Problem von Alyssa - 18 Jahre

Gewalt in der Ehe

Ich habe mit 17 meinen damals 24 Jährigen Ehemann geheiratet. Ich kenne ihn seit dem Ich 6 bin, bin sozusagen bei ihm und seiner Familie aufgewachsen. Es kam mir nicht zu früh vor, in dem Alter zu heiraten. Ea kommt mir immer noch nicht zu früh vor. Nur wie ein Alptraum. Nach unserer Hochzeit bin Ich schwanger geworden mit einem Mädchen. Wir freuten uns, so, so sehr. Ich dachte, dje schönste Zeit meines Lebens würde beginnen. Aber es kam alles so anders.
Wir hatten schon ihr Zimmer eingerichtet, Babykleidung gekauft und extra ein kleines Ultraschallgerät für zu Hause um unsere Kleine oft beobachten zu können.
Alles war perfekt bis ich im fünften Monat starke Blutungen bekam und unser Baby verlor. Ich gebar sie tot und Ich und mein Mann hielten sie 3 Stunden in unseren Armen.
Danach veränderte er sich von einem liebevollen, ruhigen und sehr zuvorkommendem Mann zu dem Gegenteil. Erst waren es nur Ohrfeigen, doch dabei blieb es nicht. Der Tod unserer Tochter Stella hatte ihm zu sehr zugesetzt. Ich litt und leide bis heute an Depressionen und er wurde mehr als gewalttätig. Ein gebrochenes Schlüsselbein, eine gebrochene Nase, ein ausgeschlagener Zahn, innere Blutungen und unzählige Veilchen und Wunden. Ich habe nie, wie oft Ich auch über ähnliche Fälle gelesen habe, von einem Mann der gewalttätiger wäre gelesen.
Jedoch kann und will Ich diesen Mann nicht verlassen. Ich liebe ihn mehr als alles andere. Außer ihn habe Ich nichts. Ich habe die Schule vor der Hochzeit abgebrochen, er hat eine Firma von seinem Vater übernommen. Wir hatten immer genug. Doch ohne ihn, hätte Ich nichts. Keine Freunde, garnichts.
Ich weiß nicht mehr was Ich tun soll. Ich war vielleicht zu naiv, Ich weiß es nicht. Ohne diesen Mann kann Ich jedoch nicht mehr leben. Ich brauche Rat, so sehr.

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Alyssa,

was Dein Mann da als Trauer vor sich her trägt ist schlichtweg krank!
Aber das weißt Du schon lange!
Du selber hilfst ihm, seine Gewalt zu begründen?
Eigentlich weißt Du aber auch, dass Trauer höchstens Gewalt gegen sich selbst begründen kann:
Wenn er mit dem eigenen Kopf versuchen würde, Wände einzureißen. Sich gegen Sachen streitend die Fäuste blutig boxt: das wäre immer noch krank, aber hinnehmbar! Da könnte man notfalls mit einer Gummizelle verhindern, dass er sich selbst verletzt.
Du brauchst Rat und Hilfe! Da hast Du unbedingt Recht!
Aber wirst Du den Rat, den Du Dir erwünscht auch annehmen können?
Du weißt, was der Rat sein wird und Du hast Dir schon jetzt Strategien entwickelt, an denen Ratschläge abprallen müssen: Du kannst "und willst" diesen Mann nicht verlassen?
Du weißt aber, dass die Androhung, ihn zu verlassen wohl Deine einzige Möglichkeit sein wird, ihn vielleicht dazu zu bringen, seine Krankheit behandeln zu lassen?
Du weißt auch, dass eine Androhung nur nutzt, wenn sie notfalls auch durchgesetzt wird?

Deine zweite Abwehrstrategie: "Wir hatten immer genug....Ohne ihn habe und bin ich nichts"?

Mir dreht sich der Magen um, aber ich schreibe es trotzdem.
Puderzucker in den Arsch geblasen und die Faust in die Fresse geschlagen: das beides bist nicht Du! Und das beides wirst Du nicht mehr haben! Was fehlt Dir denn davon wirklich?

Mensch, Mädelen :'(

Mit 18 willst Du Dich schon aufgeben? An einen Schläger ausliefern? Ohne überhaupt etwas probiert und angefangen zu haben?
Ohne auch mal selbst einen Fehler gemacht zu haben?
Nur für die Unzulänglichkeit eines Kranken büßen?

Mein Büro bildet seit 9 Jahren aus. Und die Azubiester waren zum Ausbildungsbeginn durchweg älter als Du!
Hatten Schwierigkeiten, überhaupt einen Ausbildungsplatz zu bekommen.
Die erste hat nach der Ausbildung das Abitur nachgemacht und studiert nun.
Die zweite hatte bereits Abitur und studiert nun.

Und da willst Du mir sagen, dass Du nun schon am Ende bist? Bevor Du auch nur angefangen hast?

Dir stehen alle Wege offen: Du musst nur erst einmal einen aussuchen und ihn auch gehen!
Es mag manchmal steinig werden auf Deinem Weg: aber Du wirst mit jedem Teilziel ein wenig mehr stolz auf Dich selbst sein! Und mit jedem Teilziel entfernst Du Dich ein wenig mehr von dem "Abziehbild" und wirst ein wenig mehr "Persönlichkeit": wirst langsam Du selbst!

Ich habe es erlebt! Ich weiß, wovon ich schreibe! Du darfst mir vertrauen!

Alles Liebe,

Bernd