Problem von Anonym - 16 Jahre

Vermisse alte Lehrerin.

Hallo ,

Danke für die Antwort Bernd
Ich habe erst richtig angefangen sie zu vermissen , als wir angefangen haben unseren Abschlussball zu planen. Damals hatte ich keine Probleme , weshalb sie mir irgendwie wichtiger erschien als einige aus meiner Familie , falls ich das so rüber gebracht habe.
Mit meinen Eltern habe ich nie große Probleme gehabt. Ich hab schon ab und an mal Personen vermisst , aber so wie ich diese Lehrerin vermisse , kann ich nicht in Worte fassen.
Ich bin so verzweifelt , dass ich sie nicht sehe. Abends liege ich im Bett höre Musik und denke IMMER an sie, ich denke gerne an Sie , aber es macht mich zeitgleich kaputt , ich kann nicht weinen wie traurig ich manchmal bin . Ich glaube ich kann sie nie vergessen .
Aber ich sehe keine Möglichkeit
Ich habe so Angst falls ich sie mal irgendwann wieder sehen sollte , dass es nur so Smalltalk ist und danach sieht man sich nie wieder . Soetwas würde mich fertig machen , aber ich hoffe irgendwie auch dass ich sie mal sehe. Ich würde mich so freuen wenn sie mich noch kennt.

Bernd Anwort von Bernd

Hallo,

Du schreibst: "Ich habe erst richtig angefangen sie zu vermissen , als wir angefangen haben unseren Abschlussball zu planen."
Das sind 1 1/2 Jahre, nachdem sie nicht mehr Deine Lehrerin war?!
Oder anders gesagt: Deine Lieblingslehrerin hat Dich begleitet, als Du 12 bis 14 Jahre alt warst. Danach hast Du sie bis zum Schlussball nicht unbedingt vermisst.
Aber nun fällt Dir ganz arg auf, dass Dir etwas fehlt.?
Und Du schreibst:
"Ich habe so Angst falls ich sie mal irgendwann wieder sehen sollte , dass es nur so Smalltalk ist und danach sieht man sich nie wieder . So etwas würde mich fertig machen , aber ich hoffe irgendwie auch dass ich sie mal sehe. Ich würde mich so freuen wenn sie mich noch kennt."

Ich will meine Gedanken von dem "Lebensabschnitt", in dem Deine Lehrerin für Dich wichtig ist, noch einmal aufnehmen. Die Gedanken, dass dieser Mensch für Dich wohl immer das Leitbild für diese Zeit Deines Lebens bleiben wird.
Du bist auf dem Weg in den nächsten Abschnitt Deines Lebens! Einerseits wird dieser Abschnitt Dir viel mehr Freiheiten bringen! Du wirst immer mehr selbst bestimmt einen Weg suchen und finden müssen.
Andererseits brauchst Du für Deinen weiteren Weg andere Partner und andere Menschen, die Dir helfen und Dir die Richtung weisen werden.

Du hast wohl leider Recht mit Deiner Befürchtung: Deine Lieblingslehrerin wird die knapp 2 Jahre, die sie nichts mit Dir zutun hatte nicht überspringen können. Sie wird ein Gespräch nur daran anknüpfen können, was sie für einen Eindruck von Dir als 14-Jährige erinnern kann. Und deshalb ist die Gefahr recht groß, dass es bei einem Smalltalk bleiben würde?

Versetze Dich einmal in eine Lehrerin hinein und versuche, ihre Aufgaben zu verstehen.
Ich möchte es vergleichen mit einer Art "Eltern auf Zeit" mit dem Schwerpunkt, den Kindern etwas beizubringen.
Bleiben wir ein wenig bei dem Begriff "Eltern".
Sie wäre schon kein guter Lehrer, wenn sie nicht alle ihre Schüler gleich wichtig und gleich wertvoll annimmt! So wie ich als Vater auch keinen meiner Söhne bevorzugen kann.
Nun habe ich zwei Söhne. Ein Leben lang.
Wie viele Schüler hat ein Lehrer im Jahr?
Wie viele sind im nächsten Jahr nicht mehr bei dem Lehrer? Wie viele neue Schüler kommen hinzu?

Wie gesagt: ein Lehrer sollte jeden seiner Schüler gleich wichtig nehmen (so wie wir hier ja auch nicht Zuschriften nach irgendwelchen Kriterien als mehr oder weniger wichtig sortieren).

Ich fände es also in Ordnung und verständlich, selbst wenn Deine Lehrerin Dich im Laufe der Jahre über ihre geschätzten knapp 200 neue Schüler, auf die sie sich in der Zeit seit Deiner 7. Klasse voll einlassen musste, nicht gleich wieder erkennt.
Denk einmal: ein Schüler bekommt in der Regel nicht mehr als 4 bis 6 neue Lehrer. Und das nur alle Jahre mal.
Ein Lehrer bekommt jedes Jahr ein bis zwei Klassen neu, während er ähnlich viele Schüler "verliert".

Ehrlich gesagt denke ich, dass es gut wäre, wenn Du noch einmal ein Gespräch mit Deiner Lehrerin hättest. Wenn Du mit nicht zu hohen Erwartungen daran gehst!
Ich bin mir eigentlich sicher, dass es zwar ein Smalltalk werden wird.
Aber genau so sicher bin ich mir darüber, dass es an Dir liegen wird: Du wirst erkennen, dass sie eine Andere ist, als die, die sich über die Jahre in Deiner Erinnerung breitgemacht und festgesetzt hat.
Du wirst erkennen, dass Du ihr eigentlich nichts Neues mehr erzählen kannst oder willst. Weil Du erkennen wirst, dass du den Menschen nicht mehr wirklich kennst! Dass er nicht das ist, was Du in Deiner Erinnerung behalten hast.

Scheidungsrichter haben den Begriff des "Lebensabschnittspartners" kreiert.
Das bedeutet: man geht ein Stück des Lebensweges miteinander! Kein Mensch darf einem anderen gehören! Also darf man sich auch trennen, wenn es der persönliche Lebensweg erfordert.
Das ist in der Regel für mindestens einen der Partner schmerzhaft.
Aber diesen Schmerz müssen wir ertragen. Denn er macht uns auch frei für ganz neue Erkenntnisse und Erlebnisse.

Mir fällt da das Lied und das Video von meinem Sohn ein, dass er seiner Band gewidmet hatte, als er sie verlassen musste, weil sein Lebensweg eine andere Richtung nahm.

https://www.youtube.com/watch?v=YRelTEH52Uk

Alles Liebe,

Bernd