Anwort von Miriam

Hallo liebe Jenni,

als ich deinen Text gelesen habe, kam mir das sehr bekannt vor. Ich bin heuer auch in eine neue Klasse gekommen, ich trinke/rauche auch nicht und wollte heuer auch, sagen wir mal ein anderes Bild von mir vermittelt. Vielleicht ist es nicht direkt cool, sein, sondern viel mehr ein Gefühl von Anerkennung und Integriertheit. Ich weiß nicht, ob es bei dir auch so ist.
So wie du dich beschreibt, scheinst du eine hübsche, intelligente und reife junge Frau zu sein. Ich kann mir da gut vorstellen, dass die anderen in deiner Klasse anfangs ein wenig Angst vor dir haben (bitte nicht falsch verstehen). Aber ich kann dir sagen, da kann man bestimmt was änderrn, zumal du ja jetzt schon ziemlich gut mit ihnen klar kommst.

Die Grundlage steht, da ich denke, dass du schon mal akzeptiert wirst. Wenn du jetzt "cooler" (ich verstehe, was du meinst, aber belassen wir es bei diesem Wort) werden willst, hängt das anfangs zum großen Teil von dir ab. Ich habe selbst gemerkt, dass sich von alleine nicht immer was tun lässt. Ich werde dir jetzt einige meiner Techniken verraten und vielleicht ist ja auch was für dich dabei.


Es gibt bestimmt verschiedene Charaktere in deiner Klasse. Versuche, zu so vielen wie möglich etwas aufzubauen. Ich habe das so getan, dass ich versucht habe, Gespräche zu führen. Du kannst über alles reden, was du magst. Vielleicht beginnst du mit was einfachem und redest über die Schule. Was immer gut ist, wenn du anderen Dinge erklärst, da du ja gut in der Schule bist. Wenn also dein Sitznachbar etwas nicht versteht, versuche es ihm zu erklären. Wenn vor dem Test ein Mitschüler aufgeregt ist und du das bemerkst, dann kannst du ihn ja etwas aufmuntern, mit ein zwei Sätzen ablenken. Ich habe dann immer sowas gesagt: "Bist du auch so aufgeregt? Irgendwie geht es heute um ziemlich viel, aber wird schon. Bewertet der Lehrer sehr streng, ich habe nämlich keine Ahnung nach welchen Kriterien er die Noten vergibt?" Mit denen du schon öfters geredet hast, kannst du nun auch beginnen, persönliche Dinge aus deinem Alltag zu bereden. Du kannst sie ja fragen, wie du dich in der ein oder anderen Situaition verhalten solltest, was sie an deiner Stelle tun würden. Wenn sie dir zuhören, ist da ein gutes Zeichen. Du kannst ja ganz langsam beginnen und irgendwann werden sie dir auch Dinge erzählen. Du musst dir nur denken, deine Mitschüler kennen sich wahrscheinlich schon länger und haben ihre Kontakte schon aufgebaut und gefestigt. Es gibt sehr wenig Menschen, die von sich aus andere in ihren eigenen Beziehungen einbauen und auf dich zugehen würden und dich sofort so aufnehmen, als wärst du schon immer da gewesen. Leider müsstest du meiner Meinung nach einen Schritt in ihre Richtung machen. Aber wenn sie deinen Mut sehen, dass du versuchst, dich zu integrieren, werrden sie das bestimmt aufnehmen und dich in ihren Freundschaften willkommenheißen. Am besten, du findest ein Gleichgewicht zwischen dem was du von dir preisgibst und dem was du von ihnen wissen möchtest.

Das wäre jetzt eine Methode innerhalb der Schule. Wenn du dich darüber hinaus mit ihnen treffen möchtest, dann gibt es da auch ein paar Methoden. Ich habe versucht, mich "anzubieten". Wenn ich mitbekommen habe, dass ein paar Mädchen etwas zusammen unternehmen, dann habe ich Andeutungen gemacht, dass ich auch kommen möchte. Ich habe z.B. gesagt, dass ich an dem Tag Zeit hätte und mal etwas unternehmen möchte und nicht wisse, was ich machen könnte. Oder einfach fragen, ob sie an dem Tag schon etwas vor hätten. Du wirst sehen, dass es ihnen so viel einfacher fällt, dich zu fragen, ob du kommen möchtest. Du nimmst ihnen sozusagen die Angst bzw. die Schwelle auf dich zuzukommen. Mich haben sie so später bei Aktivitäten eingeladen, ohne dass ich explizit fragen musste.

