekommen, natürlich am Boden zerstört, ich konnte das einfach nicht fassen und ich war auch ein bisschen wütend. Er postete Bilder auf denen ich förmlich sehen konnte, wie gut es ihm gerade ging. Das verletzte mich noch mehr. Hart wurde es dann, als er anfing mit einem Freund von mir (der sich bereits geoutet hatte) zu schreiben. Das ging gar nicht für mich und ich kam nicht damit klar, diesen Jungen, dem ich vertraut habe, jeden Tag in der Schule zu sehen, der jetzt mit meiner großen Liebe anfing etwas zu machen. Schule war somit am Tiefpunkt angelangt. Ich habe mich deshalb entschieden die Schule zu wechseln und nochmal ein Jahr zurück zu gehen, was die beste Entscheidung war, die ich treffen konnte.
Um das hier ein bisschen abzukürzen: Im Moment (nochmal ein Jahr später) sind wir 'Freunde'. Wir verstehen uns schon sehr gut, für mich schien das optimal, weil ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte. Ich habe ihm all das Vergangene verziehen, jeder Mensch macht mal Fehler, aber man muss auch verzeihen können. Ich muss ehrlich sagen, die Wunden sind auch verheilt. Ich bin wieder verhältnismäßig glücklich. Wir sind mittlerweile wie Geschwister, aber zugegeben wenn ich ihn besuche oder er mich, läuft es immer auf enormen Körperkontakt raus. Wir würden niemals miteinander schlafen, das ist ganz sicher, aber wir haben überhaupt keine Berührungsängste. Heißt: Wir schlafen Arm in Arm ein, ich kriege auch mal einen Kuss auf die Stirn, wir halten Händchen während wir durch die Stadt schlendern, ich sitze auf seinem Schoß. Aber das alles eher so als kleine Schwester. Ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob das wirklich alles so harmlos ist, sowohl von seiner Seite als auch von meiner. Das er mich nicht liebt, das weiß ich. Aber ich liebe ihn schon noch. Nicht so beziehungsmäßig vielleicht, aber irgendwie trotzdem total intensiv. Wir haben öfters auch Streit in letzter Zeit, weil er einfach total unzuverlässig ist und mich auch öfters Mal stehen lässt. Da bin ich ziemlich anfällig, weil ich sowas einfach nicht ausstehen kann. Das setzt mir insofern zu, weil ich merke wie doll mir das doch noch nahe geht und wie wichtig er mir eig. ist. Er ist ziemlich egoistisch und ehrlich gesagt auch ein Arschloch. Es gibt Momente da geht er echt mit mir um, als sei ich das letzte Stück Abfall, aber hauptsächlich dominieren die Momente, wo wir uns so unheimlich gut verstehen. Ich brauche diese Freundschaft. Aber ich weiß einfach auch, dass es ihm nicht so wichtig ist wie mir. Zwar auch wichtig, aber er würde nicht so leiden, wenn das jetzt alles vorbei wäre. Das macht mich manchmal verrückt, weil ich nicht weiß was ich machen soll. Ist es besser für mich, ihn endlich loszulassen? Oder soll ich im Moment einfach das machen was mich glücklich macht und weiterhin mit ihm befreundet sein? Ich fühle mich so dumm, weil ich ihm so viel verzeihe, aber das mache ich weil ich an das Gute in ihm glaube. Er meint das alles nicht böse, er ist einfach so. Ich will halt auch gerne einen neuen Freund haben, aber es ist niemand da und ich kann es mir somit auch nur mit ihm vorstellen. Und das macht mir Angst, komme ich niemals davon weg und werde ihm für immer so nachrennen? Ich weiß einfach nicht, ob diese Freundschaft Zukunft haben kann, wenn ich glücklich sein will. Einen festen Freund und so einen besten Freund, das geht bestimmt nicht, vorallem wenn ich noch immer ein paar undefinierbare Gefühle für ihn habe. Mein Herz sagt mir, dass ich ihn brauche, aber mein Verstand zweifelt daran. Vielleicht ist aber auch noch wichtig, dass es mir schon schwer fällt 2 Tage nicht in Kontakt zu ihm zu stehen. Ein kompletter Abbruch scheint mir realistisch gesehen als wirklich unmöglich. Das ist alles so schwer...
Danke schonmal für eure Hilfe im Voraus, liebe Grüße!

Monika Anwort von Monika

Liebe Unbekannte,

ich kann mir gut vorstellen wie schwer die Situation für dich ist.

Mal unabhängig vom Grund der Trennung, denke ich, dass eine wirkliche Freundschaft nur möglich ist, wenn beide keine Gefühle mehr füreinander haben. Wenn die Fronten klar geklärt sind. Oftmals ist dafür auch etwas Abstand nötig!

So wie ihr euch verhaltet kann ein Außenstehender bestimmt glauben, ihr wärt noch ein Paar. Er gibt dir das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.
Das kann es auch in einer Freundschaft geben, aber solange du noch mehr für ihn empfindest wirst du immer leiden. Du wirst immer wieder mit deinen unerfülten Wünschen und Sehnsüchten konfrontiert werden.
Er ist nicht mehr dein Freund, ihr habt keine Beziehung mehr, du hast keine Zukunft mit ihm. Ich glaube das kannst du nur verstehen und akzeptieren, wenn du etwas Abstand gewinnst.

Natürlich ist das schwer! Du hast ihn gern und auch er verbringt gern Zeit mit dir - warum das alles also aufgeben?
Eben weil es dir Schmerzen bereitet, weil du selbst merkst, dass da was nicht stimmt, dass es dir nicht passt. Wiel er deiner Zukunft im Weg steht. Weil du dir eine erfüllte Beziehung wünschst und die wird es nicht geben solange du emotional an ihn gebunden bist.

Ich wünsche dir viel Kraft und Mut!

Liebe Grüße
Monika