Problem von Chris - 35 Jahre

Neustart mit 35?

Hy Leute. War knapp 8 Jahre lang in der Nachtschicht beschäftigt, 4/2 Schicht, Musste davor einiges einstecken, habe aber seit Sep. 2014 einen Neuanfang gewagt. Mein Problem ist aber dass ich mich durch die ganze Problematik von vorhin und die Nachtschicht komplett verändert habe. Zum "unfreiwilligen Einzelgänger" quasi.
Nun merke ich dass so gut wie alle Menschen die ich neu kennenlerne, einen gewissen... "Respekt-abstand" zu mir halten, obwohl ich mich wirklich bemühe nett zu sein. Es ist mittlerweile schon etwas besser geworden, aber, diese gewisse Grenze tut auf Dauer echt weh.
Und nun die doofe Frage: Warum?
Hat eventuell schon jemand Erfahrung damit?
Ist es vielleicht normal dass man in solche Situationen einfach nur Zeit braucht bis man sich wieder "normalisiert" ?

Bedanke mich recht herzlich im Voraus

Bernd Anwort von Bernd

Hallo Chris,

manchmal ist es nur ein Gefühl dafür, wann man diese (naturgegebenen) Grenzen als solche empfindet.
Als ich bei der Bundeswehr war, galten 3 Schritt Abstand als Sicherheitsabstand, der zwischen Untergebenen und Vorgesetzten einzuhalten war. Bei Auseinandersetzungen wurde das Unterschreiten dieses Abstandes im Ernstfall sogar strafrechtlich relevant: ohne einen Schlag anzusetzen, konnte das einen "versuchten tätlichen Angriff" bedeuten.

Danach war ich als Bergmann eigentlich mit allen "Kumpel" und "Du".

Und dann als Bauleiter eben auch deswegen für einige "Sie", weil unsere Stellung eine gewisse Distanz erforderte.

Wenn Du hier von "Respekt-Abstand" schreibst, ist das in etwa das, was ich mit dem vorher geschriebenen ausdrücken wollte:
Es gibt diese Situationen, wo wir mit dem Wechsel unseres Umfeldes auch einmal Respekt erfahren.

Das bedeutendste Ereignis in meinem Leben war ein väterlicher Freund und Gönner, der mich selbstverständlich immer gedutst hat. Und genauso selbstverständlich habe ich ihn immer gesietst.
Für mich war das "Sie", das er nie erwartet hat, die einzige Möglichkeit, ihm meine Hochachtung auszudrücken!
Wir wussten, dass wir Freunde waren! Und er wusste, dass ich ihn besonders schätzte!
Außer diesem besonderen "persönlichen" Respekt, bin ich eigentlich zeit meines Lebens ein besonders Respektloses Wesen gewesen.
Neben dem "persönlichen" gibt es für mich den "fachlichen" Respekt.
Was es für mich nicht gibt?
Den Respekt vor Titeln, Orden, Ehrenzeichen!

Wenn Du glaubst, dass Dir "Respekt" bezeugt wird, finde heraus, ob das persönlich oder fachlich begründet ist!
Beiderlei Respekt darfst Du getrost genießen, solange er Dir zusteht! Solltest ihn auch nicht ablehnen!

Bei allem Anderen solltest Du Dich vielleicht in geeigneter Form selbst in frage stellen und zum "Kumpel" werden.

Deine Frage:
"Ist es vielleicht normal dass man in solche Situationen einfach nur Zeit braucht bis man sich wieder "normalisiert" ?"

will ich so beantworten: es dauert, bis Du Deine Rolle in dem neuen Umfeld gefunden hast und bis Du diese Rolle ausfüllst.
Den Abstand den Du brauchst, wird Dir durch den Respekt, den Du beschreibst gegeben?!
Was Du an "Nähe" zulässt, bestimmst Du selbst!

Eigentlich ein genialer Einstieg!

Alles Liebe,

Bernd