Anwort von Bernd

Hallo junge Dame,

oft gehen wir auf Schulen, die uns nicht in der Art fördern, wie wir es brauchen.
Oder wir (Eltern) schicken unsere Kinder auf solche Schulen.
Ohne nachzufragen, wie sich unsere Kinder dort aufgehoben fühlen.

Eigentlich möchte ich es Deinen Eltern schreiben!

Unsere Kinder (also Du!) sind nicht dazu da, unsere Ziele zu erreichen!

Wir Eltern sind dazu da, unsere Kinder zu dem zu führen, was ihnen liegt!

Hast Du Dir selber schon einmal wirklich Gedanken darum gemacht, was Dir liegt? Worin Du besonders gut bist? Einen Beruf, in dem Du Dir vorstellen kannst, glücklich zu werden?
Eigentlich sollte genau das der Ansatzpunkt für die Schule sein.
Und der Ansatzpunkt für Dich selber.

Weißt Du, büffeln ohne Plan ist wie gegen einen Sandsack zu hauen:
du weißt nicht wirklich, warum Du es tust. Es kostet Kraft aber es bewegt sich nichts.
Und dann siehst auch irgendwann einmal keinen wirklichen Grund dafür, Dich anzustrengen.

Das wird anders, wenn Du ein Ziel vor Augen hast!

Schau also, wo Deine Interessen und Deine Fähigkeiten liegen!
Wenn Du darauf Deinen Schwerpunkt legst, wirst Du auch Erfolgserlebnisse haben!

Vielleicht bringt es etwas, wenn Du die Klasse wiederholst?
Vielleicht bist Du auf einer anderen Schule besser aufgehoben?

Wenn es nicht so richtig rund läuft in der Schule ist es eigentlich eine Sache, die Du mit Deinen Eltern und Deinen Lehrern abklären solltest.
Lehrer geben ja nicht nur Noten: sie kennen ihre Schüler auch oft sehr gut und können Dich vielleicht sogar besser einschätzen, als Deine Eltern oder Du selbst es kannst?
Deine Lehrer können vielleicht hilfreiche Hinweise und Tipps geben, wo Deine Stärken liegen und wie Du Schwächen vielleicht besser ausbügeln kannst? Und dann kannst Du mit Deinen Eltern zusammen euer weiteres Vorgehen planen.

Ich weiß. Das klingt zuerst einmal befremdlich:
Vertrauen zu Lehrern und Eltern fassen?
Wo die das doch sind, warum Du Dich so schlecht fühlst?
Die, die den Druck auf Dich aufbauen?
Die, die Du nicht enttäuschen willst und darfst?

Wenn Du dieses Vertrauen einmal fasst, wirst Du vielleicht feststellen, dass es gar nicht so ist, wie Du denkst.

Nicht Eltern und Lehrer bauen Druck auf! Meist macht ihr Kinder das selbst.
Das sind oft ganz dumme Missverständnisse, die Eltern und Kinder davon abhalten, konstruktiv miteinander über die Zukunft zu reden.
Da kommt vielleicht so ein Spruch von den Eltern: "Du bist nicht dumm (bist ja schließlich unser Kind)! Also können die schlechten Noten ja wohl nur daran liegen, dass Du faul bist!"
Also legst Du noch einen Gang dazu? Machst Überstunden beim Lernen. Wo vor allem? In der Regel genau dort, wo es Dir am wenigsten liegt. ....Um solchen Sprüchen zu entgehen!

Und wenn Du dann gefrustet feststellst, dass Du nun sogar dort den Anschluss verpasst hast, wo Du eigentlich Deine Stärken siehst, hilft das auch nicht unbedingt weiter.

Wo ist das Missverständnis verborgen?

Deine Überstunden! (Dein "gegen den Sandsack boxen") geben Deinen Eltern scheinbar recht: Du gibst ihnen Recht.

Weiß ja selber, dass Du nicht dumm bist! Also kann es für Dich selber nur an "Faulheit" liegen?

Dabei haben schlechte Noten nicht unbedingt mit "faul oder dumm" zutun.

Solange Du Deinen Eltern mit diesem oder ähnlich "dummen" Sprüchen Recht gibst, wird sich nichts ändern:
sie werden nicht begreifen, wenn Du gegen Deine Interessen und Fähigkeiten paukst!

Du lässt sie "dumm sterben", wenn du sie nicht in Deine Probleme einbeziehst! Wenn Sie keine Möglichkeit von Dir erhalten, Dich wirklich zu erkennen!
Was Deine Lehrer vielleicht schon deshalb besser können als Deine Eltern: schlicht, weil sie mehr Zeit mit Dir verbringen?

Wirklich dumm ist nur der, der seine Fähigkeiten nicht erkennt oder gar verdorren lässt, obwohl er sie erkannt hatte!
Dumm ist, wer sich von Zielen anderer leiten lässt, die wir nicht als eigene Ziele erkennen!

Du merkst vielleicht, dass das alles nichts mit Schulnoten zutun hat?

Nur Mut: kämpfe nicht allein für dich gegen einen Sandsack! Nimm Deine Eltern und Deine Lehrer mit in Dein Boot! Rede mit ihnen und entwickelt gemeinsam einen Plan, wie und wo Schule Dich nicht erdrückt, sondern Deine Fähigkeiten fördert!

Alles Liebe

Bernd