Problem von Anonym - 18 Jahre

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Hmm.. ich weiß nicht wie ich anfangen soll... ich bin nur aus Zufall auf diese seite gestoßen. Da dachte ich mir "Hey, vll verstehen Sie dich ja". Nunja... mein problem...

Kennt ihr das Gefühl, dass ihr nicht ihr selbst seit? Jedes mal denke ich mir diesen Satz. Wer bin ich?

Ich hab so viele verschiedene Gesichter. Das lustige und aufgedrehte Mädchen.... das ernste aber dennoch einfühlsame Mädchen... das sadistische Mädchen .... das panische Mädche und das Mädchen das ein Herz aus Eis hat.

Komisch, einerseits liebe ich meine Freunde... anderseits kann ich auch ohne ihnen... ich liebe es andere schmerzen zuzufügen und sie leiden zu sehen .. andererseits hasse ich es...

Meine Freunde sind mir wichtiger als mein Leben... aber wenn sie von mir gehen dann denk ich mir nur "schon wieder jemand weg. Ist doch egal"

Es gibt Tage an denen lache ich, als würde ich niemals negative Gedanken haben... und dann gibt es Tage an denen ich nicht lachen kann, nicht denken kann, nicht leben kann...

An suizid hatte ich schon öfters gedacht... wie wäre das Leben wenn es vorbei wäre? Kein schmerz, kein leid und überhaupt ...keine langeweile.

Ich wollte mich immer äußern... meinen Freunden erzählen was ich verberge aber ich ließ immer den wirklichen Grund aus, warum ich weine.

Ich habe Angst vor mir selbst. Angst, ich könnte jemanden der mir wichtig ist verletzten... obwohl ich es bereits oft getan habe.

Ich kann nicht mehr... meine energie ist verbraucht.

Ich dachte an mehreren Wegen mich umzubringen aber mich haltet dennoch immer etwas auf. Absurd oder? Ich bin so ein weichei haha.

Normal hätte ich ein wunderbares Leben. Eine Familie die mich liebt, freunde die für mich da sind, arbeit, einfach alles. Aber ich fühle mich nicht glücklich. Alles nur Fassade. Oder?

Ich kann nicht sagen ob das wirkliche ich, das weinende Mädchen oder das Mädchen mit einem Herz aus Eis, oder vll mit gar keinen. Vll bin ich doch ein fröhliches Mädchen? Aber sonst würde ich diese Gedanken nicht haben.

Wenn ich mit meinen Freunden nicht wäre, dann wär ich nurmehr eine wandelnde Puppe.

Aber ich habe auch schon viele Kommentare erhalten.

"'Name' warum bist du nur so kalt?"
"'Name' zeig etwas mitgefühl"
"'Name' du bist die einzige die nicht weint, hast du überhaupt ein Herz?"
"Du bist ein Dämon"
"Du bist das Böse höchstpersönlich"
"Wenn der teufel einen Sprössling hätte, dann wärst du es"

Es macht mir nicht aus solche Sachen über mich zu hören. Aber ich verstehe nicht warum sie es sagen obwohl ich ihnen kein leid angetan hab.

Ich weine auch nicht.

Hmm.. was sagt ihr?

Marco Anwort von Marco

Liebe Unbekannte,

ich danke Dir für Deine offenen und ehrlichen Worte. Ich weiß nicht, ob ich Dich wirklich verstehen kann, schließlich kann ich nicht in Dich hineinsehen, aber ich möchte versuchen Dir heute eine Antwort auf Dein Problem zu schreiben.

Wir Menschen sind alle Maskenträger - und zwar nicht nur an Karneval. Wir verstecken unser wahres Ich hinter irgendwelchen Masken, das kann sogar so weit gehen, dass wir uns selbst vor lauter Masken nicht mehr wiedererkennen - und ich glaube genau das ist bei Dir der Fall. Du weißt nicht, wie und wer Du eigentlich bist, Du versteckst Deine Gefühle und kennst Dich selbst nicht. Dein Anliegen an uns könnte man also mit einer Frage zusammenfassen: "Wie finde ich heraus, wer ich eigentlich bin?"

Dazu möchte ich Dir kurz mögliche Gründe aufzeigen, weshalb Menschen (so wie Du) überhaupt Masken tragen. Denn wenn man die Gründe und Ursachen kennt, kann man sie auch am besten bekämpfen. Ich denke, sie wollen sich ihrem Umfeld anpassen und nicht komisch rüberkommen. Sie wollen vielleicht auch eigene negative Seiten an sich verstecken, sodass die Mitmenschen ein gutes Bild von einem bekommen. Oder sie haben Angst, dass sie zu viel von sich preisgeben und sich "entblößen", wenn sie ihr wahres Ich ohne Maske zeigen. (Man denke zum Beispiel an die einfach Frage: "Wie gehts?" Viele Menschen, denen es richtig schlecht geht, antworten trotzdem mit: "Gut". Auch das ist schon eine Maske.)
Liebe Unbekannte, ich will mich da nicht ausschließen, auch ich trage Masken, je nachdem in welcher Situation ich gerade bin. In meiner Arbeitsstelle bin ich ein "anderer Mensch" als Zuhause, im Freundeskreis bin ich auch wieder "anders" als alleine. Das ist normal und auch nicht weiter schlimm. Problematisch wird es eben erst dann, wenn man auch vor sich selbst die Maske nicht mehr abnimmt oder sogar einfach nicht mehr abnehmen kann. Also musst Du wieder zu Dir selbst finden.

