Problem von Felix - 22 Jahre

Mutter kann nicht loslassen

Hallo liebes Kummerkastenteam,

ich schreibe euch, weil es mittlerweile echt nicht mehr zum Aushalten ist in meiner Familie.
Ich weiß nicht, an wen ich mich wenden kann sonst... Eine Therapie wäre vielleicht wünschenswert..aber nicht ich bin der in diesem Ausmaß zu therapierende, sondern meine Mutter.
Zuerst zu mir, ich bin Student und schreibe zurzeit an meinen BA-Arbeiten, die eigentlich meine ganze Zeit in Anspruch nehmen sollten.
Tatsächlich bringe ich kaum Zeit für sie auf, höchstens 10%, aber der Abgabetermin ist bereits Ende April.
Ursache der ganzen Verzögerung ist, dass ich bis Dezember 2014 in einer WG gewohnt habe, aus der meine zwei Mitbewohner und ich hinaus"geworfen" wurden, weil einer der Beiden Gras angebaut hat.
Die ganze Situation ist eskaliert gewissermaßen (mit Polizei und so), weil er sich bis zuletzt geweigert hat, das Zeug verschwinden zu lassen.
Wir wären alle drei dran gewesen, wenn die Polizei das gemerkt hätte... Zudem hatte ich schon meine Erfahrungen mit diesem Zeug gemacht,und es ist verdammt nochmal nicht lustig, wenn man erwischt wird. Es war eine grauenhafte Situation..

Glücklicherweise kam ich dann bei meiner Schwester und ihrem Verlobten unter für die nächsten drei Monate.
Deren Wohnung war dann vollgestellt mit meinem Zeug und naja... diese Wohnung war halt für 3 Personen auf solange Dauer dann doch zu klein.
Neben diesem "Stress" dann die ganze Zeit, weil man ja ständig aufeinander klebt, kam dann noch das Unizeug, meine Teilzeitarbeit und dass die ehemalige Hausverwaltung mir meine Kaution vollkommen ungerechtfertigterweise nicht auszahlen will/wollte; diese Sache läuft jetzt noch... nach drei Monaten :(.

