Problem von Anna - 12 Jahre

Ich hasse Babys ( wichtig )

So erstmal , in meiner Familie benutzt jeder die selbe Email Adresse , deswegen kann es sein dass ihr hier viele Probleme erhalten habt , die nicht von mir sind ! Zum Beispiel " Ich bin von dieser Seite enttäuscht " das war ich nicht !

Ich hoffe dass ihr das hier lest und auch beantworten könnt , bitte es ist wichtig !

Also , wie im Titel bereits gesagt hasse ich Babys , ja ich HASSE sie . Bitte haltet mich jetzt nicht für einen Psycho aber es ist so . Ich weiß nicht was an denen süß ist , sie haben riesen Köpfe , schreien herum , stinken und nerven ! Schon wenn diese dämlichen Mütter in den Bus steigen , die denken sie währen etwas besseres nur weil sie so ein dummes Vieh haben . Meine Schwester hat ja selbst 2 die hasse ich besonders . Aber man kann mit niemanden darüber reden , weil alle sofort sagen , ,, Hä du warst selbst mal ein Baby !" oder ,, Du Psycho geh mal zur Therapie !" . Ich finde es unfair , wenn jemand Hunde nicht mag , wird der nicht so angemeckert ! Warum ? Babys sind dreck ! Keiner braucht die ! Meine Schwester findet meine Meerschweinchen EKLIG aber ICH muss ihr scheiß drecks Kind mögen !! Das macht mich soooooo wütend !!!! Ich würde dieses hässliche Kind am liebsten aus dem 4. Stock werfen , aber dann kommt man ja ins Gefängnis - wenn man eine Fliege tötet ist das ja soo normal ... ES IST TROTZDEM MORD ! Man hat ein LEBEWESEN getötet also genau wie ein scheiß Baby !! Warum kommt man bei einem Baby ins Gefängnis das genauso dumm wie eine Fliege ist ? Wenn ich könnte würde ich ALLE umbringen ! Ich erwarte keine Top Profi Antwort !

PaulG Anwort von PaulG

Liebe Anna,

eines muss ich unbedingt vorausschicken: Du bist in meinen Augen kein Psycho. Und ich finde, dass dein Problem eine ernsthafte Auseinandersetzung verdient. Die beleidigenden Ansagen, die dir bisher gemacht wurden, sind natürlich nicht in Ordnung. Gleichzeitig bitte ich dich, immer zu bedenken: Wenn du dich gegenüber deinen Freunden so über Babys äußerst, wie du es hier getan hast, musst du mit solchen Sätzen rechnen. Ich glaube nicht, dass du ein Psycho bist - aber um dir helfen zu können, muss ich voraussetzen, dass du versuchst, auch die Position der Anderen zu sehen. Sonst schießt du dich mit solchen Aussagen selbst ins Abseits. Denn was dich beschäftigt, sollte auf jeden Fall ernst genommen werden - und so legst du dem Steine in den Weg.

Ich habe mich deiner Zuschrift angenommen, weil ich schon einmal ein Problem beantwortet habe, das deinem sehr ähnlich war. Um nicht zu sagen, mit dem deinen identisch. Das Mädchen war (ist) zwar etwas älter als du, aber das macht wahrscheinlich keinen Unterschied. Vielleicht hilft es dir, zu lesen, dass du nicht allein bist - eine eigene Antwort bekommst du deshalb trotzdem von mir.

