Problem von vanessa - 15 Jahre

ich habe selbstmord versuche gemacht

Hallo
Wie oben beschrieben habe ich selbstmord versuche gemacht um genau zu sein 4 stück ich bin etwas sauer das es nicht geklappt hat aber naja egal der punkt ist ich will nicht mehr leben meine Therapeutin hat mir gesagt ich habe Depressionen und ich komme damit nicht klar dann habe ich angefangen mich fast bewusstlos zu trinken mehr fach ich raste bei jeden mist aus ich musste schon von der schule abgeholt werden weil ich so ausgerastet bin und ich habe das Gefühl das ich niemanden was wert bin das ich allen nur einen scheiss interessiere am meisten meiner Familie die wünschen sich doch eh das ich nie geboren wurde. Ich will das alles beenden helft mir ihr seit meine letzte Hoffnung meine Therapeutin hilft mir auch nicht es soll auch eine Tiefenpsychologie gesucht werden aber ich kann das alles nicht mehr es soll dann tiefer in meine sexuellen misshandlung gesprochen werden und das halte ich nicht aus helft mir bitte.
Lg

Nuala Anwort von Nuala

Liebe Vanessa!

Es ist ganz klasse, dass du uns auf deine Not aufmerksam machst! Ich möchte dir sehr gerne helfen und dir zeigen, dass ich an dich denke. Deine Zeilen machen mir deutlich, wie traurig, verzweifelt und ungeliebt du dich fühlst. Dein Schmerz ist sehr greifbar für mich.
Ich antworte dir, auch wenn ich in Sachen Selbstmord nicht von mir behaupten kann, wirklich viel beitragen zu können. Da fehlt mir leider das nötige Hintergrundwissen bzw. die Erfahrung mit suizidgefährdeten Menschen.
Es gibt in deinem Hilferuf aber ein paar Punkte, an die ich anknüpfen kann - damit du wieder etwas Hoffnung schöpfen kannst.

Du schreibst von deinem sozialen Umfeld, von dem du dich offenbar abgelehnt fühlst. Am meisten anscheinend von deiner Familie. Du lässt anklingen, dass du nicht gewollt bist, womöglich wurde deine Mutter in einer Situation mit dir schwanger, als es ihr nicht gut ging. Oder deine Eltern sagen das als Fluch, was aber natürlich sehr niederschmetternd für dich als ihr Kind ist. Vielleicht halten die Probleme an, das kann ich nicht wissen. Fakt ist, dass du die Geborgenheit vermisst, die man gewöhnlich mit Familie in Verbindung bringt. Dir fehlt die Wärme, das Aufgehobensein, das Wissen, dass es Menschen gibt, die immer für einen da sind, auch wenn man Mist gemacht hat.
Dann schreibst du von deinen Aggressionen, von deiner Angst, über die sexuelle Misshandlung/Missbrauch zu sprechen und die Suche nach einem/einer neuen Therapeuten/in.

Ich denke, die Sache mit der Therapie wäre in deinem Fall nicht die erste Anlaufstelle. Mein Gefühl sagt mir, dass zuerst dein direktes Umfeld verändert werden muss, damit du dich sicherer fühlen kannst. Und erst dann wäre meines Empfindens nach der Schritt in Richtung neue Therapie sinnvoll. Du benötigst vermutlich erst ein paar wenige Menschen, denen du wirklich vertrauen kannst, doch das ist immer mit Zeit und Mühe verbunden. Ich bitte dich trotzdem, deine aktuelle Lage genau zu beleuchten! Folgende Fragen fallen mir ein und kannst du dir stellen:

- Gibt es die Möglichkeit, die Beziehung zu deinen Eltern, Geschwistern und/oder anderen Verwandten zu verbessern? Oder gibt es zumindest einzelne Personen in deiner Familie, denen du dich anvertrauen kannst?
- Hast du einen engen Freund, eine enge Freundin, der/die dich unterstützen kann auf der Suche nach einer neuen Lebensgrundlage?
- Gibt es in deiner Schule einen Vertrauenslehrer/Lehrerin oder einen Psychologen, eine Psychologin?
- Fällt dir jemand ein, den du zwar nicht als engen Vetrauten bezeichnen würdest, aber den du so magst und vielleicht sogar vertraust, dass du diese Person in manchen Hinsichten um Rat bzw. Hilfe bitten kannst?
- Hast du bestimmte Interessen und Hobbys, welche dich zwischenzeitlich beschäftigen oder auch ablenken können?

