Problem von Anonym - 13 Jahre

Zu viel Stress?

Hallo erstmal,

Ich habe schon seit längerer Zeit sehr viel Stress.
In der Schule, wegen den Noten, mit meinen Eltern, usw...
Zudem Spiele ich in einem Fußballverein, wenn ich beim Training bin fühle ich mich immer besser, bis ich wieder nach hause gehe.

Mir geht es auch nicht sonderlich gut, mir ist meist komisch zu mute.
Schwindelig ist mir nicht, aber irgendwie schwummrig.
Ob das vielleicht zusammen hängt?

Ich möchte einfach ohnmächtig werden, wünsche ich mir manchmal.
Das finde ich sehr komisch.
Einfach mal abschalten.
Ich habe vor einem Monat (oder so) angefangen mich zu Ritzen, aber nach einer Woche habe ich aufgehört und mich zusammen gerissen.


Bin ich Komisch? Was kann ich tun damit der Wunsch aufhört? Woran liegt das?

Ich weiß es sind viele fragen, und ich weiß ihr könnt sie nicht beantworten. Aber ich hoffe es.

Miriam Anwort von Miriam

Hallo liebe Hilfesuchende!



Ich glaube, ich kann versuchen, einige deiner Fragen zu beantworten. Und so wie du hoffst, dass ich es mache, hoffe ich, dass meine Antworten dir was bringen.
Zuerst will ich dir sagen, dass du nicht komisch bist. Zurzeit fühlt es sich vielleicht so an, aber das bist nicht du, der diesen Zustand kontrolliert.

Du schreibst von der Schule, den Noten, den Eltern und vielem mehr. Das klingt wirklich nach sehr viel Stress. Ich stelle mir bei deiner Schilderung vor, dass dich die Schule gerade stresst, die Noten tiefer gehen und du dadurch in Erklärungsnot gegenüber deinen Eltern kommst. Das stresst ungeheim und ist auch irgendwie ein Teufelskreis, in den du immer mehr hineinschlitterst. Wenn der Körper ständig im Stress ist, kommst du nicht mehr zur Ruhe, Entspannung fehlt und du reagierst sozusagen über, weil es anders nicht geht. Dass du dich während des Trainings gut fühlst, zeigt, dass diese Ablenkung von Schule und dem ganzen Chaos dein Gehirn freier macht. Die Luft, die Gemeinschaft und die körperliche Verausgabung wirken allesamt positiv auf dein Gemüt. Bist du wieder zuhause, fällst du wieder in das Loch. Aber was kann man dagegen tun?

Du schreibst von diesem schwummrigen Zustand und da habe ich mich selbst sehr gut wiedergefunden. Bei mir hing der ganz eng mit Stress und Druck in Verbindung. War in der Schule über längere Zeit einfach alles zu viel, dann kamen diese Zustände, in dem alles so fremd und komisch war. Einmal lag das Problem bei meinen Eisenwerten. Nach der Blutprobe habe ich zwei Monate Eisenpräparate genommen und es ging besser. Aber das alleine ist nicht immer ausreichend. Kennst du ein paar Entspannungsübungen? In solchen Situationen kann es sehr hilfreich sein, wenn man herunterkommt, sich erdet oder sich im Moment wahrnimmt. Es gibt verschiedene Mittel um dich zu erden. Entweder du lädst jemanden zu dir ein, ihr redet und du öffnest dich vielleicht auch ein wenig. Manchmal kann das sehr entlastend sein. Oder du googlest mal nach Entspannungstechniken und suchst etwas, was dir angenehm vorkommt. Ich konnte mit dieser Seite beispielsweise gut arbeiten:

http://www.studierendenberatung.at/persoenlichkeitsentwicklung/entspannungstechniken/entspannungstechniken.html

Dass du bemerkt hast, dass du mit dem Ritzen nicht abschalten kannst, ist schon mal sehr gut. Und dass du damit aufgehört hast, noch besser. Ich stelle mir die derzeitige Phase ziemlich anstrengend vor. Einerseits der Druck der Schule und andererseits der Druck, sich zu verletzen. Du bist nicht komisch, ganz bestimmt nicht. Es ist nur eine seltsame Situation, in der du dich gerade befindest.
Also, was kannst du konkret dagegen tun?
- Du könntest nach dem Urproblem ausschau halten. Wo ist der Kern, von dem der ganze Stress ausgeht? Ist es wirklich die Schule, oder steckt da noch mehr dahinter?
- Entspannungsübungen können dich zeitweise herunterfahren und den Stress minimieren.
- Du solltest mit jemandem darüber reden. Wenn du das ganz alleine für dich behälst, dann wird dir bald vorkommen, dass dein Kopf explodieren wird, weil so viel Chaos/Stress präsent ist.
- Du hast dich "zusammengerissen" um dich nicht weiter zu verletzen. Hast du dir schon mal überlegt, wie lange du dich noch zusammenreißen kannst? Ich finde, das ist ein ganz wichtiger Punkt, den du nicht vernachlässigen solltest. Wenn der Wunsch so groß und übermächtig ist, es wieder zu tun, dann kannst du selbst nicht dagegen machen. Du bräuchtest Strategien, dem Druck standzuhalten (google einfach mal "Skills" - da findest du viele Vorschläge oder schau dir folgende Seite durch: http://de.m.wikihow.com/Mit-dem-Ritzen-aufhören). Diese sog. Skills kann man erlernen, aber langfristig gesehen sollten die Probleme, die dazu führen, behandeln werden, denn dann wird auch der Druck weniger und du bräuchtest die Skills viel seltener. Hast du schon mal gedacht, dich z.B. an einen Schulsozialpädagogen oder so was an deiner Schule zu wenden? Der könnte mit dir schauen, warum die Schule gerade so viel Stress verursacht und kann dir auch weitere Hilfsangebote zeigen.
- Und ansonsten könntest du eventuell zu deinem Hausarzt gehen. Vielleicht hängt diese Schwummrigkeit auch mit schlechten Blutwerten zusammen. Aber da kenne ich mich leider zu wenig aus.

Das wären jetzt meine ersten Gedanken dazu gewesen und ich hoffe wirklich, dass ich dein Problem richtig aufgefasst habe und die Vorschläge für dich sinnvoll sind. Weißt du, es ist kein angenehmes Gefühl, wenn man sich ständig unter Druck setzt und man irgendwie nicht mehr klar denken kann, weil eben alles so schwummrig ist, aber wenn die Situation dieselbe bleibt, dann geht das leider nicht von alleine weg. Du musst das aber nicht alleine hinkriegen. Ich wäre sehr froh, wenn du jemanden finden würdest, der dich hier unterstützt. Du brauchst vielleicht auch einen Anker. Der kann ein Elternteil sein oder eine Freundin oder eine ganz andere Person. Aber du brauchst jemanden, der dich erdet, dir zeigt, wer du bist und dass du genau in dem Moment lebst. Ich hatte in solchen Zuständen zumindest das Gefühl, dass ich mich nicht mehr selbst wahrnehmen konnte.


Du bist ein sehr reifes, junges Mädchen und ich wünsche dir, dass du ernst genommen wirst, dass dir geholfen wird, dass du die Hilfe annehmen kannst und dass du wieder du selbst sein kannst - ohne komische schwummrige Zustände, die dich hindern, du selbst zu sein. Und vielleicht kannst du aus dem einen oder anderen meiner Vorschläge was abgewinnen, das würde mich zumindest sehr freuen.
Alles Liebe,
Miriam