Problem von Schwester - 33 Jahre

Ich sorge mich um meinen Bruder

Liebes Kummerkasten-Team,

ich hoffe so sehr hier Hilfe, ein Rat, Unterstützung vielleicht anderen Gedanken durch Euch zu bekommen.
Wie der Titel schon beschreibt mache ich mir sehr starke Sorgen um meinen Bruder.
Er ist seit 10 Jahren mit seiner Frau zusammen und 4 Jahren verheiratet.
Sie haben ein wunderhübsches, süßes Kind, den ich abgöttisch liebe und zweites ist unterwegs. Muss erwähnen das erste Kind war der Heiratsgrund.
Wer die Zwei nicht kennt und zum erstem mal die sieht wird niemals auf Gedanke kommen, dass in der Familie was nicht stimmt.
Nun kenne ich mein Bruder mehr oder weniger gut (zumindest kann seine Gemütslage gut einschätzen). Wenn wir uns sehen redet er kaum, ist in Gedanken versunken und auf Frage ob alles okay wäre kommt emotionsloses " Ja passt schon"
Vielleich sollte ich dazu sagen in unserer Familie haben wir nie gelernt miteinander zureden.
Nun mal zum Problem:
Es tut mir so weh wenn ich ihn so sehe. Er ist erschöpft, ausgelaugt, deprimiert,...
Er arbeitet Tag und Nacht. Jede freie Minute nutzt er um Geld zu verdienen, damit seine Familie Dach über den Kopf hat und auch was auf den Tisch bekommt.
Auf gut deutsch " Er reist sich mega heftig den A... auf"
Und seine Frau!!!!!
Sie bekommt nie genug!!! Ihre Hobby ist shoppen für sich und den kleinen und sich über ihr schlechtes Leben, den sie meinem Bruder verdankt, beschweren.
Die Frau habe ich noch nie bei einer guter Laune getroffen oder was von ihr gehört, dass Sie in der Beziehung glücklich ist oder des ähnliches. Im Gegenteil.
Sie möchte eine Prinzessin in einem Schloss mit vielen Bediensteten sein. Nun weder Sie noch wir (unsere Familie) kommen high society, super reicher Schicht. Wir besitzen keine Schätze, keine Diener, Keine Villas und Millionen auf der Bank. Für all das was wir in unserem Leben erreicht haben, haben wir nur durch eigene Kraft und Arbeit erreicht.
Bisher solang so gut weiter nicht tragisch...
Aber muss man sich vorstellen Mann arbeitet schwer bis zu 16 Stunden am Tag kommt erschöpft und erledigt nach Hauses und kriegt von allerliebsten Mensch auf Erden, Vorwürfe über lange Arbeitszeiten, nix zum Essen, nicht mal ein liebes Kuss auf die Wange.
Das sind die Hauptstreitthemen.
Was sich daraus entwickelt traue ich mir gar nicht auszusprechen.
Sie treibt ihn in den Wahnsinn, beschuldigt ihn und seine Familie (unsere Mutter, mich und die weitere Verwandtschaft) für ihren UNGLÜCK, droht ihm die Kinder zu entziehen. Und die Kinder sind ALLES für ihn.
Man spürt es richtig unter welchem Druck er steht:
Junge Familie ohne Kapital mit zwei kleinen Kindern, nicht abbezahlter Kredit für die Eigentumswohnung in paar Monaten, Gott bewahre, ohne Job (da die Firma das Werk in Ausland auslagert) und das Beste kommt!!! Mentaler Druck der Frau!!!
Sein letzter Spruch war: "Er wünschte tot zu sein"
Ja der Spruch ist währen einem Streit rausgekommen, ja vielleicht will er ihr Angst machen. Nur frag ich mich wie schlimm soll einem gehen mit solchen Sprüchen um sich zu werfen.
Ich bin ratlos. Ich mach mir nur Wahnsinnssorgen um ihn. Ich habe auch große Angst mich in diese Familie einzumischen. Ich will nicht, dass sie sich trennen, ich will nicht dass die Kinder ohne Vaterliebe aufwachsen und ich wünsche meinem Bruder und genau so wenig meiner Schwägerin nur irgendetwas Böses.
Tags und nachts überlege ich, wie und mit welchen Mitteln, komme ich an die Zwei ran, ohne irgendjemand zu verletzen, ohne jemand zu verlieren. Vor allen Dingen meinen Bruder.
Ich werde mir niemals verzeihen, wenn ihm etwas zustößt.
Bitte, Bitte helft mir.
Vielen Dank im Voraus