Ich kann deine familiäre und sonstige soziale Situation nicht besser einschätzen, kann mir jedoch sehr gut vorstellen, dass es dir etwas bringen würde, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Besonders dann, wenn du bei den obigen Fragen merken solltest, dass du wirklich ziemlich alleine dastehst. Wenn du eine wichtige Bezugsperson hast, sollte dich diese begleiten.
Dort könntest du das, was dich gerade am meisten hemmt, benennen und um gezielte Hilfe bitten. Also angenommen, deine Familie ist das, was dich deiner Empfindung nach am meisten einschränkt und in deinem Leben bedroht, wäre eine Familienberatungsstelle ein guter Ort. Dort könntest du dich mitteilen und dir der Schweigepflicht sicher sein. Es könnten dir weitere Schritte genannt und mit dir abgewogen werden, was in deinem Fall geschickt wäre (ich denke an sozialpädagogische Alltagsbegleitung, Pflegefamilie etc.). Da du erst 15 Jahre bist, kann es durchaus sein, dass da eventuell sogar das Jugendamt helfen würde (je nach Härte deiner Lage in deiner Familie).
Wie gesagt, du selbst musst in dich hineinhorchen, ob du am meisten unter deiner Familie leidest und inwieweit das Stichwort sexuelle Misshandlung dazu passt oder ob das für sich steht.
Überlege dir bitte, wofür du gerade noch Energie aufwenden kannst! Falls du es zur Zeit einfach nicht schaffst, dich an den Brocken "sexueller Missbrauch" heranzuwagen, ist das völlig in Ordnung. Das ist vielleicht etwas, das in Ruhe zur Sprache kommen sollte, wenn du dich insgesamt wieder sicherer fühlst. Ich empfehle dir trotzdem, dieses Problem nicht komplett auszublenden, sondern wachsam zu bleiben. An geeigneter Stelle wäre es toll, wenn du einer vertrauenswürdigen Person davon erzählen würdest - von langfristigem Verdrängen rate ich dir ab. Der Knoten muss platzen dürfen, wenn die Zeit reif ist! Und dann kann allmählich Erleichterung kommen, immer ein bisschen mehr. In einer guten Therapie kann das gelingen!

Du hast außerdem geschrieben, dass du mit der Diagnose Depression nicht klar kommst. Ohne Zweifel, das kann sehr erschreckend sein. Doch sehe ich das so: Vielleicht zeigt dir die Depression, dass du seelisch stark verwundet bist. Zumindest würde es zu den traurigen Dingen passen, die du erwähnt hast, genauso wie deine Aggressionen. Ich denke auch, dass es depressive Menschen oft zusätzlich schwer haben, weil sie in unserer leistungs - und gesundheitsfixierten Gesellschaft "anecken". Kein Wunder, dass du dich dadurch NOCH schlechter fühlst, als ohnehin schon! Es ist wesentlich, dass du dich über die Krankheit informierst, denn das kann dir helfen, dich besser einzuschätzen in deinem alltäglichen Fühlen und Handeln und dir helfen, einen Ausstieg aus der aktuellen "Abwärtsspirale" zu finden. Denn Therapie, Beratung und liebe Menschen sind zwar bedeutsam, doch dir selbst kommt die entscheidendste Rolle zu! Hier sind wichtige Infos aufgeführt: http://www.deutsche-depressionshilfe.de/
Du bist nicht allein! Depressionen sind keine Randerscheinung! Es gibt einige Betroffene - zum Glück finden sie sich u.a. durch das Internet und können sich austauschen. Daher möchte ich dir auch folgendes Forum empfehlen: http://www.diskussionsforum-depression.de/forum-depression/viewforum.php?f=57
Es lohnt sich bestimmt, dort hineinzulesen - im besten Fall findest du dort Trost und virtuelle Unterstützung, vielleicht sogar Menschen mit einer ganz ähnlichen Lebensgeschichte! Ich wünsche ich dir von ganzem Herzen die Kraft, weiterzumachen!

Alles, alles Liebe!
Nuala