Problem von Anonym - 13 Jahre

Ich will nicht mehr

Also erstmal hallo,
Ich bin 13 und hab schon vieles im Leben erlebt. Ich war nie richtig glücklich. Ich hab das Gefühl ich würde jeden Tag mehr zerbrechen. Ich denke auch das ich falsche freunde habe.
Jeden Tag setzte ich ein Fake-lächel ein wenn ich zur schule gehe. Ich möcht einfach mein Mitleid oder es ist die angst... Ich hab angst und ich stehe auch dazu! Angst davor wieder von meinem Vater geschlagen zu werden obwohl meine Eltern sich scheiden gelassen zu haben, angst davor wieder verletzt zu werden. Seelich und körperlich. Angst davor das ich die wichtigsten leute verliere. Angst mich wieder zu verlieben... Meine 1. liebe hat mich vor der GANZEN schule bloß gestellt. Ich weiss, nicht alle Jungs sind so aber trotzdem ist die angst da....
Ich habe auch angst davor mich im Spiegel zu betrachten, denn ich halt es nicht mehr aus. Jeden Tag hoffe ich dass das alles das Ende nimmt! Tief in mir drin bin ich immernoch das kleine schüchterne Mädchen.
Wie ich mich benehme? Ich tu so als wäre mir alles egal. Als wäre nie etwas passiert und versuche die Menschen um mich rum glücklich zu machen.
Ich möchte einfach irgendwann sagen dass ich glücklich seie und das es auch ernst gemeint ist... Ich weiss ich bin jung, hab noch ein ganzes Leben vor mir aber ich kann nicht mehr....

JuliaG Anwort von JuliaG

Hallo liebe Anonyme,

ich kann deine Angst verstehen, dass sich die schlimmen Dinge wiederholen, die du bereits durchlebt hast. Angst lähmt uns Menschen, wodurch kein Schritt nach vorn gemacht werden kann.

Du schreibst, dass du dir nichts anmerken lassen möchtest, aus Furcht davor, dass die Leute zu tief in dein Herz schauen und mit deiner Gefühlswelt spielen könnten. Du hast es bereits selbst begründet, warum du dir einen dicken Panzer um deine empfindliche Innenseite zu gelegt hast: Du musstest leider schon so einige negative Erfahrungen sammeln, die dich sehr verletzt haben. Du scheinst ein sehr empathischer Mensch zu sein, der sich stets um das Wohl seiner Mitmenschen kümmert und nicht selten das eigene hinten anstellt.

Selbstlosigkeit wird oft sehr geschätzt, da es nicht viele Menschen gibt, die die Kraft dazu aufbringen können. Als ich so alt war wie du, habe ich auch immer vorgegeben, dass es mir gut geht, obwohl es in mir drin manchmal ganz anders aussah. Ich wollte nie, dass jemand fragt - wollte stattdessen immer die Dinge mit mir selbst ausmachen. Ich hoffte, dass ich mich dadurch irgendwie selbst motivieren kann, glücklich zu sein, wenn es andere doch auch sind. Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass dieses Verhalten auf Dauer sehr unzufrieden macht. Deiner Beschreibung zu Folge denke ich, dass diese Unzufriedenheit in deinem Fall leider auch schon eingetroffen ist. Es tut dir sicher weh, dass du dich selber belügen musst und fragst dich bestimmt manchmal, warum du dir das selbst an tust - eigentlich willst du auch das Glück verspüren, was andere vermeintlich fühlen.

Dass die negativen Erlebnisse aus der Vergangenheit dich bis heute so sehr mitnehmen, liegt vermutlich daran, dass du sie noch nicht ganz verarbeitet hast. Und doch kann ich dir sagen, dass du bereits einen Schritt nach vorn gemacht hast: Du hast dich UNS anvertraut und dich somit geöffnet. Sicherlich mit einem Funken Angst, aber du hast dich überwunden! Augen zu und durch! Und das finde ich echt klasse von dir! Was für andere eine Kleinigkeit ist, ist für einen selbst manchmal ein riesiger Sprung über eine große Schlucht. Du hast Größe bewiesen und darauf kannst du 100%ig Stolz sein!

Nun ist es wichtig, dass du deine Erlebnisse (wie bereits erwähnt) verarbeitest.
Lass dir da in erster Linie von deiner Mutter helfen, wenn ihr einen guten Draht zu einander habt. Wenn das nicht der Fall ist, wende dich an eine andere dir vertraute Person (z.B. Oma/Opa, Freundin, Geschwister) und sprich mit ihr über deine Sorgen. Der erste Schritt der Verarbeitung ist sich mitzuteilen - am besten einer Person, die in deiner Nähe ist. Natürlich kannst du auch uns wieder jederzeit schreiben, aber bis du eine Antwort bekommst, könnte es etwas länger dauern, als wenn du mit jemanden unmittelbar sprichst. Wenn du wirklich gar niemanden hast, mit dem du reden kannst, kannst du auch die Telefonseelsorge anrufen: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 (Anruf ist kostenfrei). Hier ist immer jemand für dich erreichbar - 24 Stunden; 7 Tage die Woche!

Für einen dauerhaften Erfolg zur Verarbeitung ist professionelle Hilfe am besten geeignet. Ein Coach kann ich unterstützen, deine Ängste zu überwinden! Einzige Voraussetzung: Deine Mitarbeit ist erforderlich. Auf dieser Seite kannst du dich informieren: http://www.diejugendtrainer.de/Jugendliche.html. Da diese Seite von Berlin aus betrieben wird, ist es zugegeben eher schwierig, "Die Jugendtrainer" in Anspruch zu nehmen, wenn du nicht gerade in oder in der Nähe von Berlin wohnst. Halte am besten Augen und Ohren offen oder recherchiere im Internet, ob so eine Art Coach oder ein Therapeut in deiner Umgebung vorhanden ist.

Zusätzlich kann ich dir raten, zu überlegen, was dir Freude am Leben bereitet. Worauf freust du dich, wenn du von der Schule kommst? Machst du in deiner Freizeit etwas, das dir Spaß macht? Überlege einmal ganz in Ruhe und ganz genau. Orientiere dich dabei an Kleinigkeiten, denn die erfreuen uns häufiger, als wir denken! Ist es vielleicht die große Pause in der Schule, in der du mit deinen Freunden über lustige Begebenheiten quatschst? Ist es vielleicht das leckere Essen, das auf dich wartet, wenn du nach Hause kommst? Oder ist es vielleicht dein Hobby am Nachmittag, bei dem du dich voll und ganz ausleben kannst? Ich denke, da gibt es bestimmt einige Sachen, die dir einfallen. Damit du sie nicht so schnell vergisst, kannst du dir ja eine kleine Liste anfertigen - deinen kleinen persönlichen Spicker, den du immer und über all mit hin nehmen kannst. Er kann ja auch wie ein kleiner Stundenplan angelegt sein, in dem du dir die Dinge notierst, auf die du dich am nächsten Tag bzw. die kommende Woche freuen kannst!


Liebe Anonyme, auch wenn du zur Zeit das Gefühl hast, dass es nur noch bergab geht, so kann ich dir sagen, dass die Zeiten wieder kommen, in denen es auch wieder aufwärts geht! Stell dir das Leben wie auf einer EKG-Anzeige im Krankenhaus vor: Es geht nach einem Höhenflug zwar abwärts, aber der nächste Sprung nach oben lässt nicht lange auf sich warten! ;)

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die Zukunft und alles Gute!

Mit lieben Grüßen

Julia