Vor einem Jahr bereits wurde in dem Haus, in dem ich dann bei meiner Schwester wohnte, eine Wohnung in Aussicht gestellt, in die ich dann einziehen könnte.
Das ganze Haus ist ein Zinshaus und gehört meiner Mutter.
Wie alle Parteien in dem Haus zahlen wir Miete an sie, ein bisschen weniger, aber nur ca. 100 Euro weniger, weil sie "muss ja auch von was leben".
Sie kommt aus einer reichen bzw. finanziell sehr gut situierten Familie, hat aber in ihrem Leben nur als sie ganz jung war gearbeitet, und sich dann voll und ganz der Kindererziehung gewidmet.
Ich habe kein Problem damit Miete zu zahlen, wie jeder andere, da ich selbst dazu verdiene, und wir so erzogen worden sind.
Die Wohnung, in die ich eingezogen bin, musste komplett saniert werden, da sie 10 Jahre leer stand, der Boden sich gehoben und gewellt hat und die Wand großflächig schimmelte.
Zu meiner Mutter..
Sie ist jetzt 54 Jahre alt, und kommt wie gesagt aus einer "guten" Familie.
Der Stress mit ihr hat vor 4 Jahren begonnen als ich als jüngstes Kind ausgezogen bin, um zu studieren.
Sie greift in unser aller Leben ein und versucht ständig, mit zu bestimmen.
Sie kann einfach nicht akzeptieren, dass wir erwachsen werden und unser eigenes Leben leben wollen.
Sie hat Pläne in ihrem Kopf, die sie verwirklicht sehen will, bspw. wie die Wohnungen ihrer Kinder auszusehen haben, dass man das Wochenende sich für sie freinehmen soll, auch wenn man schon Termine hat, und das um jeden Preis.
Sie droht nicht nur mit Liebesentzug, sondern setzt den auch ein. Einige Tage bis Wochen kann es dann dauern, dass sie grantig ist und mit Schmollmund rumläuft.
Wir merken dass mittlerweile sofort, wenn wir mit ihr telefonieren.
Seit ca. einem Jahr hat sich meine Beziehung zu ihr so weit verschlechtert, dass ich in der Öffentlichkeit richtig zu streiten beginne..
Ich halte meine eigene Mutter nicht mehr aus, und manchmal hasse ich sie sogar.
Es ist möglich mit ihr etwas zu unternehmen wie Café oder Essen gehen, weil sie sich für die Königin der Welt hält und sogar in überfüllten Cafés wie eine solche aufführt.
Einmal waren wir vor einigen Wochen in einem solchen Cafehaus in Salzburg, und dort ist traditionell viel los... Wir hatten einen "Salzburg"tag mit einer syrischen Familie, der wir diese Stadt eben zeigen wollten.
Wir saßen in diesem Café und weil der Ober nicht nach 2 Minuten sofort bei ihr war (wie gesagt, es war verdammt viel los an diesem Tag), fing sie an, "rumzumaulen" wie ein kleines Kind, was das denn solle und das könne ja nicht sein und sie wolle jetzt sofort bestellen.
Ich meinte, dass sie sich beruhigen sollte, weil eben viel zu tun ist und der eine Ober eh meinte, er käme bald.
Sie meinte dann, die kleine Tochter des syrischen Paares würde ja fast verdursten, weil sie den ganzen Tag nichts getrunken hätte, was schon mal so nicht gestimmt hat und zudem ist die Tochter trotz ihrer 6 Jahre wahnsinnig intelligent und gut erzogen und geht allein aufs Klo, um's flapsig zu sagen.
Das ganze ist dann ein bisschen aus dem Ruder gelaufen, als ich habe meiner Mutter quasi gesagt habe, dass sie das ganze lockerer sehen sollte, weil ständiges Rumgejammere den Kellner auch nicht früher an den Tisch kommen lässt. Sie wurde richtig wütend, hat dann aber nichts mehr gesagt bis wie zuhause und alleine waren.
"Was ich mir denn einbilden würde, so vor Gästen mit ihr zu reden usw. usw." hat sie mich angepfaucht, und auch ich habe nicht hinter dem Berg gehalten.
Das ist ein RIESENPROBLEM mittlerweile... Ich merke, dass ich nicht mehr ruhig bleiben KANN..mir fehlt mittlerweile einfach die Geduld. Sie ist wie eine kleines, verwöhntes Kind, das NUR an sich denkt.
Wer meine Mutter kennt (und leider kennen nur ich, meine Schwestern und mein Vater sie so gut), weiß, dass sie NICHTS, absolut gar NICHTS aus Nächstenliebe, Freundschaft oder einfach Mitgefühl macht.
Sie hat IMMER, jedes einzelne Mal, einen Hintergedanken dabei und versucht hinterrücks Umstände usw. für sich selbst zu nutzen.
Ein Beispiel wäre dieses: Der Vater dieser besagten syrischen Familie war in der Nachbargemeinde meines Heimatdorfes untergebracht und so haben sich meine Mutter und er kennengelernt.
Als es darum ging vor einigen Wochen, seine Frau und seine Tochter vom Flughafen in Wien abzuholen, bot sich meine Mutter an, ihm dabei zu helfen, ihn also zum Flughafen zu bringen. Zwei Tage davor ruft sie uns (also meine Schwester und mich danach) an, ob wir und mein Schwager nicht mitfahren könnten, denn das wäre ja nett und so hilfsbereit.
Natürlich mit dem Auto meines Schwagers...
Dass wir arbeiten und studieren "müssen", das ist ihr gar nicht in den Sinn gekommen.
Sie bildet sich etwas ein, und macht dann Pläne und alle anderen müssen springen, wer das nicht tut, wird emotional bestraft.
Da das ganze unter der Woche war, hatte ich eine gute "Ausrede", die beiden anderen aber taten IHR diesen Gefallen.
Ihr merkt, es geht gar nicht mehr darum, dem Syrer zu helfen.
