Problem von Anonym - 18 Jahre

Meine Mutter nimmt meine Krankheiten nicht ernst!

Hallo liebes Beraterteam, es geht um meine Mutter. Jedes mal wenn ich in irgendeiner Form krank bin...z.b. eine Grippe oder ähnliches habe dann nimmt das meine Mutter einfach nicht ernst. Wenn ich eine Grippe habe und es mir wirklich schlecht geht dann ist ihre Antwort immer: "Du hast doch nur Schnupfen und Husten, mehr nicht."
Es ist wirklich ganz egal wie schlimm ich krank bin sie spielt das jedes Mal herunter und tut so als sei alles gar nicht so schlimm.
Mit ihr zu reden ist vollkommen sinnlos. Sie sieht ihr Verhalten als richtig an. Weil sie ja angeblich instinktiv merkt wann ich zum Arzt muss und wann ich "richtig" krank bin.
Ich müsste also erst hohes Fieber haben und erbrechen, Schüttelfrost und was weiß ich nicht noch alles damit sie sagt: "Ich sehe dir gehts nicht gut, du bist ja krank."
Es wäre schön wenn ihr mir erklären könntet warum sie sich bei Krankheiten jeglicher Art immer so verhält. Und wo da die Lösung des Problems liegt.

Ganz liebe Grüße und vielen Dank im Voraus.

Pia Anwort von Pia

Liebe Unbekannte,
danke, dass Du geschrieben hast.

Das ist wirklich eine ärgerliche Problematik. Ich kann gut verstehen, dass es kein schönes Gefühl ist, wenn man nicht ernst genommen wird. Erst Recht nicht, wenn man sich gerade in einem unwohlen Zustand befindet. Wenn man sich nicht ganz fit fühlt möchte man ja auch manchmal Unterstützung oder sich einfach mal fallen lassen. Alles erscheint anstrengend und es kommen Verhaltensweisen von der Kindheit durch, mit vielen Bedürfnissen.

Ich fände es wichtig, dass Du Dich jedoch schon ernst nimmst in Maßen. Klar, es gibt das andere Extrem, wenn man sich in jede Krankheit hineinsteigert. Ich finde es dennoch total legitim, dass Du Dich während einer Grippe schwach fühlst. Nimm Deine Bedürfnisse wahr und versuche Dir selbst eine gute Mutter zu sein. Das ist manchmal schwierig anzunehmen, erst Recht in dem Altern, in dem Du Dich gerade befindest, wo man sich von den Eltern ablöst, Alleinversorgung lernen muss und trotzdem noch von ihnen in gewissen Bereichen abhängig ist. Selbstfürsorge ist da ein großes Stichwort. Schaue, was Du brauchst und wie Du Dir etwas Gutes tust. Wenn es Dir nicht gut geht oder Du nicht genug Informationen oder Erfahrungen hast, dann kannst Du natürlich zum Arzt gehen, dafür sind sie da. Du bist ja alt genug, um keine Zustimmung von Deiner Mutter zu brauchen, auch wenn Du es Dir wünschen würdest.

Leider kannst Du wahrscheinlich die Verhaltensweise von Deiner Mutter nicht verändern. Vielleicht hat diese auch ganz berechtigte Gründe und Funktionen. Es müssen keine konstruktiven Funktionen sein, es kann auch sein, dass es schädlich ist, aber es schon so tief in dem Denken Deiner Mutter verankert ist. Ich kenne Deine Mutter nicht und kann Dir daher nicht erklären, warum sich Deine Mutter so verhält. Mich würde es aber interessieren, ob Du sie mal genau mit dieser Perspektive gefragt hast. Dass Du es lediglich nur verstehen möchtest.

Ich kann Dir trotzdem ein bisschen etwas dazu schreiben, was aber nicht unbedingt auf Deine Mutter zutreffen muss!
Jeder Mensch entwickelt sich auch immer geprägt durch die nähere Umwelt. Es kann beispielsweise sein, dass die Mutter Deiner Mutter auch schon immer Krankheiten heruntergespielt hat und sie es nicht anders kennt und daher auch so ein Verständnis von Krankheit in ihrere eigenen Sicht gespeichert hat. Genauso kann das Gegenteil der Fall sein, dass Deine Mutter viele Arztbesuche hatte und diese vielleicht zu viel und sinnlos waren und sie dadurch so ein Selbstverständnis aufgebaut hat. Es müssen nicht diese beiden Extremen sein, es kann auch schon nur ein Ereignis gewesen sein, dass Deine Mutter geprägt hat.
Genauso gut, kannst Du es Dir so erklären, dass Deine Mutter aufgrund ihres Alters schon sehr viel Erfahrung hat und die Krankheiten besser kennt und schon weiß, was der Arzt sagen wird und was wirkt. Da wäre für sie ein Arztbesuch nicht mehr notwendig. Andererseits kann es auch eine Art Weltanschauung sein, dass sie Ärzte und vielleicht vor allem die Pharmaindustrie kritisch betrachtet und deren Vorgehen nicht unterstützen möchte und vielleicht auch eher auf alternative Heilungsmethoden Wert legt.

Ich denke, es gibt immer Erklärungsansätze und Gründe, warum man so ein Selbstverständnis aufbaut. Meist ist es derjenigen Person gar nicht bewusst. Ich denke jedoch, dass sich Deine Mutter nicht aus schlecht gewillten Grund so verhält, sondern dass es für sie Normalität ist.

Du bist nicht Deine Mutter, Du hast andere Sichtweisen und solltest Deine eigenen Erfahrungen sammeln, deswegen finde ich es gar nicht schlecht, wenn Du Meinungsverschiedenheiten mit Deiner Mutter bemerkst. Vielleicht hat sie in einigen Bereichen Recht und in anderen nicht. Ich denke weiterhin, dass es nicht DIE WAHRHEIT geben kann. Es kann für Deine Mutter die Wahrheit sein, dass man kein Arzt braucht und aus Deiner Sicht, dass man einen Arzt braucht. Es gibt kein falsch und richtig. Jeder hat seine Gründe dafür und für sich ist es die Wahrheit und völlig in Ordnung. Sorgen würde ich mir eher machen, wenn Du gar nicht zum Arzt gehst oder jede Woche mehrmals. Es ist gut, wenn der Arzt mal schaut, um nichts zu übersehen. Ein Blutbild kann auch vieles aufdecken, was Gründe für immer wieder kehrende Krankheiten aufzeigt.

Du kannst Dich für die Sichtweise Deiner Mutter interessieren und sie als ihre Wahrheit akzeptieren und Dir dann dementsprechend auch von ihr wünschen, dass sie Deine Bedürfnisse und Sichtweisen akzeptiert. Vielleicht wäre das einmal ein gutes Thema für ein gemeinsames Gespräch, falls ihr öfters Meinungsverschiedenheiten habt und Du Dir ihre Sichtweise nicht erklären kannst.

Ich wünsche Dir sehr, dass Du Deine Erfahrungen machst und unabhängiger von Deiner Mutter wirst. Das ist wichtig für Deine Entwicklung. Dafür alles Gute und wenn Du noch etwas wissen möchtest, kannst Du Dich jederzeit wieder melden.
Beste Grüße
Pia