Problem von Martina - 31 Jahre

Nichts zum Abschied...

Hallo,

es gibt was, was mich ehrlich gesagt sehr deprimiert. Ich bin in der 35. Woche schwanger und bin jetzt im Mutterschutz. Vorher war ich zum Teil krank geschrieben, weil ich öfter unter vorzeitigen Wehen gelitten hab. Es ging nicht anders.

Irgendwie glaube ich, dass meine Kollegen und mein Chef mir das übel nehmen...

Ich bin vorletzte Woche noch mal zur Arbeit und habe meine Sachen geholt. Da ich 7 Jahre dort gearbeitet habe, dachte ich eben, dass ich in irgendeiner Form verabschiedet werde. Kein großer Bahnhof, aber halt... mit nem Gutschein oder so. Hab was leckeres zum Essen mitgebracht, hab in allen Abteilungen bescheid gegeben, damit sich alle, die Lust hatten, nehmen können. Ich geb zu, ich bin an einem ruhigen Tag dort vorbei gekommen, damit ich nicht alles durcheinander bringe, wer wollte, konnte sich verabschieden und gut. Bin immerhin drei Jahre weg.

Na ja, ich wollte nicht viel, aber so gar nichts?! Ich nehme das irgendwie persönlich. Ich hab doch jahrelang dort gearbeitet und für andere auch immer Geld springen lassen. Dachte, für mich wär auch ne nette Kleinigkeit drin! Wenigstens ne Karte. Ich bin so irre enttäuscht. Ich saß nur dort rum und hab auf meinen Mann gewartet, damit er mich mit meinem Zeug abholt.

Sehe ich das jetzt zu eng oder ist das einfach enttäuschend?

Michaela Anwort von Michaela

Hallo Martina!

So, wie du die Geschichte beschreibst, ist es kein Wunder, dass du dich darüber ärgerst.
Das ginge wahrscheinlich jedem so; gerade wenn es bei euch in der Firma üblich ist, bei besonderen Anlässen für Kollegen zu sammeln.
Du schreibst, dass du schon vor dem eigentlichen Mutterschutz krank geschrieben warst und glaubst, dass dir das die Kollegen und der Chef übelnehmen. So etwas ist nicht schön, aber natürlich immer möglich. Eine Schwangerschaft ist für einen Betrieb nicht immer das freudige Ereignis, das es eigentlich sein sollte. Und dann ist die Kollegin nicht mal eine "Vorzeige-Schwangere",die in den 9 Monaten die A*backen zusammenkneift, sich nicht bei jedem kleinen "Wehwehchen" krank schreiben lässt und auch ja keine Rücksichtnahme erwartet! Ein sehr beliebter Satz: Schwangerschaft ist schließlich keine Krankheit! Ich hoffe, du hast die Ironie erkannt ;)
Wenn sie dir tatsächlich übel nehmen, dass du auch vor deinem Mutterschutz krank geschrieben warst, spricht das nicht für euer Betriebsklima und die Sozialkompetenz deiner Kollegen. Schwangerschaft ist mit Sicherheit keine Krankheit; kann sich aber durchaus wie eine anfühlen und auch oftmals Begleiterkrankungen mit sich bringen. Und wenn das so ist, wird man eben krank geschrieben; ob das Kollegen und Chef passt oder nicht. Und lass dir bloß nicht einfallen, dich deswegen schlecht zu fühlen! Bei vorzeitiger Wehentätigkeit hat dein Arzt gar keine andere Wahl, als dich krank zu schreiben. Wichtig ist einzig und allein deine Gesundheit und die deines Babys. Es kann natürlich sein, dass sie dir übelnehmen, dass du so lange gefehlt hast und desewegen auch nicht für dich gesammelt haben. Ob das tatsächlich aber so war, kann ich dir nicht beantworten.
Wussten denn deine Kollegen, dass du an diesem bestimmten Tag vorbeischaust? Du schreibst, dass du dir extra einen ruhigen Tag ausgesucht hast, um die Abläufe nicht zu stören. Wenn deine Kollegen das aber gar nicht wussten, hatten sie auch nur schwer die Möglichkeit, auf dich vorbereitet zu sein. Kann auch sein, dass sie im Nachhinein dachten: warum kommt sie an einem Tag, wo kaum einer von uns da ist? Es kan also auch sein, dass diese ganze nicht vorhandene Verabschiedung allein auf einem Missverständnis zwischen dir und deinen Kollegen beruht. Das kannst du aber besser beurteilen als ich.
Was auch immer es war: jetzt ist nicht mehr die Zeit, sich darüber zu ärgern. Versuch, das abzuhaken und konzentriere dich auf die letzten Schwangerschaftswochen. Genieß es, soweit es möglich ist und freu dich auf dein Baby.
Und wenn es dann da ist, schickst du eine Geburtsanzeige mit einem süßen Foto in deine Firma. Da kann man dann noch was nettes dazu formulieren; vielleicht bedankst du dich für die "Extra-Arbeit", die deine Kollegen deinetwegen leisten mussten und dass dich freust, in drei Jahren wieder zum Team zu gehören; so etwas in der Art. Und dann wirst du ja sehen, welche Reaktion darauf kommt. Vielleicht ist es bei euch in der Firma ja auch üblich, erst dann etwas zu schenken, wenn das Baby da ist?
Sei auf jeden Fall jetzt nicht mehr enttäuscht, auch wenn ich gut verstehen kann, dass dich das geärgert hat. Kollegen sind halt auch immer was anderes als Freunde und nehmen nicht in dem Maße Anteil an Dingen und Ereignissen, die für einen selbst die Welt bedeuten. Ich bin mir aber sicher, dass deine Familie und deine Freunde sich mit dir und deinem Mann unheimlich auf das Baby freuen. Darauf solltest du dich konzentrieren und dich nicht mehr mit schlechten Gedanken an deine Kollegen belasten.
Ich wünsche dir eine schöne Restschwangerschaft und alles Gute für die Entbindung :)

Viele Grüße,
Micha