Problem von Nelly - 16 Jahre

lebensmüde

ich habe seit 3 Jahren schwere Depressionen und sehe überhaupt keinen sinn mehr im leben. da ich schon einige Selbstmord versuche unternommen habe und mich selbstverletze gehe ich seit 2 jahren in eine Therapie doch ich weiss nicht mehr ob ich weitermachen soll denn dass ist mein 5.therapeut und meine Situation hatt sich nicht sehr gebessert. ich habe zwei fragen
1. die leute sagen immer ich soll glücklich sein weil ich alles bekomme was ich will gross schlank und hübsch sei und weil ich viele freunde habe und jetzt weiss ich nicht was oder wie ich dass denen sagen will das dass was sie sehen nur Fassade ist?
und wie ihr das sieht mit Therapie ? oder vielleicht giebt es ja Selbsthilfegruppen oder so ? sorry dass ich so viel geschrieben habe

Dana Anwort von Dana

Liebe Nelly!

Zuerst mal: kein Mensch hat das Recht, dir zu sagen: "sei gefälligst glücklich!!"
Es mag sein, dass du toll aussiehst, dass du Freunde hast...aber irgendwas in deiner "Körperbiochemie" drückt dich in den Staub. Eine Depression ist ja eine wirkliche Krankheit, die behandelt werden muss. Normales Reden in einer Therapie reicht da meist nicht aus.

Warst du denn mal mit deiner Diagnose bei einem Psychiater? Der Unterschied: ein Therapeut ist für die Gesprächstherapie, ein Psychiater ist ein richtiger zugelassener Arzt, der eben auch medikamentös einstellen kann - und ich glaube, dass du das dringend bräuchtest.

Du schreibst, dass seit vielen Jahren und nach fünf (!!) Therapeuten sich kaum etwas geändert hat. Da du weiterhin nach Hilfe suchst, gehe ich nicht davon aus, dass dir das Traurigsein Spaß macht und du eigentlich nichts an deiner Situation verändern möchtest, sondern dass es dein Wunsch ist, etwas in deinem Leben geändert zu sehen. Ich bin der Meinung, dass es zu Anfang (und ich betone zu Anfang) sicherlich besser wäre, wenn du auf Psychopharmaka eingestellt wirst.

Warum?
Weil du so starke seelische Schmerzen fühlst, dass man doch überhaupt nicht therapeutisch ansetzen kann, dazu sind diese Schmerzen zu doll. Sie stehen doch immer im Vordergrund. Bei einer Depression werden Botenstoffe gehemmt, so dass du stimmungstechnisch "tunnelst". Das bedeutet, dass diese "schwarzen Momente" dauernd vorherrschen, obwohl du von anderen Menschen aufgeheitert wirst. Und obwohl du diese Momente eigentlich gar nicht willst. Ein Psychiater könnte genau heraus finden, warum das bei dir so ist. Es kann sein, dass dein Hirnstoffwechsel nicht stimmt oder dass du durch eine frühere Sache traumatisiert bist etc. Das kann ein Therapeut nicht.

Ja, die Medikamente "verändern" einen ein wenig, würden der schlimmen Stimmung aber entgegen wirken, so dass du Aufmerksamkeit und Konzentration auf deine Heilung besser einsetzen könntest und nicht IMMER diese übermäßige Traurigkeit im Vordergrund stehen hast. Ebenso wäre ein längerer Klinikaufenthalt wichtig, der sowohl Medikation als auch Gesprächstherapie als Kopplung beinhaltet. Wenn man merkt, dass eine Therapieform nicht fruchtet (und nach dem 5. Therapeuten ist das ja ziemlich klar), dann muss man andere Wege gehen. Daher würde ich mal Kontakt zu einem Psychiater aufnehmen und dort dich auch beraten lassen, was mit längeren Klinikaufenthalten zu machen ist, wo dir einfach eine Weile mal der Druck und die Last genommen wird.

Wichtig für einen Klinikaufenthalt ist allerdings, dass du keine erneuten Suizidversuche unternimmst, das ist sehr oft Bedingung. Du selbst versuchst ja hier, andere Wege zu suchen (zB den der Selbsthilfegruppen, der später dann sicher auch ein guter Weg ist, aber jetzt brauchst du definitiv erst einmal eine stärkere Hilfe), das sagt mir ja, dass du durchaus Momente hast, in denen du erkennst: "Hey, ich bin es wert, dass ich lebe und dass ich nicht leiden muss!"...und die Momente gilt es auszukosten und zu nutzen.

Vor allem gilt: du bist weder ein Versager, noch irgendwie schuld an der Situation. Es ist eine Krankheit und die gilt es zu bekämpfen. Du würdest bei einem banalen Beinbruch doch auch nicht jahrelang humpeln, sondern es schienen und "reparieren" lassen. Dies ist hier einfach auch so...und SO wichtig.

Ich fände es gut, wenn du dich auf einen Psychiater einlassen könntest - es ist ein neuer und guter Versuch, mit guten Möglichkeiten und Chancen.

Alles Liebe,

Dana