Problem von Anonym - 13 Jahre

Therapie

Hallo erstmal ...
Ich schreibe jetzt schon das 6. Mal und hoffe das ihr mir dieses mal antwortet. Ich bin in ein paar Tagen 14 und ritze mit manchmal , jedoch nicht so stark das es total blutet es ist nicht so schlimm wie bei manchen anderen , ja ich weiß das es Menschen mit viel größeren Problemen gibt... ich glaube ich hatte schon mehrere oder eine Depression und ich möchte in Therapie. Ich kenne mich mit der Krankenkasse und so nicht aus , außerdem hab ich angst das meine Mutter etwas davon mit bekommen kann.
Ist es übertrieben das ich wegen Depression und ein bisschen ritzen in Therapie möchte ?
LG
Und danke fürs antworten

Miriam Anwort von Miriam

Hallo liebe Ratsuchende,



Es tut mir wirklich sehr Leid, dass du uns so oft geschrieben hast und noch nie eine Antwort bekommen hast. Wir bekommen täglich sehr viele Mails und können leider nicht alle beantworten. Wir hätten aber früher antworten müssen, da du es wirklich oft versucht hast. Dementsprechend werde ich bei meiner Antwort deine alten Probleme mit berücksichtigen und hoffe, dass ich dem gerecht werde und dass ich dir helfen kann.

Du schreibst, dass du dich manchmal ritzst. Ich denke nicht, dass deine Art der Selbstverletzung für dich nicht schlimm ist. Allein schon die Tatsache, dass du daran denkst und es auch machst (egal wie stark oder nicht stark) zeigt mir, dass du gerade in einer Situation bist, die nicht leicht ist und in der du keinen anderen (besseren) Ausweg, außer dich selbst zu verletzen, findest. Es gibt immer Menschen mit größeren Problemen, aber auch solche, mit kleineren Problemen. Aber es geht nicht darum, dich mit anderen zu vergleichen. Jeder hat sein eigenes Problem und es ist so groß, wie man es selbst erlebt und fühlt. Für dich kann es ein kleines Problem sein, aber für deine Schulfreundin kann es z.B. ein sehr großes, unbewältigbares Problem sein. Und so wie du es mir erzählst, scheint es ein Problem zu sein, dass im Moment für dich gerade zu groß ist, um es selbst zu beseitigen.

Du stellst dir viele tiefgründigen Gedanken wie z.B. über denn Sinn unseres Lebens oder das Leid in unserer Gesellschaft. Vielleicht überfordert dich das auch. Du bist noch sehr jung und wagst dich an Fragen heran, über die sich viele Erwachsene ein Leben lang den Kopf zerbrechen und schlussendlich dennoch keine befriedigende Antwort finden. Das und die Tatsache, dass du sehr emotional bist, macht dir wohl gerade das Leben ziemlich schwer. Dazu kommt der Liebeskummer und so häufen sich die Probleme. Dass du jetzt schreibst, dass du dich depressiv gefühlt hast oder fühlst zeigt mir, dass du alleine da nicht mehr rauskommst.

Ich finde es sehr wichtig, dass du mit deiner Mutter sprichst. Vielleicht kann sie dich besser verstehen, als du denkst. Wenn du mit deiner Mutter offen über deine Probleme sprichst, kann sie dir auch weiterhelfen, z.B. mit einer Therapie. Denk einfach mal darüber nach, du hättest eine Tochter und der ginge es so schlecht, wie es dir gerade geht. Als Mutter, würdest du da nicht lieber wissen, wie es um die Probleme deiner Tochter steht, damit du ihr helfen kannst, als ein Kind zu sehen, dass nach außen hin glücklich ist und innerlich zerbricht? Ich persönlich möchte lieber Bescheid wissen. Irgendwann wird sie es erfahren und dann wird sie sicherlich viel trauriger sein, da sie sich ein Stück weit auch schuldig fühlen wird, dass sie nichts gemerkt hat.