Ich denke, Du bist Dir selber nicht im Klaren was Du willst und was Du tust. Ich zitiere dazu als "Beweis" hierfür einmal je zwei Stellen aus Deinem Text:
Du schreibst einerseits über Deine Freunde: "... ich liebe es andere schmerzen zuzufügen und sie leiden zu sehen ..." und "... Angst, ich könnte jemanden der mir wichtig ist verletzten... obwohl ich es bereits oft getan habe. ..."und weiter unter dann "... Aber ich verstehe nicht warum sie es sagen obwohl ich ihnen kein leid angetan hab. ..." Liebe Unbekannte, JA WAS DENN NUN?
Oder als zweites Beispiel heißt es: "... aber ich ließ immer den wirklichen Grund aus, warum ich weine. ..." und ziemlich zum Schluss in Deinem Text dann "... Ich weine auch nicht. ..." Liebe Unbekannte, JA WAS DENN NUN?
Belügst Du Dich etwa selbst? Bist Du selbst nicht ehrlich zu Dir?
Dann solltest Du das als allererstes einmal lernen: EHRLICHKEIT! Und zwar vor allem Dir selbst gegenüber. Denn ob man Menschen Schmerzen zufügt, ob man weint oder nicht weint, das sind Tatsachen, das hat mit Masken nichts mehr zu tun!

Deshalb mein Ratschlag: Lerne Dich selbst kennen. Wenn Du das wirklich willst (und nicht sagst, ist doch eh egal, wie und wer ich bin), wirst Du das auch schaffen. Du brauchst vielleicht nur etwas Geduld dabei.
Genau wie Du einen neuen Menschen in Deinem Umfeld kennenlernen musst, musst Du es jetzt auch bei Dir tun. Also finde heraus, was Dir gefällt und was Du magst. Dazu musst Du eben alles (und damit auch unangenehmes) "ausprobieren" und dann merkst Du schnell, was Dir gefällt und was nicht. Das kann übrigens alles betreffen: Hobbys, Essen, Arbeit, Kleidungsstil, ..., aber auch z. B. Deine Gefühle und Vorlieben. Oder Du setzt Dich mal eine halbe Stunde hin und schreibst alle Charaktereigenschaften auf, die Dich ausmachen. Wenn dabei Gegensätze auftreten, dann stelle sie gegenüber und frage Dich, was mehr zutrifft, oder zumindest: Wann (in welcher Situation) trifft das eine und wann das andere zu? Unterstützend kann es auch sein, seine Famile und Freunde zu befragen, wie sie Dich sehen. Oder Du schaust einfach mal frühere Fotos von Dir an. Klar, man verändert sich beim Erwachsenwerden, aber grundlegende Eigenschaften bleiben trotzdem bestehen und können einiges über Dein wahres Ich aussagen.

Fange an, Dich so zu akzeptieren, wie Du bist. Jeder Mensch hat positive und negative Seiten an sich. Gegenüber seinen Mitmenschen versucht man manche Seiten (vor allem die negativen) durch Masken zu verstecken, aber zu sich selbst kann man ehrlich sein. Man muss sich natürlich nicht selbst schlecht machen, aber manchmal kann so ein Satz wie "Das war jetzt aber wieder richtig dumm von mir" helfen, um zu sich ehrlich zu sein und es dadurch das nächste Mal besser zu machen. Genauso wichtig ist es aber natürlich sich immer selbst zu loben! Uns selber brauchen wir ja nichts vorzuspielen. Was hätten wir auch davon?

Falls Du es auch nach einer längeren Zeit nicht schaffst, Gefühle aufzubauen und Dich selbst kennen lernst, liegt bei Dir eventuell auch eine Depression vor. Diese sollte dann fachmännisch behandelt werden, am besten Du informierst Dich mal selbst im Internet oder sprichst mit Deinem Hausarzt. Er kann Dich dann an die entsprechenden Stellen weiterleiten. Manchmal braucht man eben Hilfe von "Experten", und diese Hilfe sollte man dann auch annehmen. Das heißt nicht, dass Du deswegen ein komischer Mensch bist. Eine Depression ist eine Krankheit und von Krankheiten bleibt leider kein Mensch verschont.

Liebe Unbekannte, ich hoffe, ich habe Dir etwas weiterhelfen können und es waren ein paar gute Gedanken für Dich dabei. Ich glaube Du bist ein echt nettes Mädchen mit vielen positiven Eigenschaften. Aber das ist jetzt Deine Aufgabe: Herauszufinden, ob ich damit richtig liege. ;)

Ich wünsche Dir alles Gute dabei und viel Kraft in der nächsten Zeit!

Viele liebe Grüße

Marco