Problem von Annika - 14 Jahre

Selbstmord

Hey.. Mein Vater misshandelt mich schon seit ich denken kann und ich kann mich einfach nicht wehren.. Ich sehe keinen weg mehr so weiter zu leben und moechte es auch nicht mehr. Ich habe vor ein paar monaten angefangen mich zu schneiden. Ich nehme alles moegliche. Ob scheren messer rasierklingen oder bierkorken. Ich nehme alles was sich finden laesst. Am meisten verletzr ich mich an den fueßen und schuette mir desinfektionsmittel dann in die wunden. Aber es hilft alles einfach nicht mehr. Ich will nicht mehr leben und werde mich umbringen..
Das hier ist jetzt eine art abschied..denn meinem vater bin ich egal!

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Annika,

ich bin sehr froh, dass du den Mut gefunden hast, dich uns zu öffnen. Ich sage es dir gerade heraus: Du solltest dich unbedingt dem Jugendamt oder der Polizei anvertrauen. Was dein Vater tut, ist nicht in Ordnung. Was mit ihm geschehen wird, kann zu einem späteren Zeitpunkt geklärt werden. Das Allerwichtigste ist jetzt, dass du in Sicherheit kommst.

Was dein Vater über dich denkt, lässt sich nicht eindeutig sagen. Würde ich ihn jetzt fragen, würde er vielleicht beteuern, dass er dich liebt, und dass es nicht mehr vorkommen wird. Vielleicht würde ich auch seine eigenen Sorgen und Probleme zu hören bekommen, die ihn dazu bringen, sich an dir zu vergreifen. Ich weiß, er ist dein Vater, den du trotz allem gern hast. Aber hier zählt einzig und allein, wie es dir geht. Er ist nicht wichtig, denn was er tut, ist nicht erlaubt und muss beendet werden. Ich kann gut verstehen, wenn es dir sehr schwer fällt, ihn zu "verraten" - aber darum handelt es sich nicht. Du tust nicht mehr, als dein gutes Recht einzufordern. Was er bis jetzt bei dir angerichtet hat, ist schon schlimm genug. Es tut mir so unheimlich weh, das von dir zu hören. Bitte, sprich beim Jugendamt vor, oder erstatte eine Anzeige. Gut wäre es auch, das vorher mit der Familie einer Freundin zu besprechen, oder mit deiner Lehrerin, damit du noch jemanden im Boot hast. Es wird kein leichter Schritt, aber all das ist notwendig, und du machst dich kein bisschen schuldig dabei. Er ist es, der etwas falsch macht. Und zwar ganz gehörig. Ob du ihm egal bist oder nicht, kann ich dir nicht sagen. Jedenfalls verhält er sich so, als ob. Und darum geht es. Es muss ein Ende haben. Ich wünsche dir so sehr, dass du dich traust.

Die Folge davon sollte zunächst sein, dass du in Sicherheit gebracht wirst - wie schon gesagt. Auf welche Art das geschieht, kann man jetzt noch nicht wissen. Aber ich möchte dich ermutigen, dir darüber nicht so viele Gedanken zu machen. Wage es - denn es kann alles nur besser werden. Deine Wunden lassen sich verarzten und gegen die Narben kann man auch etwas tun. Du sollst die Jahre deiner Jugend nicht in Angst und mit wahnsinnigen Schmerzen an Körper und Seele verleben müssen. Rücksicht von deiner Seite darf es nicht geben, so schwer das fällt. Deine Verletzungen sind der sichtbare Beweis, dass etwas nicht stimmt - man wird dir auf jeden Fall glauben. Nimm, wenn es dir hilft, einen Ausdruck meiner Antwort mit und zeige es. Dein Problem ist ernst, und niemand darf das lächerlich oder unwichtig finden. Du bist im Recht, und es muss sich etwas ändern, bevor du völlig daran zerbrichst.

Ich wünsche dir von ganzem Herzen Mut und Kraft, um die notwendigen Schritte zu tun, und den Ausbruch zu wagen. Ich vertraue auf dich, dass du es schaffst, und bald wieder Freude am Leben haben wirst. Du hast noch so viel vor - bitte, tu dir nichts an, sondern poche auf dein Recht und bleib am Leben. Es würde einen entsetzlichen Verlust bedeuten, wenn du nicht mehr da wärst. Ich wünsche dir, dass du dich trauen kannst, Träume zu haben und Pläne zu schmieden für die Zukunft; sicher gab es eine Zeit, wo das der Fall war? Du sollst leben und lieben und träumen und glücklich sein dürfen. Ich wünsche es dir so sehr. Fass dir ein Herz und sprich darüber - es wird alles gut werden.

Beste Wünsche und Liebe Grüße,

Paul