Problem von Anonym - 22 Jahre

Rollstuhlfahrer sucht Liebe

Hallo!

Da ich leider niemanden habe mit dem ich sonst über mein recht spezielles Problem reden kann, dachte ich mir, vielleicht kann mir jemand hier ein Ohr leihen und ggf. einen Rat geben.
Also dann: Aufgrund meiner chronischen Krankheit (welche spielt keine Rolle) musste ich seit meinem 10ten Lebensjahr immer wieder ins Krankenhaus. In den Hochzeiten betrugen die Abstände zwischen den einzelnen Aufenthalten nur 2 Wochen. Dadurch wurde ich immer wieder aus der Schule herausgerissen. Als Resultat war es schwer bis unmöglich neue Freundschaften (oder mehr aufzubauen), da ich ja immer wieder weg war.
Trotzdem habe ich bis zur 10. Klasse weitergemacht und meinen Realabschluss auf dem Gymnasium gemacht. Danach war mein Gesundheitszustand besonders schlecht, sodass ich von 2009 bis 2011 im Krankenhaus und in der Reha war. Als Folge dieser langen Krankheitsphase sitze ich jetzt im Rollstuhl.
Seitdem ist mein Gesundheitszustand gut und ich habe mein Abitur mit bravour nachgeholt. Dieses Jahr werde ich wohl mit dem Studium beginnen. ,,Karrieretechnisch´´ läuft es also bei mir und darüber bin ich auch sehr glücklich.
Jedoch verspüre ich eine Sehnsucht nach einer Beziehung. Ich war noch nie so richtig verliebt (letztes mal mit ca. 11-12 nur verguckt) und ich würde das ganze mit Schmetterlingen im Bauch gerne auch mal erleben...
Allerdings ist es garnicht so einfach für mich Frauen kennen zulernen, denn ich kann nicht alleine das Haus verlassen. Und seine Eltern zum Frauen aufreißen mitnehmen ist auch nicht so das wahre :). Ok, ich habe noch einen Kumpel, aber man will ja wenn man sich sieht auch was anderes machen, als in einem Lokal rumzuhängen in der Hoffnung Mrs Right würde vorbeikommen. Davon abgesehen habe ich eigentlich keine regelmäßigen Kontakte bis auf Physiotherapeutinnen in die ich A nicht verliebt bin und B sie vergeben sind.
Natürlich weiß ich auch das man sowas nicht erzwingen kann und an der Uni könnte sich was ergeben (oder auch nicht). Jedoch bekomme ich mitlerweile schon schlechte Laune und wehmut, wenn ich verliebte Päärchen im TV oder auf der Straße sehe.
Der Punkt ist, dass mein Kopf sagt hab Geduld und schau dahin, wo es gut läuft, aber meine Gefühle machen da nicht mit. Dieses Dilemma raubt mir mittlerweile den Schlaf.
Habt ihr vielleicht einen Rat außer daurauf zu vertrauen, dass es besser wird?
Ich hoffe ihr sendet mir eine Antwort, denn ich brauche irgendwie eine zweite Meinung, ob ich irgendwas übersehe oder auch nicht.

Vielen Dank im voraus

Saskia Anwort von Saskia

Ich grüße dich!

Das Dilemma, in dem du dich befindest, kann ich sehr gut nachvollziehen, insbesondere dann, wenn man in deinem Alter ist. Ich werde versuchen, dir brauchbare Tipps mit auf den Weg zu gehen.

Du schreibst, dass du deine Wohnung nicht ohne fremde Hilfe verlassen kannst. Dazu hätte ich eine Idee: hast du schon mal etwas von Persönlicher Assistenz gehört? Diese Leistung können Menschen mit Behinderung beim Sozialamt des jeweiligen Wohnorts beantragen, wenn sie z.B. Hilfe im Alltag benötigen, in deinem Fall könnte das z.B. insofern hilfreich sein, wenn du ohne deine Eltern oder andere Hilfspersonen draußen unterwegs sein möchtest. Diese Hilfe könnte außerdem auch die Unterstützung bei Freizeitaktivitäten beinhalten, das würde dann in deinem Fall so aussehen, dass die Assistenz dich zu Verabredungen mit Freunden begleiten und sich, wenn von dir gewünscht, diskret zurück ziehen würde. Du solltest auf jeden Fall versuchen, mehr unter Leute zu kommen, denn wie sollst du sonst auch nette Frauen kennen lernen? Da könnte die Assistenz eine große Hilfe für dich sein, unabhängiger und freier zu leben. http://www.assistenz.org/assistenz.html

Hast du schon einmal von dem Dating-Portal "Handicap Love" gehört? http://www.handicap-love.de/

Vielleicht ist es ja was für dich, aber wahrscheinlich möchtest ohnehin eine Partnerin ohne Behinderung finden. Aber sei dir gewiss, dein Leben wird sich ohnehin um 180 Grad drehen, wenn du mit dem Studium beginnst. Dort wirst du viele nette Leute treffen und wenn du offen für Neues bist, kann es eine spannende Zeit werden und du wirst automatisch mehr Kontakt zu Frauen haben. Es kann natürlich sein, dass deine zukünftigen KommilitonInnen dir gegenüber Berührungsängste entwickeln, aber wenn du ihnen gegenüber locker und unvoreingenommen auftrittst, dann werden sich viele Dinge von ganz allein regeln. Also vertraue auf dich und deine Fähigkeiten!

Ich wünsche dir ganz viel Spaß im Studium und hoffe, dir ein Stück weit geholfen zu haben.

Saskia