Nun, als sie mit mir darüber sprechen wollte, ob ich mitkäme, sagte ich rundheraus, dass ich ihn gerne begleiten würde, aber erstens eben Uni hätte, und zweitens mit meiner Arbeit im Flüchtlingsheim selbst genug damit zu tun hätte, und mal ganz froh bin, da ein wenig Abstand zu haben.
Sie meinte dann so:" Naja, das wäre aber eine GUTE Tat für'n Himmel."
Ihr seht, sie macht das nicht für andere, sondern damit sie als Retterin/Heldin oder sonst was dasteht, und verbindet das dann auch noch mit Gott und guten Taten und erwähnt das mir gegenüber, wo sie weiß, dass ich Atheist bin.
Dieser Satz ist daher ein gutes Beispiel dafür, wie sie wirklich tickt.
Weiter geht es damit, dass sie bspw. den Syrern erklären will, wie man sich "bei uns verhält".
Ich selbst studiere Arabistik und arbeite in einem Flüchtlingsheim, und bekomme die Situation mit ihnen recht gut mit deswegen.
Was sie aber macht, spottet jeder Beschreibung, meiner Meinung nach.
Sie will sie "umerziehen" und zu "Österreichern" machen, weil "jetzt sind sie hier und sollen sein wie wir"; Sie hat sich NIE zuvor mit solchen Themen wie Migration, Krieg, Religionen, Homosexualität usw. beschäftigt, hat keinen Tau von irgendwas und will dem Ehepaar erklären (wo die Frau erst seit ca. zwei Monaten in Österreich, Europa ist), wie "man" sich hier zu verhalten hat und macht damit ein verdammt schlechtes Bild, meiner Meinung nach.
Sie will, dass er seine Frau so behandelt wie "österreichische" Männer "ihre" Frauen behandeln.. dass hier alle gleichberechtigt wären usw.
Eine weitere Sache ist zum Beispiel, dass ich selbst schwul bin und ich mittlerweile das Gefühl habe, dass ihr das überhaupt nicht passt, sie das aber nicht in Worte fassen kann.
Nicht weil sie homophob wäre oder so...
Ich glaube aber mittlerweile, dass das halt auch ihren "Plänen" widerspricht...
Wisst ihr... die eine Schwester ist mit einem muslimischen Türken verheiratet (der total säkular eingestellt ist", die andere Schwester heiratet in zwei Monaten einen schwarzen US-Amerikaner und ihr Sohn ist schwul.
Dass das Ganze vielleicht etwas... "viel" an "andersartigem" ist, könnte ich mir schon vorstellen... aber man merkt, dass sie einfach gewisse Vorbehalte hat...auch Standesdünkel gewissermaßen.
Der Amerikaner kommt aus einer eher ärmeren Familie, ist aber sehr nett und freundlich und immer fleißig gewesen.
Eine andere Sache, die unsere Familie ziemlich mitgenommen hat.. Der Entschluss meiner Schwester ihren Freund zu heiraten kam zwar etwas plötzlich, aber da sie nach Ös. kommen wollen und es so am Einfachsten ist, war er fast vorauszusehen.
Jedenfalls war der Kommentar meiner Eltern dazu:"Naja, zur Hochzeit können wir aber nicht kommen, das kostet zuviel."
Wie gesagt, Geld ist in meiner Familie nicht das Hauptproblem, wirklich nicht.
ich war wirklich wahnsinnig enttäuscht, als ich das hörte.
Dass meine Eltern nicht zur Hochzeit meiner Schwester nach Amerika kommen, weil es zuviel kostet, ist eine bodenlose Gemeinheit. Meine Mutter hat sich letztes Jahr ein Brille um 1200 Euro gekauft...soviel zum Thema teuer...
Als meine Tante, die in meiner Familie niemand wirklich leiden kann, sagte, dass sie meine Schwester zur Hochzeit besuchen wird, hat meine Mutter plötzlich ihre Meinung geändert, und sie werden jetzt zusammen fliegen.
Zu guter Letzt:
Ich bekam also besagte Wohnung in ihrem Haus, zahle nun Miete und habe ordnungsgemäß einen Vertrag unterzeichnet.
Bspw. darf ich aber keine Katze in der Wohnung halten, weil "das Vieh ist ja arm...".
Fakt ist, dass meine Mutter Katzen nicht mag und auf sie allergisch reagiert, und wenn sie mich besuchen kommt, dann halt keine 3 Stunden sich hier aufhalten kann sondern nur 1 Stunde.
Anstatt dass sie aber das laut ausspricht, sagt sie, dass es ein armes Vieh wäre.
Sie könnte doch einfach sagen, dass sie es nicht so gerne hätte.
Vertraglich allerdings darf ich ein Haustier halten bzw. ist es nicht verboten, daher hat sie eigentlich keine Gewalt über mich.
Das nächste ist, dass ich wahnsinnig gerne Kraftsport anfangen will, und in dieser Wohnung jetzt mir Hanteln usw zulegen möchte.
Sie aber hat andere Pläne. Obwohl ich einen Vertrag habe und Miete bezahle, muss ich mein Bett, das ich selbst bezahlt habe, so hinstellen in der Wohnung, wie SIE es will.
Sie ist sonst furchtbar beleidigt.
Auch Kasten, Schränke usw. müssen so sein, wie sie es möchte.
Weil "die Wohnung ist jetzt so schön hergerichtet",; nun, die Wohnung war in einem komplett desolaten Zustand zuvor...
Sie will die ganze Wohnung so einräumen, wie wenn sie darin wohnen würde!!! Das geht einfach nicht!
Ich weiß nicht mehr, was ich tun kann...
Ich werde aggressiv, wenn sie wieder mit ihren Wünschen daher kommt, weil sie sie nie offen sagen kann, und zweitens mit ihren sonstigen ach so netten Gefälligkeiten immer etwas anderes im Schilde führt, und sich hinterrücks Vorteile erschleichen will....
Was kann ich eurer Meinung nach tun?
Ich weiß mir nicht mehr zu helfen.. ich werde nurmehr aggressiv wie gesagt, und merke, dass alle Dämme brechen... Ich will sie nicht mehr sehen, nicht mehr hören, gar nichts...
Sie ist einfach ..unmöglich geworden.

