Problem von Mila - 18 Jahre

Liebeskummer und jetzt essgestört

An Dana,


Ich habe vor vielen Monaten schon einmal etwas hier geschrieben, damals ging es um meinen besten Freund in den ich verliebt gewesen bin und mit dem ich geschlafen hatte. Deine Antwort hat mir sehr geholfen und mich aber auch sehr zum Weinen gebracht (tut sie immernoch). 

Ich habe mich jetzt endlich dazu entschlossen euch nochmal zu schreiben weil es nach wie vor an mir nagt und ich diesen Mann (nennen wir ihn M.) vor einigen Wochen das erste Mal seit Monaten wiedergesehen habe und nun emotional etwas verwirrt bin.

Einerseits hab ich mich gefreut ihn wiederzusehen, wir hatten uns nach der ganzen Sache letztendlich doch sehr zerstritten und den Kontakt für Monate abgebrochen, seit kurzem sind wir uns wieder näher gekommen. Andererseits pocht in mir trotzdem dumpf dieses Gefühl von Verletztheit, da er jetzt doch mit diesem anderen Mädchen zusammen ist.

Mir ging's leider sehr schlecht die letzten Monate, gesundheitlich wie auch psychisch. Einerseits hab ich bald eine Op wegen des Verdachts auf Endometriose und bei einer Darmspiegelung wurden mir 18 Polypen entfernt (3 davon gehörten zu den "gefährlichen" sessilen serratierten Adenomen, eins war ein tuboläres Adenom), und psychisch bin ich zurück in meine Depression gefallen, fühle mich ständig verloren und maximal gestresst, habe Angst vor der Zukunft und würde am liebsten den ganzen Tag im Bett bleiben, ich schwänze auch wieder die Schule und ziehe mich in meine eigene Welt zurück.

Schlimmer ist jedoch dass ich angefangen habe eine Essstörung zu entwickeln (hat meine Psychologin gemeint)

Angefangen hat es damit dass mir oft übel war und ich mich immer wieder erbrechen musste wenn es mir schlecht ging wegen M., also eigentlich fast jeden Tag.

Irgendwann stellte ich fest dass ich abnahm, und mir gefiel das Gefühl.

Ich achte nun extrem auf mein Gewicht und bin stolz wenn ich diszipliniert der Versuchung von Essen widerstehe. Ich fühle mich besser wenn ich das Gefühl habe dass ich abnehme, irgendwie leichter. Es tut mir gut den Erfolg auf der Waage zu sehen (habe 10kg abgenommen, wiege jetzt 57 auf 170cm Größe) und möchte unbedingt 55kg erreichen, noch besser wären 50, ich mag runde Zahlen, nicht weniger, will ja weiterhin Blut spenden gehen, will auch die Lücke zwischen meinen Beinen.

Ich weiß es klingt total krank, aber ich finde das macht mich schöner, M. mag sehr dünne Mädchen auch lieber hat er mir mal erzählt. Er mag auch Mädchen mit langen Haaren lieber, deswegen weigere ich mich mir die Haare zu schneiden obwohl alle sagen ein Bob würde mir viel besser stehen.

Ich fühle mich besser, mir gefällt es meine Hüftknochen greifen zu können und meine Rippen zu sehen, irgendwie hab ich das Gefühl perfekter zu werden, so bescheuert dass auch klingt (klingt für mich selbst auch total bekloppt, aber so ist das nunmal) 

Ich fühle mich stark.

Doch ansonsten geht es nur bergab, ich halte den Druck in der Schule nicht mehr aus, obwohl ich wie beim Schulabschluss auch nach wie vor Jahrgangsbeste und Schülersprecherin bin. Am liebsten wäre es mir einfach zu verschwinden. Ich wünsche mir M. wieder zurück, als meinen besten Freund und Bruder damit alles so wird wie früher. 

Ich fühle mich so verloren und fehl am Platz.

Zurzeit werde ich oft von anderen Männern angebaggert, doch die interessieren mich alle nicht und nerven mich eher, auch wenn ich mich nach einem Freund, nach der Nähe und ja, auch nach dem Sex, sehne. Es ist alles so schwierig und ich möchte am liebsten klein und unsichtbar sein.

Ich würde einerseits gerne in die Klinik, andererseits habe ich Angst davor. Ich weiß nicht ob ich überhaupt einen Grund hab aufgenommen zu werden (jeder hat mal ne Lebenskrise), und ob sie mir dort überhaupt helfen können, ich hab das Gefühl nur M. kann mir wirklich helfen.

Außerdem arbeite ich neben der Schule, und ich werde ja nicht krank geschrieben oder so, oder? Außerdem will ich nicht wieder zunehmen, dünn sein macht mich besonders.


Vielen Dank schonmal, eure Mila

Dana Anwort von Dana

Liebe Mila.

Tja...was soll ich sagen?

Ich habe eigentlich in meiner letzten Antwort an dich alles gesagt. Alles, was du nun schreibst, ist nur eine Fortsetzung deines letzten Problems, als wären meine Worte einfach so in der Luft verpufft...du sagst, du liest meine Antwort oft und weinst dann. Eigentlich hatte ich gehofft, du bekommst die Kurve und nimmst die HILFEN an, die drin stehen.

Ich möchte mich jetzt nicht zu deinen Folgeproblemen und der Essstörung äußern, denn mein Ratschlag gilt noch.
MACH EINE THERAPIE, MINA! Geh in eine Klinik! Natürlich wirst du da krank geschrieben.
Ja, es gibt genug Gründe, dass man dich aufnimmt. Besprich dich mit deinem Hausarzt und erkläre die Lage. Du musst in eine Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, dort abschalten, entspannen, verarbeiten...alles, was du so schreibst, sind wirklich Folgen der fehlenden Selbstliebe und der fehlenden Bodenhaftung durch Selbstverständnis und Selbstbewusstsein.

Mehr möchte ich nicht schreiben, es wären Wiederholungen.

Meine Ratschläge bringen nur etwas, wenn du wirklich etwas ändern willst. Solange du es nicht wirklich willst, wird es nichts...ich könnte reden und reden und es würden alle halbe Jahre Briefe von dir kommen, die keine Besserung zeigen...aber da KANN ich dann auch nicht helfen. Es liegt bei dir.

Lass dir helfen, Mila. Wenn du erst einmal erfährst, wie erleichternd das ist, wirst du dich ärgern, so lange gewartet zu haben.

Liebe Grüße an dich.

Dana