http://mein-kummerkasten.de/309558/Extremer-Babyhass-lang.html

Auch du hast einen Punkt sehr deutlich gemacht, und das ist deine Tierliebe. Hier könnte man jetzt endlos philosophieren. Du übst Kritik an unserer Gesellschaft, weil uns ein Menschenleben mehr gilt als das eines Tieres. Und in der Tat - es ist krass, dass wir es als normal empfinden, Lebewesen zu töten, nur weil sie keine Menschen sind. Sie mögen ganz und gar verschieden von uns sein, was ihr Aussehen, ihre Größe und ihr Verhalten betrifft. In einem jedoch sind sie uns gleich: In ihrem Lebenswillen. Und den gestehen wir ihnen nicht zu, verdrängen den Gedanken, dass auch dem Schlachttier oder der Labormaus glühende Schauer durch den Leib jagen, bevor sie stirbt: Ich will leben! Ich will leben! Aber es gibt keine Gnade. Um ihr nagendes Gewissen zu beruhigen, haben die Menschen viele Tricks erfunden: Sie haben sich besonders raffinierte Methoden und Abläufe in den Schlachthöfen ausgedacht, für die Tötung. Wir sagen uns - und kriegen bei jeder Gelegenheit gesagt -: "Sie ahnen ja nichts. Sie schlafen sozusagen ein. Sie haben nicht wirklich eine Vorstellung, was passiert." Mag sein - andererseits, können wir in den Kopf eines Schweins, einer Maus oder einer Fliege schauen? Nein. Wir müssen anerkennen, dass all diese Sätze im Grunde nur Betäubungsmittel für unser Gewissen sind. Die eigenen Kinder werden stattdessen verhätschelt und verzogen, nicht immer, aber oft - hier würdest du mir widersprechen. Du lehnst nicht nur ab, dass ein Mensch mehr gelten soll als ein Tier, du hasst Babys. Grundsätzlich, alle. Und hier bin ich wieder am Anfang.

Interessant ist, dass du ausgerechnet Babys hasst. Denn genau genommen, sind Babys ja am wenigstens schuld an allem, was die Menschheit so falsch macht. Sie sind noch klein, sie können nur essen, wenn man sie füttert, nur leben, wenn man sich um sie kümmert. Woher also kommt dein Hass? Du hast nicht geschrieben, wie es dir selbst ergangen ist, als du jünger warst. Aber ich sehe deinen Babyhass als Anzeichen dafür, dass dir allgemein vieles missfällt. Beenden kann dieses Problem vielleicht wirklich nur eine Therapie - allerdings auch nur, wenn du den Wunsch dazu hast. Stellenweise frage ich mich, ob du dein Problem wirklich als Problem siehst. Oder ob es dir nicht lieber wäre, die anderen Leute würden sich deiner Meinung anschließen. Wie gesagt - keine Therapie nützt dir etwas, wenn du dich ihr verschließt. Aber genauso wenig, wie eine Therapie eine Lösung garantiert, genauso wenig bedeutet, dass jemand eine Therapie macht, dass er oder sie krank oder gefährlich wäre. Und das denke ich auch nicht von dir. Mir geht es mehr darum, dass du mit deiner jetzigen Haltung nicht glücklich wirst.

Was ich noch interessant finde: Du pochst auf das Lebensrecht und die Würde der Tiere, indem du sie aufwertest, und die Menschen (zumindest die Kleinsten) abwertest. Dafür greifst du hintenrum zu Begriffen, die üblich sind, um ein Tier abwertend zu bezeichnen: Du nennst Baybs "dummes Vieh" und "dumm wie eine Fliege". Hier fällst du dir selbst ins Wort, merkst du das? Tatsächlich gibt es einen großen Grund, warum wir Babys meistens höher schätzen als Ferkel und Kälber und Hundwelpen: Weil sie nämlich Teil unserer eigenen Art sind, weil wir sie als Mütter geboren und als Väter gezeugt haben. Weil wir viel Kraft und Angst und Herzblut und Liebe aufgewendet haben, um es ihnen schön zu machen. Auch die Muttersau und die Kuh und die Hündin tun das, auf ihre Weise. Die logische Folge müsste daher sein, dass wir ihnen mit derselben Rücksicht und Achtung begegnen, wie wir es bei Menschenmüttern tun (oder wenigstens tun sollten). Das ist nicht der Fall. Warum? Weil die Natur uns zu einer Art gemacht hat, für die es angemessen ist, Fleisch zu essen, und uns die Intelligenz verliehen hat, Tiere zu unserer Ernährung zu züchten, und sie als Wächter oder Jagdhelfer zu halten. Man kann sich fleischlos ernähren, es ist ein großer Dienst an der ganzen Welt, und um Albert Einstein zu zitieren: "Nichts wird die Chance auf ein Überleben auf dieser Erde so sehr steigern, wie der Schritt zur vegetarischen Ernährung." Es ist gut und richtig, ich ziehe den Hut vor denen, die es wollen und können; und ich gehe fast davon aus, dass du mit dem Gedanken trägst, dich vegetarisch oder vegan zu ernähren.