Alles Liebe und vielen Dank!
Felix

Dana Anwort von Dana

Lieber Felix.

Nachdem ich deinen langen Brief an uns gelesen hatte, konnte ich dich ziemlich gut verstehen. Du bist kein schlechter Sohn, wenn du dich weit, weit weg wünschst, es herrscht bei deiner Mutter ein großes Problem vor.
Das, was du beschreibst, nennt man in groben Zügen "Narzissmus", das kannst du mal googlen. Narzissten sind Menschen mit einem total falschen Selbstbild, das sie dann auch gerne auf ihr Umfeld übertragen. Du beschreibst deine Mutter als überdominant, als selbstverliebt, als egozentrisch, sie lässt nichts anderes als ihre Meinung gelten und versucht sogar, ihr Umfeld ihren Vorstellungen anzupassen.

Man sieht ja daran, dass sie dir vorschreiben will, wie DEINE Wohnung auszusehen hat, wie sehr fehlgeleitet das ist.

Ich rate in so einem Fall zu drei Dingen:

1. kompletter Abstand. Komplett aus ihrem Tätigkeitsbereich raus. Du sagst, die Wohnung kostet nur ein klein wenig weniger als andere Wohnungen, dann sieh dich nach einer eigenen um und die Tür bleibt erst einmal für deine Mutter zu. Abgrenzung ist höchst wichtig, bevor noch etwas passiert, das du später bereust. Das ist auch nicht "überreagiert", das ist erst einmal die einzig richtige Möglichkeit. Normalerweise sage ich das nicht so klar, aber in diesem Fall ist es das.

2. trotzdem deiner Mutter erklären, dass du sie liebst, aber in einem ehrlichen Gespräch deutliche Worte finden.
Hier wäre es wichtig, deiner Mum nicht vor den Latz zu knallen "du bist eine Narzisstin!!! Und überhaupt schuld an allem!!!", sondern ihr zu erklären, dass DU dich so nicht mehr wohl fühlst und dass du diese Einengung ab jetzt nicht mehr möchtest und auch nicht mehr dulden wirst.

3. selbst Hilfe holen, obwohl SIE sie bräuchte.

Es geht nur so. Liebevoll, aber absolut klar im Fazit. Vor allem mit Durchhaltevermögen.

Ja, sie müsste in Therapie. Ihr völlig verschobenes Bild von sich und der Welt macht allen zu schaffen. Das Problem ist hier aber, dass sie das ja gar nicht sieht. Eine Therapie wirkt nur, wenn derjenige, der in Therapie geht, AKTIV mitarbeitet und seinen Fehler erkennt. Und da hapert es. Was du tun könntest, wäre, dich entweder bei einem Therapeuten oder bei einer Erziehungsberatung (die beraten Eltern UND Kinder bei familiären Problemen) anzumelden, um als Angehöriger mal Hilfe zu erhalten (vor Ort!), die dir das Miteinander mit deiner Mutter erleichtert. Zusätzlich zur Abgrenzung, nicht anstatt dessen.

Dieses Rausziehen aus ihrem "Dunstkreis" ist deshalb so wichtig, weil du erst einmal wieder Herr über dein eigenes Leben werden musst und sich das Verhältnis zu deiner Mutter wieder normalisieren muss. Du merkst ja jetzt schon, dass du sie nicht mehr erträgst...und das kann es ja auch nicht sein. Das würde bedeuten, dass du bald mit ihr im "Kalten Krieg" lebst oder sogar im offenen Fight. Und genau davor musst du dich und euch bewahren, deine Mutter kann es nicht.

Hast du auch mal überlegt, ernst mit deinen Schwestern zu reden, wie sie das sehen? Manchmal hilft es auch, bevor man selbst tätig wird, mal in der Familie Rückendeckung zu holen.

Ansonsten möchte ich dir wirklich ans Herz legen, dich mal bei Fachleuten kundig zu machen. Es gibt Familientherapeuten, die dir zuhören, es gibt Erziehungsberatungsstellen, die Kindern, egal, welches Alter sie haben, zuhören, wobei ich hier fast eher zu einer Therapeutensitzung raten würde. Du brauchst Hilfe beim Handling deiner Mum, ohne sie so zu verletzen, dass sie nicht mehr weiß, wie ihr geschieht.

Du bist deshalb kein schlechter oder undankbarer Sohn. Du musst dich selbst schützen, sonst erleidest du irgendwann Schaden.

Ich wünsche dir dabei viel Mut und Erfolg!

Alles Liebe,

Dana