Problem von Anonym - 17 Jahre

Habe ich Kleptomanie?

Hallo liebes Kummerkasten Team!

Ich weis nicht mehr weiter..
Es hat alles angefangen als ich noch im Kindergarten war. Damals habe ich das Spielzeug einfach mit nachhause genommen und Zuhause versteckt. Vielleicht auch weil ich es selber haben wollte, aber es lag 1 Tag später in der Ecke.
Dann kann ich mich an viele andere Dinge erinnern die so ähnlich verliefen. Dann ging es weiter bei meinen Vater und seiner damaligen Freundin ( meine Eltern leben seid ich 3 bin getrennt). Dort habe ich ein kleines Dekoherz von ihr genommen und in meinen Schuh versteckt. Mein Vater hat es dann gefunden und mir gesagt das es nicht gut war und sowas nie wieder vorkommen soll ( damaliges alter 5) dann war längere Zeit Pause bis ich in die 3. Klasse kam. Dort hatten alle Nintendo DS gespielt und ich wollte unbedingt das eine Spiel haben was sie auch hatte. Ich bin heimlich an ihre Tasche und hab es mir einfach genommen.. Später als ich zuhause war, hatte meine Mutter das mitbekommen, mir eine ziemliche lange predigt gehalten, das klauen nicht gut ist ( war auch sehr sauer) und mich darunter aufgefordert es wieder zurück zu bringen. Noch am gleichen Tag bin ich mit meinen Fahrrad in den Wald gefahren und hab das Spiel dort verkraben.
Zwischen durch ist immer nochmal sowas ähnliches passiert und hatte dann auch bei einer freundin geld entwendet (30€). Dann kam ich in die 7. Klasse . Mit ein paar freunden bin ich in einen Supermarkt gegangen und dort haben wir Kosmetik im wert von fast 50€ entwedendet.. Wurden dann aber beobachtet und dabei erwischt ( zum Glück!!) bei der Polizei hab ich dann bitterlich geweint und gesagt ich werde es nie wieder machen. Meine Mutter musste mich dann abholen und war stinksauer auf mich und hatte mir gedroht das sie alles meinen Vater erzählt. Bis dahin war erstmal ein gutes Jahr pause und ich hab bis her nie wieder in einem Supermarkt geklaut. Jetzt bin ich 17 und Klaue regelmäßig bei Freunden.. Ich seh etwas was mir gefällt, bekomme einen richtigen Kick und muss das eben einpacken. Hinter her fühle ich mich tot unglücklich.. Und schenke einer anderen Freundin die Sachen, weil ich sie einfach nicht sehen kann. Eigentlich bin ich ein Herzens guter mensch.. Aufgeschlossen, verrückt und hilfsbereit und hab auch dem entsprechend viele Freunde.. Die immer wieder Opfer werden von meiner sucht. Ich habe einen Freund dem ich auch schon 80 € entwendet habe.. Ein paar anderen Freundinen Klaue ich regelmäßig Klamotten. Und wenn sie mir dann nicht mehr gefallen , verschenke ich sie. Es tut mir jedes mal alles so leid und ich hasse michTag für Tag mehr. Letzte Woche war ich bei einer Freundin.. Und habe ihr 15 Euro aus ihrem Geldbeutel geklaut.. Heut früh habe ich es ihr geschrieben.. Und ich weiß nicht ob sie jetzt noch Kontakt zu mir haben will :( Sie war meine allerbeste Freundin, die mir ihren letzten Cend gegeben hätte. Und ich beklaue sie einfach.. Ich weis nicht wieso! Ich esse nichts mehr deswegen.. Ich habe angst alles zu verlieren, wenn es jemand erfährt. Ich will nicht als Diebin beschimpft werden.. Ich weis nicht was in mich geschieht wenn ich das mache.. Und dann ist es jedoch so ein Drang.. Wie eine Droge..
Ich hab ihr schon einen ganz langen Text geschrieben wie leid es mir tut und das ich nicht verlieren will.. Aber jedes mal denke ich , bevor ich Klaue das nächste mal bringst du es wieder zurück.. Aber dann wird es immer und immer mehr. Ich komme nicht aus dem Teufelskreis heraus und hab auch niemanden mit dem ich darüber reden kann. Mit meinen Vater hab ich schon seid drei Jahren kein Kontakt mehr..

Bitte helft mir.. Ich bin so verzweifelt

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Dauerhaftes Stehlen, schlechtes Gewissen danach und der Fakt, dass du dich eigentlich doch gar nicht selbst bereichern willst, zeigt schon deutlich, dass da etwas nicht stimmt.

Wenn man jetzt sieht, wann das angefangen hat (kurz nach der Trennung deiner Eltern), kann man mutmaßen, dass du auf diese Weise unerfüllte und versteckte Wünsche auslebst. Es ist eine Art Ersatz...du versuchst dich quasi zu belohnen, dir seelische Befriedigung zu verschaffen...die aber nicht kommt.

Ich bin kein Profi, ich kann nur sagen, was ich denke, aber ich nehme durchaus wahr, dass da etwas Krankhaftes mitschwingt und du Muster zeigst, die in Richtung Zwang oder Sucht gehen. Eine Diagnose kann ich aber nicht stellen, dazu müsstest du dich wirklich in Therapie begeben, wozu ich dir auch raten würde. Das ist ja nichts Peinliches oder Schlimmes, du erhältst Klarheit über dich und kannst daran arbeiten, die Ventile anders zu setzen, so dass du seelische Belohnung durch andere Dinge erfährst...und vor allem lernst, dich selbst mehr zu lieben...denn da scheint es auch ziemlich zu hapern.

Ich weiß ja nicht, ob deine Freundin in der Lage war, dir den Diebstahl zu verzeihen. Aber für den Fall, dass sie dies geschafft hat, wäre sie vielleicht eine gute Anlaufstelle, dich anfangs ein wenig zu begleiten. Oder deine Mutter. Wichtig ist da halt Ehrlichkeit zu sich selbst und Offenheit zu den Menschen, die einem helfen können. Dieser Brief an uns war da der erste Schritt. Natürlich ist es immer leichter, sich anonym zu öffnen, aber dabei darf es nicht bleiben, wenn du gesunden möchtest. Du merkst selbst, dass da gehörig etwas nicht stimmt und bittest um Hilfe.

Diese Hilfe kann ich dir nur in Form des Rates geben, mal bei Google die Therapeuten in deiner Nähe zu sammeln und einfach mal Erstgepräche auszumachen. Suche sorgfältig aus, es muss jemand sein, dem du dich öffnen kannst. Frau oder Mann ist egal. Geh nach der Chemie. Wenn du deiner Mutter vertraust, frag sie, ob sie das erste Mal mitkommt (und wenn sie im Wartezimmer sitzt, es hilft schon!) - oder deine Freundin oder jemand, den du dabei haben möchtest.

Ja, es ist schwer, sich zu einem Problem zu bekennen. Es fordert Mut. Aber ich glaube, den hast du schon, denn du schilderst dein Verhalten sehr selbstreflektiert und ehrlich und schonst dich nicht. Keine Ausflüchte mehr, sondern die ehrliche Meinung über dich selbst: Ich habe ein Problem.

Und dazu gratuliere ich dir herzlich, denn es selbst zu erkennen, dass man Hilfe braucht und ein Problem hat, ist so schwer. Ganz prima!

Ich wünsche dir alles Liebe und viel Erfolg!
Wenn du noch etwas wissen möchtest, trau dich ruhig und schreib noch einmal.

Liebe Grüße,

Dana