Bei alledem aber muss man hinzufügen: Kein Tier würde sich die Gedanken machen, die wir uns hier über sie machen. Tiere hinterfragen es nicht, dass sie jagen und töten, und sie hadern nicht, weil sie getötet werden. Weder haben sie mit ihren Opfern Mitleid und errichten ihnen Denkmäler, noch ersinnen sie Götter, zu denen sie um Errettung beten. Tiere sind nicht dümmer als wir, aber sie sind weniger kompliziert. Wir leben in einer Umwelt, in der letztendlich nicht alle Freunde sind. Jede Art will sich erhalten, sich, wo es möglich ist, über die anderen setzen. Und unglücklicherweise haben wir Fähigkeiten, die uns nicht nur das ermöglichen, sondern auch, uns und die gesamte Welt zugrunde zurichten. Tieren ist das nicht gegeben - aber du weißt nicht, ob sie es anders halten würden. Was ist die Alternative? Sich in den Kreislauf von Jagen und Gejagt-werden fügen? Dann ist da nichts mehr, was uns von den Tieren trennt. Könnten wir das Leben, das wir führen, nicht mal im Ansatz fortsetzen. Auch der eifrigste Tierrechtler muss irgendwo eingestehen: Auch er will leben. Und wenn er sich nicht am Leben erhält, nicht mit den Tieren wetteifert, mit der Natur, und das auch keiner für ihn machen soll - wie kann er dann überleben? Den Tieren ist viel gemeinsam mit uns. Vor allem, dass sie um ihren Nachwuchs Angst haben, und sich fortpflanzen wollen. Nun gut, viele gibt es, so wie dich, die das nicht möchten.

Am letzten Satz möchte ich auch den nächsten Gedanken anknüpfen: Wenn du die Kinder deiner Schwester nicht leiden kannst, dann gut - es ist unmöglich, dich dazu zu zwingen. Aber es wäre nicht verkehrt, wenn du versuchen würdest, halbwegs die Fassung zu wahren, Anna. Denn so unrichtig es dir vorkommt, wie deine Schwester zu den Babys steht: Es sind ihre Kinder, ihr eigen Fleisch und Blut. Sie hat sie neun Monate in sich getragen, hat Übelkeit und Beschwerden ertragen, und sicher mehr als einmal große Angst. Angst vor Frühgeburt, vor Komplikationen, davor, ein schwer krankes Kind zur Welt zu bringen. Und dann hat sie sie unter größten Schmerzen zur Welt gebracht, aber wie! Die Szene, die ich dir jetzt nenne, mag dich zur Weißglut reizen. Aber wir können sie nicht begreifen: Dass ein Baby geboren wird, eben noch war die Mutter in großen Qualen, hat vielleicht geweint, geschrien vor Schmerz. Und dann wird ihr das Kind auf den Bauch gelegt, noch Blut auf ihm vielleicht, ganz rot und recht zerdrückt, ein viel zu großer Kopf und nackt, und es schreit - und die Schmerzen sind vergessen. Die Mutter kann gar nicht anders, als bedingungslos glücklich zu sein. Sie kann sich nicht dagegen wehren, sie muss dieses kleine, seltsame Geschöpf lieben. Und ganz egal, was aus ihm wird; ob es ein großer Arzt oder eine glänzende Politikerin wird, oder ein gesuchter Mörder oder ein trinkendes Wrack: Sie wird ihr Kind immer lieben. Selbst die schlimmsten Verbrecher und Diktatoren haben einen Menschen auf der Welt, der sie liebt. Und das sind ihre Mütter. Und sie haben diese Bindung, weil es ihre ganz persönlichen, eigenen Kinder sind, und weil niemand sie besser kennt, als sie, ihre Mütter. Sie wussten schon alles über sie, noch ehe irgendjemand sonst wusste, dass es sie gibt. Und einer solchen Mutter willst du jetzt sagen, dass ihr Kind lieber heute als morgen geschlachtet werden sollte? Und wenn du es noch so sehr versuchst, du wirst immer nur Unverständnis ernten. Dies, um dir zu zeigen, warum du dir mit deinem Hass letztlich selbst schadest.