Auch mit deinen Bauch- und Kopfschmerzen würde ich mit deiner Mutter reden. Mit 14 ist man nicht zu jung, um zum Frauenarzt zu gehen. Erzähl deiner Mutter einfach, dass du den Verdacht hast, dass deine Schmerzen mit der Unregelmäßigkeit deiner Menstruation zu tun haben könnten. Sie geht bestimmt auch zum Frauenarzt und wird das verstehen. Vielleicht kann sie dich auch begleiten und dir so die Angst nehmen.

Du schreibst auch, dass du mehrmals versucht hast, dich zu übergeben. Ich hoffe wirklich sehr, dass dir das noch nicht gelungen ist. Glaube mir, es würde dir nicht gut tun, wenn du in eine Essstörung reinrutschen würdest. Du bist noch so jung und dir kann wirklich geholfen werden, dass es dir wieder besser geht, dass du wieder Freude am Leben hast und dass dir die Beziehungen zu deinen Mitmenschen weiterhelfen können. Ich bemerke, dass es etwas in deinem Leben gibt, das dir schadet und dich schlecht fühlen lässt. Nur weiß ich nicht, was es ist und mit dieser Frage könnte dir eine Psychotherapie weiterhelfen. Es ist bestimmt nicht normal, wenn sich eine Dreizehnjährige ritzt und sich ständig versucht, zu übergeben, zudem noch Suizidgedanken hat. Es ist wichtig, dass dir geholfen wird und ein erster Schritt könnte sein, wenn du mit deiner Mutter sprichst. Auch deine Selbstmordgedanken drücken viel Leid aus, das du gerade erfährst und ich fände es wirklich schade, wenn die Situation so bleibt und du weiterhin so leiden müsstest. Es wäre schön, wenn du es schaffen würdest, dich zu überwinden und mit jemandem zu reden. Und wenn es nicht deine Mutter ist, dann kannst du dich vielleicht an einen anderen Verwandten wenden. Manchmal hilft es auch, einen Menschen zu involvieren, der außerhalb der Familie ist. Du könntest dich z.B. an einen Vertrauenslehrer wenden. Er könnte dir dann auch weitere Hilfemöglichkeiten aufzeigen und dir sagen, an welche weitere Stelle du dich wenden kannst. Ein Lehrer wird dich deiner Probleme wegen nicht auslachen. Er wird dich ernst nehmen und wird sich Zeit nehmen. Am Besten ist es natürlich, wenn du mit dem Lehrer gut zurecht kommst und du mit so wenig Angst wie möglich in ein solches Gespräch gehst.

Ich denke nicht, dass du nur Aufmerksamkeit willst. Du willst, dass dir geholfen wird und das zu sagen, ist der erste wichtige und richtige Schritt und sehr bemerkenswert. Bevor dir aber geholfen werden kann, müsstest du dich aber noch jemandem in deinem Umfeld mitteilen. Ich weiß, dass das ein sehr großer und meist schwieriger Schritt ist, aber nur so kann dir auch konkret geholfen werden. Und du hast es verdient, dass jemand deine Probleme wahrnimmt und sie ernst nimmt. Fast dein ganzes Leben steht dir noch bevor und du sollst es genießen können und dich an den vielen kleinen und großen Dingen im Leben erfreuen können. Dies kann aber nur gelingen, wenn du jetzt versuchst, was an deiner Situation zu ändern.


Ich wünsche dir ganz viel Mut, entweder mit deiner Mutter, einem Verwandten oder einem Lehrer zu reden und hoffe, dass dir so schnell wie möglich geholfen wird. Du bist ein sehr tiefgründiger und für dein Alter reifer Mensch und solltest meiner Meinung nach mit diesen schwierigen Lebensfragen, die du dir stellst, nicht alleine gelassen werden.
Alles Liebe,
Miriam