Problem von vanessa - 14 Jahre

ich kann nicht mehr will mich umbringen

Hallo,
Ich habe mich schon mal gemeldet, also es geht darum das ich vor ein paar Wochen wegen meines ritzen und meinem problemen wie meinem Vater weil er keinen kontakt will oder weil ich richtig stress in mit meiner Mutter und meinen Bruder hatte in der Psychiatrie war aber mein Problem ist das ich wie oben geschrieben nicht mehr kann weil mir die Psychiatrie kein bisschen geholfen hat bzw. Alles schlimmer gemacht hat ich ritze mich noch mehr und noch tiefer ich bin auch letztens vor lauter stress umgekippt wie gesagt ich kann nicht mehr ich will mich am liebsten sofort um bringen ich hatte vor zwei Wochen versucht aus dem Fenster zu springen aber irgendwas hat mich abgehalten ich will nicht mehr ich habe die ganze Zeit selbst mord gedanken und will sie umsetzten weil das meine erlösung wäre ich heule täglich am meisten wegen meinem Vater aber ich habe das Gefühl das es keinen interessiert und das ich nutz und wertlos bin.

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Vanessa,

kann es sein, dass ich dir schon einmal geschrieben habe? Es tut mir sehr leid, dass dein Problem sich nicht gebessert hat, und hoffe nicht zu grob gewesen zu sein. Ich finde es stark, dass du immerhin den Mut findest, uns zu schreiben. Vielleicht kann ich dir etwas helfen.

Tatsächlich würde es sehr viele Leute interessieren, wenn du dich umbringen würdest: So sehr du jetzt auch mit deiner Mutter und deinem Bruder im Streit liegst, sie wären dann sicher vollkommen entsetzt. Jetzt wirst du vielleicht sagen, dass es ihnen recht geschieht, wenn sie mal so richtig merken, was das mit dir macht. Und vielleicht denkst du auch, dass du keine große Lust hast, dich ihretwegen zu beherrschen. Die Sache ist die: Die Genugtuung, sie so zu sehen, würdest du nicht mehr haben. Denn der Tod ist unwiderruflich. Ich kann deinen Schmerz und auch deine Wut gut verstehen, gerade wo du schon in der Klinik warst, und es dich doch nicht weiter gebracht hat. Trotzdem wird mir ganz übel bei dem Gedanken, dass jemand so jung, so unverdient sterben will.

Ich kann es nur immer wieder sagen: Jeder Mensch hat seinen Wert, jeder hat seine Bedeutung und seine Aufgabe. Es gibt wenig, was ich dir konkret raten kann. Wenn du noch in einer Therapie bist, wäre es gut, diese Gedanken und Wünsche anzusprechen. Wenn nicht, könntest du dir vorstellen, es nochmal zu versuchen? Sicher schwingt dann die Angst mit, wieder in eine Klinik zu kommen. Es wäre wichtig, dass du mit offenen Karten spielst: Also auch sagst, dass du Angst davor hast und das Gefühl, dass es das letzte Mal nichts genützt hat. Dass du aber trotzdem Hilfe möchtest, um wieder freudiger durchs Leben gehen zu können. Es wird dir nicht helfen, wenn du von Anfang an sagst: "Es bringt eh nichts!", und "Die wollen mich hier nur ruhig stellen, mich festhalten!" Denn jede Klinik ist dazu gedacht, den Leuten zu helfen. Das gilt auch für Psychiatrien. Es ist ein Ort, wo Leute hinkommen, die Probleme haben. Und zwar keine Probleme, die einen Gestörten oder Asozialen aus einem machen, sondern Probleme, die immer häufiger werden, und für die man sich absolut nicht schämen muss. Falls es in der Klinik, in der du zuletzt warst, nicht funktioniert hat - oder auf der bestimmten Station - würde ich auch damit offen umgehen. Dann muss eine andere gefunden werden, oder ein Wechsel stattfinden. Was dich gestört hat, solltest du beim Namen nennen, aber immer in Verbindung mit dem Angebot, dir helfen zu lassen. Deswegen ist mein Rat zum Einen: Mach dich nicht schlechter als du bist! Zum Anderen aber: Versuche, die Hilfe anzunehmen, die sich bietet. Es wird nicht leicht werden, vielleicht lange dauern. Aber du wirst es schaffen. Ich bin davon überzeugt, dass du noch viel vorhast, und es furchtbar schade wäre, wenn du so früh gehen würdest. Daher bitte ich dich, tu dir nichts an. Ich bin nur einer von vielen Leuten, die du kennst oder noch kennen wirst, die es nicht wollen. Woher auch immer die innere Stimme kommt, die dich abgehalten hat: Höre auf sie. Es ist zu deinem Vorteil, und zum Vorteil vieler Menschen, denen du noch etwas zu geben hast.

Dass dein Vater keinen Kontakt möchte, tut mir sehr leid. Es ist eben so, dass du es nicht ändern kannst. Er weiß wohl selbst nicht, was ihm damit entgeht. Nur eines ist mit Sicherheit nicht sein Wunsch: Dass du dich so darüber grämst, und bis zu Selbstmordgedanken getrieben wirst. Ich kann natürlich nicht sagen, ob er sich bewusst ist, was das mit dir macht. Andererseits: Wenn er dir / euch lieber aus dem Weg geht, hast du das Gefühl, dass er mit dir umgehen könnte? Dir die Hilfe und Unterstützung bieten, die du dir wünschst? Einmal wird der Tag kommen, an dem auch er Gewissensbisse bekommt, und wieder Kontakt möchte. Ob du das zulässt, liegt dann ganz bei dir. Ist der Gedanke nicht schöner, ihm dann als starke, gesunde, selbstbewusste Frau gegenüber zu treten? Statt dass er irgendwann erfährt, du seist nicht mehr am Leben - und es für ihn gar keinen Unterschied macht? Ich will ihn nicht schlecht machen, Vanessa, aber er kümmert sich ja nicht um dich. Der einzige, dem damit ein Schaden entsteht, ist er selbst. Zwar weiß er es noch nicht. Aber willst du ihm nicht einmal sagen können, dass es so ist? Dich dann vielleicht mit ihm versöhnen? Das wäre doch schön. Du würdest nicht handeln wie er, sondern Gutes bewirken. Aus deinem Schmerz jetzt würde eine Stärke werden. Ist das nicht eine schöne Vorstellung? Und ihre Verwirklichung ist gar nicht so weit entfernt.

Gib nicht auf! Kämpfe - aber lass dir auch helfen. Es ist niemand gedient, wenn du dir etwas antust. Auch mir tut es leid, wenn ich dir keine Hilfe geben konnte, und hoffe, dass du bald etwas Hoffnung schöpfen wirst. Denn eines ist sicher: Du bist sehr wohl wertvoll und nützlich, und hast dein Recht und deinen Sinn, zu leben. Sag dich nicht davon los; poche auf dein Recht, gestehe dem Schmerz nicht alle Macht zu. Ich weiß, dass es nicht einfach wird, und nicht sofort klappen kann. Aber ich habe vollstes Vertrauen in dich, dass du es schaffen kannst.

Ich wünsche dir - trotz allem - Frohe Weihnachten, guten Rutsch, und dass das neue Jahr dir deine Probleme nehmen wird!

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul