Problem von Anonym - 15 Jahre

Gewalt, Ritzen und Vergewaltigung

Hallo. Ich bin 15 werde in 4 monaten 16. ich weiss nicht mehr weiter.. Ich habe mein ganzes leben lang nur mit leid gelebt. Als ich klein war hat mein vater mich fast jeden Tag geschlagen manchmal auch grundlos. Einfach so.. Er hat es gemacht bis ich 12-13 jahre war. Das war auch der grund warum ich in der grundschule keine freunde hatte, bzw eine hatte ich. Ich merke es selber an mir wie mich es kapput gemacht hat. Als ich 13 war hatte ich in der 7 klasse nur probleme. Ich wurde gemobbt die ganze zeit aber gesagt habe ich nie was. Ich hatte jeden morgen angst zur schule zu gehen wirkliche panik.. Dann hatte ich stress zuhause war nicht mehr draussen. Ich habe dann angefangen mich zu ritzen. Mein ganzer arm war voll mit wunden. 4 monate lang bis meine mama es gesehn hat habe ich mich geritzt. Dannach noch 3-4 mal.. Irgendwann wurde es besser .. Ich bin sitzen geblieben. Mittlerweile bin ich in der 9klasse. Ich bin auch einer hauptschule möchte aber einen realschulabschluss machen wozu ich jetzt nur gute noten brauche. Aber das wird schwer.. Die ganze zeit 2 1/2 jahre von der 7 klasse bis jetzt wurde ich zu oft einttäuscht ich habe keine hoffnung mehr egal in was... Vor kurzem um genau zu sein samstag war ich bei einem jungen zuhause.. Es war so schrecklich.. Er hat angefangen mich anzufassen und zu küssen. Ich habe mit all meiner kraft versucht in wegzudrücken aber er war viel zu stark! Dann hat er mich vergewaltigt. Ich konnte vor schock nicht mal schreihen... I h wollte danach gehen aber er hat mich nicht gelassen und es nochmal getahn..!! Ich wurde an einem tag 2 mal von dem gleichen vergewaltigt! Ich will nicht mehr :( seid dem fällt es mir schwer zu lachen .. Ich will nur alleine sein fühle mich in der schule(heute) unwohl.. Bin auch nachhause gegangen.. Ich kann nicht mehr.. Mein ganzes leben ist nur voller trauer

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte,

dein Problem tut mir richtig im Herzen weh und ich würde dich am liebsten mal knuddeln.

Du hast in deinem Leben andauernd erlebt, dass du wertlos bist (Gewalt, Mobbing, Vergewaltigung). Und leider passiert dann das Fatale: man denkt es selbst. Wenn das Umfeld so auf einem rumtrampelt, dann denkt man sich irgendwann: "Hab ich das verdient? Anscheinend schon..."

Man sieht es auch daran, dass du dich geritzt hast. Du hast nicht mal auf den Tisch gehauen und gesagt: "NICHT MIT MIR!!", sondern du hast auch selbst Wut, Aggression und Gewalt gegen dich selbst gerichtet. Im Prinzip hast du also das Muster, das dein Umfeld dir aufgedrückt hat, auch selbst angewandt.

Das Problem: ich bin mir sicher, dass du eine junge Frau bist, die ihren Weg gehen könnte, die den Schulabschluss machen könnte, den sie will, die so leben kann, wie sie das mag. Das ABER ist momentan die Angst, die du hast, die schlimmen Dinge, die dir passieren, weil du so eine "Opferstellung" hast (mit der kann man es machen) und die unbewusste Ahnung, dass du wohl keinen Wert hast, da dir dauernd solche schlimmen Sachen passieren.

Das ist aber nicht so!!
Du hast VIEL Wert! Keiner hat das Recht, dich anzurühren gegen deinen Willen, dir Gewalt anzutun oder dich zu mobben. Niemand hat das Recht, dich in den Staub zu drücken. Niemand.

Nur: du selbst kennst deinen Wert nicht. Du selbst weißt nicht, wie deine Stellung in unserer Welt ist und schickst daher Signale, die deinem Umfeld sagen: "Die könnt ihr ruhig unterjochen, da ist nix dahinter".

Nein, du bist NICHT schuld daran, dass andere Menschen dir schlimme Dinge antun. Die Schuld liegt einzig und alleine bei denen, die es getan haben. Auch da liegt viel menschliche Armut:
- das Schlagen deines Vaters aus Überforderung und dem Unvermögen, sich mit Worten auszudrücken
- das Mobben, weil es leider zu viele Deppen gibt, die dadurch Macht spüren wollen, weil sie sonst arme Würstchen sind
- die Vergewaltigung, weil dieser Oberpfosten kein NEIN versteht und einfach darüber hinweg geht, was man sagt. Er hat NICHTS begriffen und dir schweres Leid zugefügt.

Es ist klar, dass du momentan Trauer fühlst. Es gibt ja auch wenig Schönes, das du momentan erfährst.
Wie kannst du das nun ändern?

Zuerst: du musst es ändern WOLLEN. Dich zu verkriechen bringt überhaupt nichts, es macht dich nur isolierter, trauriger und irgendwann...gibt es dich vielleicht nicht mehr. Dann wären alle die Chancen, die vor dir liegen, weg. Unwiederbringlich.
Wenn du es aber ändern willst, dann wäre das Erste, was du tun müsstest, etwas für DICH zu tun.

Du bräuchtest dringend eine Therapie, die dich aufbaut, die dir zeigt, wo deine Werte liegen, die dich aufrichtet und aus dir den Menschen macht, der du eigentlich bist. Jemanden, der stolz auf sich sein kann, der gerade seinen Weg geht und weiß, was er will - und was er nicht will. Dort wäre es auch wichtig, die Vergewaltigung anzusprechen. Zwar kann jetzt leider nichts mehr nachgewiesen werden (du hättest sofort zur Polizei gehen müssen, damit noch Sperma nachgewiesen werden kann) und der Täter kommt davon (das ist SO schade), aber es ist wichtig, dass du lernst, mit deiner Vergangenheit umzugehen und neu in die Zukunft blicken zu können.

Warum DU die Therapie brauchst, wenn du gar nicht schuld bist?

Weil durch die ganzen schlimmen Dinge einiges in dir kaputt gegangen ist. Es ist erst einmal wirklich wichtig, dass es DIR wieder gut geht und dass du siehst, wie du weiterhin leben kannst. Du brauchst neue Perspektiven, neue Hoffnung und vor allem neue Stärke.

Gibt es jemanden, mit dem du darüber reden kannst? Der dich vielleicht auch erst einmal begleitet? Mutter? Tante? Eine Freundin? Falls du dich nicht traust, kannst du auch einfach bei Google "Psychotherapie" und den Namen deiner Heimatstadt eingeben, da werden dir sicher mehrere Möglichkeiten geboten. Solltest du in einem kleineren Dorf wohnen, nimm die nächstgrößere Stadt in eurer Nähe. Da gibt es dann Telefonnummern, Adressen etc. Geh einfach hin und erkläre: "Ich brauche Hilfe". Du wirst nicht wieder weg geschickt.

Es gibt auch die Caritas und Pro Familia, an die man sich wenden kann. Jede Beratung ist kostenfrei, du kannst einfach hingehen und die Verantwortung auf deren Schultern legen. Und das befreit so sehr...

Ich wünsche dir den Mut, das durchzuziehen und für dich selbst zu kämpfen.

Denn du bist es WERT!

Alles Liebe,

Dana