Anwort von Nuala

Hallo Michael!

Ok, das wirft ein neues Licht auf die Sache. Du nennst nun einige Aspekte, die das Ganze tatsächlich schwieriger zu machen scheinen, als ohnehin schon... soweit ich das beurteilen kann...
Mit "reinwaschen" meinte ich, dass es sich bei dir bisher für mich so las, als ob du ein Unschuldslamm seist und deine Geliebte mehr oder weniger absichtlich euer Liebesglück unterbinden würde (ich schreibe absichtlich "Geliebte" anstatt "Freundin", weil du sie liebst, ihr aber gerade nicht zusammen seid).

Offenbar wirkt nicht nur eure gemeinsame Vergangenheit auf euch, sondern zusätzlich ihre speziellen schlechten Erfahrungen... das ist zugegebenermaßen ganz schön vertrackt. Mir tut es an dieser Stelle auch leid, dass ich dich so hart angegangen bin, doch da hatte ich diese Zusatzinformationen noch nicht.

Was kannst du tun? Gute Frage. Ich halte im Grunde genommen immer noch daran fest, dass du ihr vermitteln solltest, wie sehr du dich nach einer stabilen Beziehung mit ihr sehnst. So wie du eure Lage beschreibst, steckst du da schon mittendrin und gibst dir offenbar viel Mühe. Das finde ich toll!
Dass du ihr die Paartherapie vorgeschlagen hast, ist auf jeden Fall als Zeichen für deinen guten Willen zu sehen. Immerhin gehört da viel Mumm dazu, sich von einer fremden Person helfen zu lassen, so wie hier jetzt auch...

Irgendwie bekomme ich von deiner Geliebten den Eindruck, dass sie extrem mit sich selbst geschäftigt ist und da noch ein paar "Baustellen" offen sind. Da kannst du leider nur bedingt etwas tun... solange sie ihre eigene Vergangenheit nicht aufgearbeitet hat, ist eine Paartherapie nicht das Mittel der Wahl. Sie sagt das ja auch selbst! - Du hast zwar einen Fehler begangen, doch kam dieser - wie mir scheint - erschwerend zu einem Haufen ohnehin schon bestehender Grundunsicherheiten und Vertrauensdefiziten hinzu. Sozusagen als Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Vielleicht denkt sie sich: Ich will nicht mehr, immer wieder werde ich vera***. Wie soll ich jemals wieder vertrauen?!

Konkret rate ich dir, wenn eure ungeklärte Situation nach wie vor bestehen sollte:
- Frage sie direkt, ob sie überhaupt noch etwas für dich empfindet - wenn dem nicht so ist, hat sowieso alles keinen Zweck mehr. Dann musst du wohl oder übel aus ihrem Leben treten. Besteht allerdings noch Hoffnung, solltest du betonen, wie wichtig sie dir als Mensch ist und dass du zu Vielem bereit bist (so schätze ich dich zumindest gerade ein). Aber keine Druckmittel einsetzen!
- Ziehe dich ersteinmal für ein paar Wochen unter Ankündigung (!) zurück; vermittle ihr, dass du ihr so viel Zeit geben willst, wie sie braucht, um zu einer klaren Position zu finden (sofern du überhaupt [noch] bereit bist, ihr viel Zeit einzuräumen!). Sie sollte das Gefühl haben, dass du für sie da bist, wenn sie reden möchte, aber du ihr den Raum lassen willst, dass sie sich zunächst auf sich selbst fokussieren kann.
- Ohne Geduld wird das nicht gehen. Sie scheint doch noch ziemlich belastet zu sein. Sofern sie dich momentan näher an sich heranlässt, könntest du vorsichtig versuchen herauszufinden, was genau ihre Enttäuschungen der vergangenen Jahre waren. Über behutsame Gespräche ließe sich eventuell wieder eine Brücke zu ihr schlagen, als erstes zartes Konstrukt, das nach und nach immer stärker und somit tragfähiger wird. Es wäre schön, wenn sie euch diese Chance geben würde. So könnten ihre negativen Prägungen im günstigsten Fall etwas "neutralisiert" werden. Erwarten kannst du es aber nicht, auch wenn du dich noch so ins Zeug legst.
- Mit "äußerlichen Beweisen" wie Schufa - Auskunft zeigen, dein Alltagsleben präsentieren etc. kannst du die (punktuelle) Schwärze in ihrer Seele nicht übertünchen. Vertrauen lässt sich nicht künstlich erzeugen. Es kann etwas zwischen euch werden, hängt aber am seidenen Faden.
- Ich rate dir nach wie vor: Im Zweifelsfall solltest du als demütiger und zurücksteckender Teil auftreten. Du hast nämlich den Vorteil, dass du zu Grundvertrauen fähig bist- sie augenscheinlich gerade nicht.
- und zu guter Letzt: Frage dich selbst: Zu wieviel Geben bist du überhaupt bereit? Wann hört deine Bereitschaft auf?

Alles Gute wünsche ich dir, egal wie eure Geschichte ausgeht.
Nuala