Dana Anwort von Dana

Liebe "Schwester",

auweh...ich kann sehr gut verstehen, wie es dir geht. Du siehst, was da in der Familie deines Bruders passiert und du siehst, wie er langsam aber sicher "nicht mehr kann".

Im Prinzip hast du dasselbe Problem, das Familien von Suchtkranken haben oder Familien von Depressiven oder anderweitig psychisch beeinträchtigten Personen. Du siehst von außen zu, erkennst, was geschieht...aber derjenige, der das Problem hat, handelt nicht. Kann es nicht. Will es nicht. Ist zu sehr verstrickt.

Hier nun tätig zu werden, ist enorm schwer. Dein Bruder wird nicht sehr offen für die Kritik an seiner Frau sein, ich glaube nicht, dass er schon so weit ist, sonst wäre die Frau nicht wieder schwanger. Oft muss ein erheblicher Leidensdruck vorherrschen, tätig zu werden...dazu kommt, dass er Angst um seine Kinder hat. Er wird also nicht wirklich handeln, selbst, wenn du mit ihm sprichst. Wenn du Glück hast, gibt er dir "theoretisch" Recht, wenn du Pech hast, fühlt er sich gegängelt und wird eher wütend.

Dasselbe kann passieren, wenn du mit seiner Frau sprichst und ihr mal klar sagst, was Sache ist. Natürlich könnte es sein, dass sie genau das braucht, aber sehr wahrscheinlich wird sie supersauer und es würde für deinen Bruder NOCH schlimmer und für dich auch.

Ich möchte dir empfehlen, mal bei einem Familientherapeuten oder in einer Erziehungsberatung (Beratung für Familienangelegenheiten) anzufragen. Nicht nur Menschen, die selbst das Problem haben, können therapeutische Hilfe beantragen, das können auch Familienmitglieder, die Rat und Hilfe benötigen, um zu wissen, was sie tun können. Du bräuchtest da einen Fachmann/eine Fachfrau, die dir genau sagen kann, wie du vorgehen kannst. Ich bin Laie, ich habe Angst, dir einen falschen Rat zu geben. Das ist wirklich ein schwieriges Unterfangen.

Zudem kommt, dass du lernen musst, dich nicht verantwortlich zu fühlen. Das ist wahrscheinlich das Schwierigste.

Dein Bruder ist erwachsen, er wird auf versuchte Hilfe von außen eher abwehrend reagieren, weil er sich selbst noch nicht eingesteht, wo das Problem wirklich liegt. Man sieht es daran, dass er "sterben will". Das ist meist einfach der undefinierte Wunsch, diesem Leiden ein Ende zu setzen. Es fehlen aber Alternativen. Vielleicht haben die in der Beratung einfach Ideen, wie du selbst wieder entspannen kannst und trotzdem Hilfestellung bieten kannst. Entwickeln von Alternativen wäre eine wichtige Sache. Dein Bruder muss verschiedene neue Wege sehen, die er gehen kann. Wenn er sich dir stark öffnet (das scheint ja der Fall zu sein), dann habt ihr da vielleicht wirklich eine Gesprächsbasis...ich hoffe es für euch.

Auf jeden Fall kann dein Bruder sehr, sehr froh sein, dich als Schwester zu haben. Es tut gut zu sehen, dass es noch Menschen gibt, die sich um ihre Familie sorgen.

Ich hoffe, dass du bei den Beratungen erfolgreiche Strategien erfährst, die dir helfen, im Gespräch mit deinem Bruder einen neuen Weg zu entwickeln. Nötig ist es sicherlich, dein Gefühl trügt dich da nicht.

Alles Liebe und viel Erfolg!

Dana