Zu der Silvesterparty: wenn dich ein Mädchen schon gefragt hat, ob du kommen möchtest, dann war das sicherlich ein gültiges Angebot. Wenn so etwas noch mal passiert, dann solltest du auch bei ihr nachfragen, wann die Party ist und dich ein wennig "aufdrängen" und die Sache nicht fallen lassen, sobald sie sich nicht melden. Manchmal geht das unter und ich denke nicht, dass sie das bewusst gemacht haben und dich bewusst nicht ein zweites Mal eingeladen haben. Vielleicht dachten sie auch einfach, dass du nicht kommen möchtest, weil du dich nicht mehr gemeldet hast. Also, nicht locker lassen, es zahlt sich fast immer aus, wenn du selbst aktiv bist. Aber deine Enttäuschung kann ich gut nachvollziehen, da du dich wahrscheinlich anfangs sehr darüber gefreut hast und dann ihre Fotos gesehen hast.


Auch die Tatsache, dass du keinen Alkohol trinkst und nicht rauchst macht dich nicht uncooler. Solange du die anderen tolerierst und sie nicht davon abzuhalten versuchst oder ihnen den Alkohol verbietest, werden sie deine Entscheidung auch akzeptieren. Wenn sie sehen, dass du auch ohne Alkohol Spaß haben kannst und mit ihnen kommuniziest, glaube ich nicht, dass das ein großes Problem sein wird. Bei mir jedenfalls ist es gar kein Problem.

Seine Persönlichkeit zu ändern ist ja auch nicht das Ziel. Wenn man sich selbst ändert, heißt das nicht gleich dass man seine Person ändert und wenn du mit dir selbst zufrieden bist, dann solltest du auf alle Fälle dir selbst treu bleiben. Würdest du dich für die anderen ändern, wäre das nicht echt und das ist vermutlich schwieriger zu verstehen für die anderen. Deshalb rate ich dir, mit deinen Mitschülern ins Gerspräch zu kommen, aktiv zu werden, dich aber nicht zu sehr hineindrängen und den anderen Zeit zu geben. Wenn sie dich besser kennen lernen, werden sie Seiten an dir entdecken, die sie schätzen und es fällt ihnen dann leichter, dich zu integrieren. Natürlich kannst du nicht mit dem Anspruch an die Sache rangehen, dass du jetzt sofort eine beste Freundin finden wirst, aber du kannst bestimmt schnell Freunde finden, die auch was mit dir unternehmen werden. Wenn du ihnen die Chance gibst, dass sie dich kennen lernen können und du ihnen Kontaktmöchlichkeiten bietest, werden sie sicherlich darauf anspringen und dich in ihrer Gemeinschaft so aufnehmen, wie du dich noch wohler fühlst.

"Cool sein" ist nicht ein Prädiktor für Freunde, aber es erleichtert manchen Menschen den Start für einen tieferen Kontakt. Und wenn du dieses "cool sein" im Sinne von anerkannt meinst, dann gibt es ganz viele Wege dorthin, ohne denen du dich verbiegenn musst, wo du vielleicht anfangs etwas Engagment brauchst und nicht gleich aufgeben darfst, wenn dich ein kleiner Rückschlag (nicht nochmal zur Silvesterparty eingeladen werden) trifft.


Ich hoffe, es war etwas Nützliches dabei und dass die Methoden auch bei dir etwas nützen werden. Aber behalte dir immer im Hinterkopf, dass man Freundschaften nicht erzwingen kann und sie meistens ganz einfach "so" entstehen. Vielleicht braucht es anfangs deine aktive Seite, damit dich die anderen besser kennen lernen und meistens geht es dann von selbst. Also denke nicht zu viel nach, sei du selbst und versuch dich in Gespräche zu integrieren.

Viel Erfolg,
Miriam

P.S.: Ich denke nicht, dass du zu brav bist.