Wenn es wirklich deine Familie war, die uns diese Wutnachrichten geschickt hat, zeugt das nicht gerade von großem Einfühlungsvermögen. Ich finde es sogar äußerst unreif. Und ich hoffe stark, dass du wegen deinem Text und meiner Antwort keinen Ärger bekommst. Tatsächlich kann ich dir keinen Weg aufzeigen, wie du deinen Hass loswirst - dafür muss in dir erst der Wunsch erwachen, ihn loszuwerden. Wenn nicht, weil du von deiner Meinung abrückst, dann deshalb, weil sie dir nichts Gutes einbringst. Weil du verbittern musst, wenn du derart aggressiv deinen Hass kund tust. Es macht dich nicht glücklich, aber ich bin mir bewusst, dass es Zeit braucht. Und die musst du dir geben. Du kannst meinethalben so oft und so heftig, wie du willst, aufschreiben, was dich an Babys stört. Aber du wirst immer wieder auf die Frage stoßen, die ich auch dir mitgebe: Willst du Recht haben, oder willst du in Frieden leben? Es ist richtig, dass etwas faul ist, weil Tiere in diesem Teil der Welt nicht ansatzweise so gut behandelt werden, wie Menschen. Aber wenn man ein Tier nicht schlechter behandeln soll als einen Menschen, was wäre dann sinvoller? Den Menschen so schlecht zu behandeln wie das Tier, oder das Tier so gut wie den Menschen? Ich meine doch, das Zweite. Und das kann deine Botschaft an diese Gesellschaft sein - aber so, wie du es jetzt tust, wird man dich kaum für voll nehmen. Willst du dich streiten, oder willst du ein Problem auf den Tisch holen? Dasselbe in deiner Familie: Willst du dich mit ihnen hoffnungslos zerstreiten, oder willst du, dass ihr vernünftig miteinander auskommt? Denn dein Problem ist für dich in vieler Hinsicht störend, es schiebt sich vor alle Fragen, die dich eher beschäftigen könnten. Ich will dich nicht dazu zwingen, eine Hilfe zu suchen, vielleicht in Form einer Therapie. Ich möchte dir mit allem hier nur sagen, dass das, was du empfindest, dich auffrisst, weil es in dieser Welt das Verständnis nicht gibt, das du dir wünschst. Du ruderst gegen den Sturm. Und wäre es nicht besser, du könntest dich ein bisschen in den Wind lehnen, statt dass er dir ständig ins Gesicht brüllt? Du musst nicht mitfliegen, du musst nicht Mutter werden, Gott sei Dank. Aber je mehr du deinem Hass nachgehst, und zwar nicht, weil du nicht anders kannst, sondern weil du Recht haben willst damit: Je mehr du das tust, desto mehr wirst du dich selbst am Leben hindern. Und das ist es doch wirklich nicht wert, oder?

Alles Gute und Liebe Grüße,

Paul