Problem von Dein Name - 18 Jahre

Ich will jemanden umbringen.

Ich war zwei Jahre lang mit meiner ex-freundin zusammen. Nun hat sie mich für einen gemeinsamen Freund verlassen. Ich fühle mich gekränkt und hintergangen. Vor allem jedoch hege ich eine Art von Hass gegenüber meines ehemaligen Freundes die mur bis jetzt unbekannt war. Ich denke jeden Tag daran ihn umzubringen. ich kriege Angst vor mir selber. Ich denke dass ich bereit wäre es tatsächlich zu tun. Eigentlich bin ich ein ganz ruhiger der niemals absichtlich jemandem wehtun könnte. Was kann ich tun um dieses verlangen zu stoppen bevor ich die Kontrolle verliere? Ich brauche Hilfe.

PaulG Anwort von PaulG

Grüße dich!

Auf welche Weise würdest du ihn denn umbringen wollen? Hast du eine Waffe bei der Hand? Würdest du ihm auflauern, oder ihn / sie daheim überfallen? Oder meinst du, wenn du schreibst "Ich will ihn umbringen", eigentlich "Ich könnte das Schwein in der Luft zerreißen!"

Ganz ehrlich: Lass es zu. Erlaube dir diesen Hass. Du magst ein ruhiger und friedfertiger Mensch sein, das glaube ich dir voll und ganz. Aber auch die friedvollsten Naturen erleben mal so etwas, wie du jetzt. Deine Exfreundin hat dein Vertrauen gebrochen, und dich für deinen (einstigen) Freund verlassen. Ihr wart zwei Jahre zusammen, und die hat sie jetzt auf einmal, einfach so, weggeworfen. Du fragst dich: Mit wem war ich da zusammen? Sie lässt mich im Stich... für ihn? Der mit uns zweien abgehangen ist? Mit uns geredet hat, viele Male, als wäre nichts? Der von unseren Sorgen und Problemen wusste? Der genau weiß, wie stark meine Gefühle für sie sind (oder waren)? Wie lange ist es her, dass sie sich verschworen haben? Dass sie anfingen, Blicke auszutauschen, und sich nacheinander die Lippen zu lecken? Wie hat er es angestellt, sie mir abspenstig zu machen? In diesem Moment hat er sie vielleicht in seinen gierigen, ekelhaften Händen. Ich habe sie geliebt, und alles für sie getan. Er hat sie mir weggenommen. Ich hasse ihn. Ich will ihn tot sehen.

Das, lieber Anonymer, ist deine gedankliche Linie. Zumindest die, die ich vermute. Und bitte, tu dir keinen Zwang an, ihn zu hassen! Es ist nur normal und gerecht. Du wirst ihn nicht umbringen, dafür bist du nicht der Mann. Aber du musst dir auch erlauben, ihn in deiner Fantasie einige Male umzulegen. Sonst ist dir nicht geholfen. Du brauchst diesen Wunsch und diesen Hass jetzt, und sie sind auch in Ordnung, wenn sie nur Gedanke bleiben. Sag selbst: Siehst du die Möglichkeit, dass sie das bleiben, wenn du sie dir nur zugestehst? Geh nicht so hart mit dir ins Gericht, du bist im Recht, wenn ich es dir sage. Es ist kein Widerspruch, ihm jetzt den Tod zu wünschen, und im Grunde kein Gewaltmensch zu sein. Was dir fehlt, ist die Kühnheit, dein eigenes Recht anzuerkennen: Dass du ihm den Tod wünschst, und ihn in Gedanken auf tausend Weisen umbringst, heißt nicht, dass du es tatsächlich tun wirst. Du kannst diese Fantasien jetzt nicht kontrollieren, sie wollen dich beschäftigen. Du kannst nicht dagegen an. Was du für kriminell hältst, ist in Wahrheit die einzig verlässliche Strategie, deinen Schmerz zu überwinden. Ich verstehe, dass du vor dir selbst Angst bekommst. Doch diesen Wunsch zu haben, macht dich noch nicht zum Verbrecher.

