Problem von Sophia - 22 Jahre

WG-Problem

Hallo!

Vor einigen Monaten bin ich mit einer guten Bekannten in eine 2er WG gezogen. Wir studieren beide in einer Großstadt, wo der Wohnraum knapp und die Mieten teuer sind. Entsprechend lange haben wir gebraucht um besagte Wohnung zu finden, die einigermaßen bezahlbar ist und in einem attraktiven Viertel liegt. Über die Monate hat sich allerdings unsere Gemeinschaft immer mehr zur Zweck-Gemeinschaft entwickelt. Obwohl wir noch viele gemeinsame Freunde haben und im gleichen Semester eingeschrieben sind, haben wir uns freundschaftlich auseinandergelebt. Meine MB ist nur noch etwa 2-3 Nächte die Woche in der Wohnung; den Rest der Zeit verbringt sie bei ihrer Familie in ihrem Heimatort. Ich bin also die meiste Zeit alleine in besagter Wohnung, die ich eigentlich auch als meinen Hauptwohnsitz betrachte; muss mich dann aber immer wieder zu unregelmäßigen Abständen an eine Mitbewohnerin anpassen. "Unangenehme" Dinge wie Reparaturen, Putzen und meist auch Aufräumen bleiben dann aber auch eher an mir hängen. Klar, weil meine MB so selten da ist, dass es sich fast nicht mehr lohnt zB eine neue Glühbirne zu kaufen oder das Wohnzimmer zu saugen. Viel Zeit gemeinsam verbringen ist nicht drin; noch nicht einmal Abends vor dem Fernseher. Wir leben komplett aneinander vorbei, sehen uns aber wenn sich unsere Freunde zum ausgehen treffen.
Ich wollte nie eine Zweck-WG oder gar alleine leben, sie ist aber zu einer geworden. Die Wohnung ist toll, etwas Vergleichbares schwer zu finden. Eine gute Freundin von mir (die nicht zum gemeinsamen Freundeskreis meines MBs und mir gehört) ist derzeit wohnungssuchend. Sehr gerne würde ich sie in diese Wohnung aufnehmen...
Meine MB bitten auszuziehen hätte aber zur Konsequenz, dass auch in meinem Freundeskreis der Laden schiefhängt (mal davon abgesehen dass das ziemlich hinterlistig ist!). Selbst ausziehen wäre Schade um die Wohnung. Aber sie "zwingen" mich mehr zu mögen und öfter "da" zu sein kann ich nicht. Ich merke, dass ein klärendes Gespräch dringend nötig ist. Nur habe ich noch keinen Lösungsansatz oder einen konkreten Plan, was genau ich ihr sagen sollte!

Ich bedanke mich schonmal für euer offenes Ohr und hoffe auf konstruktive Antworten!

eure Sophia

Delia Anwort von Delia

Hallo Sophia,

du hast selbst das wichtigste schon erkannt: Es ist ein klärendes Gespräch notwendig!
Und was du ihr sagen sollst? Warum nicht das was du uns hier geschrieben hast?
Du solltest das Gespräch natürlich nicht damit anfangen, dass es dir am liebsten wäre, wenn sie ausziehen würde. Dann hätte sie nämlich jeden Grund gekränkt und trotzig darauf zu reagieren.
Ihr seid zusammen in eine Wohnung gezogen, habt ihr denn vorher mal über Erwartungen und Wünsche gesprochen? Hast du sie denn mal gefragt warum sie so gerne Zeit in ihrem Heimatort verbringt?
Vielleicht hat sie von Anfang an aus rein praktischen Gründen eine bezahlbare Wohnung gesucht und dabei nie eingeplant, sonderlich viel Zeit in dieser Wohnung zu verbringen. Vielleicht hat sich aber auch noch irgendwas anderes bei ihr ergeben das dafür sorgt, dass sie lieber Zeit mit ihrer Familie verbringt. Es kann alle möglichen Gründe für ihr Verhalten geben und daher ist es wichtig, dass du mit ihr darüber redest.
Sag ihr einfach, dass du es schade findest, dass ihr eine reine Zweck WG seid und dass es dich stört alles alleine aufräumen zu müssen. Das hat auch nichts mit zwingen zu tun, sondern du drückst damit einfach nur deine Meinung aus und das ist vollkommen in Ordnung. Nur weil sie gerne Zeit in ihrem Heimatort verbringt, heißt das ja auch noch nicht, dass sie dich nicht mag.

Also: Denk nicht zu lange über jedes Wort nach, sondern rede einfach mit ihr. Am besten in einem ruhigen Moment wo ihr beide genug Zeit habt und nicht im Stress seid. Fang nicht mit Vorwürfen von wegen "Du bist nie hier!" an, sondern frage sie einfach wie ihr das WG Leben so gefällt und ob es so läuft wie sie es sich vorgestellt hat. Kommt miteinander ins Gespräch und fangt an über eure Vorstellungen zu reden und versucht einen Kompromiss zu finden. Solche Gespräche sind nie schön anzufangen und am liebsten möchte man sich davor drücken, nur leider wird die Situation dann in der Regel nur noch komplizierter und letztendlich macht man sich selbst das Leben schwer. Überwinde dich und sprich ihr gegenüber die Dinge an die dich stören und die du gerne anders hättest und erst dann kannst du wirklich schauen wie ihr beide in Zukunft mit der Situation umgehen könnt.

Alles Gute!