Problem von Merle - 13 Jahre

Hilfe! Was soll ich tun? ?

Hallo,
Ich bin dreizehn und ich habe schon eine Menge Probleme..
In letzter Zeit komme ich irgendwie nicht mehr so wirklich klar und ich weiß nicht so wirklich weiter.. Also, es ist so, dass ich eigentlich eine ziemlich fröhliche Person bin, allerdings stimmt das nicht wirklich. Ich tue immer so, als wäre ich glücklich, weil ich, gerade als ich jünger war viele Streits mit meinem Vater hatte (jetzt zwar auch noch aber langsam wird das "normal") und allgemein nicht so mit meinen Eltern und meinem 3 Jahre jüngeren Bruder klarkam und klarkomme. Dadurch habe ich mir irgendwie angewöhnt meine Gefühle größtenteils zu verstecken, gerade Trauer und Enttäuschung. Meine Eltern kommen an mich so gut wie gar nicht mehr heran, weil ich sie nicht wirklich heran lasse. Ich fühle mich ziemlich ungeliebt.. Bis vor kurzem hatte ich auch noch guten Kontakt zu meiner Tante, aber der ist irgendwie auch abgebrochen, weil ich denke, sie wäre sauer auf mich und mich deshalb nicht gemeldet habe um nicht zu stören. (Jetzt, 2 Wochen später: wir haben wieder etwas Ko
 ntakt, aber die Zeit, in der wir keinen Kontakt hatten war schlimm). Ich habe mich eine Zeit lang geritzt, das war im Sommer, und gerade jetzt ist der Zwang eigentlich wieder da, ich versuche aber ihn zu unterdrücken. Auch essen tue ich nicht mehr ganz regelmäßig, es ist immerhin so ziemlich das einzige, das ich kontrollieren kann und das ich auch wirklich kann. Ich weiß, dass das häufig ist, wenn man Depressionen hat und ich glaube zu wissen, dass ich auch welche habe. An sich weiß ich, was ich machen SOLLTE, ich kann es nur nicht umsetzen.
Zu meinen eigenen Problemen kommt noch, dass ich ein sehr empathischer Mensch bin und es mir halt sehr nahe geht, wenn es meinen Freundinnen schlecht geht. Das erste "Problem" mit einer meiner Freundinnen ist, dass sie sich ritzt und starke Depressionen hat, die daher kommen, dass ihr Freund sich von ihr nach einer längeren Fernbeziehung getrennt hat und sie davon sehr fertig war und ist. Außerdem ist der Halbbruder ihres Ex-Freundes verstorben und sie kommt (verständlicher Weise) damit überhaupt nicht klar, sein Tod ist schon 7 Monate her. Nun (nach 2 Wochen) hat sich herausgestellt, dass er nicht einmal wirklich tot war, sondern er nur den Kontakt komplett abgebrochen hat und sie von seinen Freunden, mit denen sie in Kontakt stand, gesagt bekommen hat, er wäre tot. Das belastet sie und sie ist natürlich sauer und verletzt.
Mein Problem dabei ist, dass ich ihr unbedingt helfen möchte, doch echt nicht mehr weiß, wie. Ich kann sie nicht überzeugen, sich einem Erwachsenen anzuvertrauen, nicht einmal ihrer Mutter, obwohl diese ganz sicher etwas tun könnte für sie. Ich stehe eigentlich kurz davor, jemandem (nicht anonym sondern persönlich) zu erzählen, was mit ihr ist, zum Beispiel einer Lehrerin meiner Schule. Aber sie will das auf keinen Fall, und dann habe ich
 halt Angst, dass sie dann auch in mich das Vertrauen verliert und ich sorge mich eh schon um sie, weil sie meiner Meinung nach so am Ende ist, dass man sich ECHT Sorgen machen muss..
Bei meiner anderen Freundin ist es das Problem, dass sie vor zwei Jahren aus ihrer alten Klasse gemobbt wurde und sie deshalb wiederholt hat und in meiner Klasse ist. Sie hat dadurch so wenig Selbstvertrauen, dass sie sich nicht traut, etwas im Unterricht zum Beispiel zu sagen, weil sie Angst vor einer falschen Antwort hat. Gemobbt wurde sie echt heftig, sie hat sich komplett verändert dadurch. Es ist mir sehr wichtig und ich weiß halt nicht, wie und ob ich ihr überhaupt helfen kann.
Ich bitte Sie, mich ernst zu nehmen, auch wenn ich erst 13 bin, aber ich hoffe, dass sie zum Teil auch an der Art, wie ich schreibe, erkennen können, dass ich es vollkommen ernst meine und dringend Rat suche!

Saskia Anwort von Saskia

Hallo liebe Merle,

da trägst ja ein ganz schönes Päckchen mit dir herum, aber ich finde es toll, dass du dich uns anvertraust. Ich versuche das Ganze einmal aufzudröseln. Einerseits bist du diejenige, die sich momentan vor allen anderen verschließt, nur damit sie nicht merken, wie schlecht es dir wirklich geht. Aber wie sollen sie dir denn helfen, wenn du sie nicht an dich ran lässt? Ob du Depressionen hast, kann ich nicht beurteilen, ich weiß nur, dass eine Depression sehr vielschichtig sein kann und das Ritzen hat grundsätzlich damit was zu tun, dass man seine eigenen Probleme und Gefühle unterdrücken will. Auch du könntest Hilfe gebrauchen! Siehst du denn gar keine Möglichkeit, mit deinen Eltern über deine Sorgen zu reden? Es ist nicht gut, dass auch du mit deinen ganzen Problemen so allein bist. Würdest du dich auch an eine Lehrerin deines Vertrauens wenden wollen? Eigentlich geht es dir doch ähnlich wie deinen Freundinnen, oder?

Dass du so für deine Freundinnen da sein willst, finde ich großartig, das macht eine gute Freundschaft aus. Aber letztendlich kannst du ihnen "nur" zuhören und ihnen das Gefühl geben, dass du für sie da bist und das bist ja in jedem Fall. Letztendlich müssen sie selber den Mut fassen, sich einem/r Erwachsenen anzuvertrauen. Du kannst ihnen in diesem Punkt leider nur bedingt helfen, sie müssen selbst erkennen, dass sie Hilfe brauchen. Du bist nicht für sie verantwortlich, du machst das, was du machen kannst und das ist toll! Denk nicht so oft an die Anderen, es ist nämlich genau so wichtig, dass es dir gut geht, denn nur dann kannst ihnen auch wieder zur Seite stehen.

Ich finde es bewundernswert, wie reflektiert du schreibst, ich nehme dich auf jeden Fall sehr ernst und kann mir vorstellen, dass es momentan nicht einfach für dich ist. Ich wünsche dir von ganzem Herzen alles Gute und Mut, die Dinge anzugehen und vergiss nicht, deine eigenen Interessen zu vertreten.

Liebe Grüße

Saskia