Überleg mal, wie realistisch ist es, dass es wirklich zu den Situationen kommt, die du dir jetzt ausmalst? Wie weit siehst du dich in der Lage, einen Mord zu planen und auszuführen? Dir eine Waffe zu besorgen? Sie auszuspionieren, ihnen aufzulauern, oder zu überraschen? Ihn zu töten - und vielleicht auch sie? Und noch wichtiger, was machst du dann? Stellst du dich der Polizei, und gehst auf viele Jahre ins Gefängnis? Verpfuschst dein Leben? Oder besser gesagt, lässt es dir von den zwei verpfuschen? Ich glaube eher, dass du so abgebrüht nicht bist, und das ist ja auch nur gut. Aber dein Hass wird noch eine Weile in dir rumoren, vielleicht noch anschwellen - aber irgendwann klingt er ab. Dann nämlich, wenn du merkst, dass er dir nichts mehr nützt. Und dich vom restlichen Leben abhält. Dass, ihn zu hassen, bedeutet, ihm Raum zu geben - den er nicht verdient. Wie gesagt, an diese Stelle wirst du kommen. Aber im Moment ist es noch nicht so weit. Im Moment ist das einzig Gerechte und Vernünftige, was du tun kannst, dir diesen Hass zu erlauben. Er wird nicht in einen Mord münden, sei ehrlich - aber du kannst ihn auch nicht unterdrücken.

Du hast natürlich auch Recht: Würde er dir jetzt in die Hände fallen, könntest du für nichts garantieren! Es ist wirklich eine Gefahr, dass du Möglichkeiten an die Hand bekommst, ihm zu schaden! Deswegen ist es wichtig, zu wissen: Wenn du in alle Ewigkeit weiter hasst, gibt es nur einen Menschen, dem damit wirklich geschadet ist. Und der bist du selbst. Hassen bedeutet, deine Gedanken ihm zu widmen, ihm zu erlauben, dass er deinen Sinn vergiftet - mit einem Wort: Ihm Macht über dich zu geben. Das ist wohl wahr. Und wenn du ihn angreifst und versuchst, ihn zu töteten, was gewinnst du damit? Nichts. Denn dann könnten alle auf dich zeigen, und sagen: "Seht den Idioten - Gott sei Dank, dass das arme Mädchen nicht mehr in seiner Gewalt ist! Sicher hat ihr Freund, den ihr Exfreund umgebracht hat, sie aus seiner Gewalt befreit, und er wollte das nicht. Was für ein tragisches Liebespaar!" Das werden die Sätze sein, mit denen du im Gedächtnis bleibst, wenn du ihn umbringst. Das ist mit Sicherheit nicht dein Wunsch. Deshalb wirst du es auch nicht tun wollen, oder? Jedoch, im Augenblick hätte er in dir einen gefährlichen Feind. Das ist auch gut so. Aber irgendwann wird er mehr Platz beanspruchen in deinem Kopf, als ihm zusteht. Dann wirst du ihn von selbst heraus stoßen. Jetzt ist es noch nicht soweit, jetzt ist dein Hass in Ordnung; lass ihn zu. Aber denk immer daran: Was du auch tust, du wirst deine Exfreundin nicht wiedergewinnen (willst du vermutlich auch gar nicht), noch wirst du mit Gewalt erreichen, dass man auf das aufmerksam wird, was dir angetan wurde. Ganz im Gegenteil, du wirst dann als Verbrecher dastehen; was dich angetrieben hat, interessiert dann eigentlich keinen. Daher wirst du es auch nicht tun, sei ehrlich. Aber vorstellen darfst du es dir, und deine Gefährlichkeit hochhalten. Das Leben wird die zwei scheren. Du kannst weitermachen, du wirst weitermachen. Nur eines kannst du nicht, einfach sang- und klanglos über diese Wunde hinweggehen, die dir geschlagen wurde.

Ich wünsche dir einen guten Jahresbeginn 2015, und dass du dieses Jahr erreichst, was du dir wünschst. Und noch etwas: Es gibt viele Mädchen auf der Welt, die das Herz auf dem rechten Fleck haben. Deine Exfreundin hat dich sicher geliebt - wann sie anfing, es nicht mehr zu tun, wollen wir gar nicht wissen. Freue dich: Du hast jedes Recht und Verständnis auf deiner Seite, nach dem, was dir passiert ist! Aber wenn du tust, was deine Überschrift verheißt, wird es umgekehrt sein. Das willst du doch nicht, oder? Also wünsche ich dir, dass die Dinge sich ereignen, die du dir wirklich wünschst.

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul