Problem von Johanna - 20 Jahre

Keine Gefühle

Hallo liebes Team, ich weiß nicht ob ich hierfür möglicherweise vielleicht schon zu alt bin..aber ich muss mir einfach mal mein Kummer von der Seele reden.

Ich habe das Gefühl, als könnte ich nichts empfinden. Schon im Kindergarten fing das Alles an. Ich spielte nie gern mit anderen Kindern, saß lieber alleine weil ich lieber alleine war.
In der Grundschule ging es dann genauso weiter. Natürlich hatte ich Freunde aber diesen erzählte ich nie etwas, weil ich mich selten verstanden fühlte. Heute, wenn ich zurück denke macht mir das alles ein wenig Sorgen. Was ist los mit mir?
Wenn ich höre, dass meine Großmutter gestorben ist - passiert nichts mit mir.
Wenn ich höre, dass überall auf der Welt Kinder sterben - passiert nichts mit mir.
Wenn ich höre, dass mein Freund, mitdem ich 5 Jahre zusammen bin, mich betrogen hat - passiert nichts mit mir. Als wäre das alles nur ein Spiel und ich nicht wirklich dabei.
Mein Kopf sagt mir, dass ich weinen oder schreien soll aber nichts funktioniert.
Ich fühle einfach nichts.. Mit wem kann ich über sowas reden?
Manchmal lebe ich einfach damit und mich stört es nicht, aber an so Tagen wie heute geht es mir einfach nur schlecht...
Danke dass es euch gibt und wir uns hier mal öffnen können.

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Johanna,

irgendwann habe ich einmal den Spruch gehört (und für mich verinnerlicht):

"was kümmert es den Mond, wenn ihn ein Hund ankläfft?"

Zuerst scheint dieser Spruch die "personifizierte Arroganz" darzustellen?

Aber wenn Du näher hinschaust und nach den Gründen suchst, fällt auf, dass der Mond wohl einen ganz anderen "Gesichtskreis" haben muss. Er sieht anderes! Hört anderes! Gewichtet anders!
Ganz ohne Absicht und besonders: ohne jede Arroganz!

Ich weiß nicht, worauf Du Deinen Fokus legst! Weiß nicht, wie Du denkst und an was Du denkst.
Deine drei Beispiele haben mich nun nicht schockieren können:
In der Mehrzahl der Weltreligionen gilt der Tod eigentlich als das Tor zur Erlösung.
Wiedergeburt als Bestrafung.
Trauer ist eigentlich nicht den Toten gewidmet, sondern uns selbst geschuldet: unser eigenes "tiefes Durchatmen" nach einem Erlebnis, das uns mental überfordert.

Und wenn Dein Freund Dich betrogen hat, sollte sich eigentlich ein jeder bewusst werden, dass er niemals ein "Eigentumsrecht" an einem anderen Menschen erwerben darf!

"Liebe ist nicht jemanden zu binden, sondern ihm die Freiheit zu geben, bleiben zu wollen"!

(in meinen 60 Lebensjahren bin ich worden und habe ich selber ("betrogen!?")) Dabei geht es immer um das eine Missverständnis: Besitzstand! Eigentum! Schuld!
Das lässt nicht einmal mehr unser Scheidungsrecht zu!
Da ist die Rechtsprechung unserer seelischen Verfassung teilweise meilenweit voraus: es gibt keine "ehelichen Pflichten" mehr! Dafür aber die "Vergewaltigung in der Ehe"!
Wahre Liebe lebt aus ganz anderen Werten: Respekt! Wertschätzung! Hochachtung! Wärme, Nähe, Zärtlichkeit!
Ob in der Ehe, vor- oder nachher!

Bei all dem was Du schreibst, würden mir nur dann Bedenken kommen, wenn Du Dich bei all dem nicht als den "Mond" sehen würdest: als den, der über all der spießbürgerlichen Erbsenzählerei steht!

Dazu kannst Du mir gerne nochmals schreiben.

Alles Liebe,

Bernd