Problem von Anonym - 23 Jahre

Nebenjob trotz Beruflicher Rehabilitation möglich?

Hey hey,

ich fange im September eine berufliche Rehabilitation sprich eine 2 jährige Fortbildung zur Technikerin in Vollzeit an. Aufgrund der etwas bescheidenen Übergangsgeldberechnung wird das finanziell brutal eng bei mir. Lt. BGHM ist es nicht erlaubt einen Nebenjob in dieser Zeit zu machen weil dieses Einkommen zwingend vom Übergangsgeld abgezogen werden muss.

Ich weiß allerdings das mir das Geld so nicht reicht, entweder ich muss mit 23 allen ernstes wegen eines Arbeitsunfalls arbeitslos werden und eine Rente beantragen (wie bescheuert!) oder aber Schwarz arbeiten (heutzutage soweit ich weiß nahezu unmöglich außerdem bin ich ein Schisser und will keine Steuern hinterziehen) oder aber trotzdem einen 450€ Job machen. Jetzt ist fraglich ob die BG das merken würde wenn ich mich erst nach Beginn der Maßnahme anmelden würde? Theoretisch ja nicht oder doch? Wenn ich in eine andere Sparte sprich andere zuständige BG wechsle merkt das doch theoretisch keiner oder? Ist das Steuerhinterziehung? Sonst in irgendeiner Form illegal? Kann mir was schlimmeres passieren als ne fette Rechnung von der BG in der sie die zu viel bezahlten Mittel zurück fordern? Ich krieg wirklich so wenig Übergangsgeld, davon ist gerade so Wohnung, Auto und Aller notwendigste Fix Kosten bezahlt aber es ist nunmal so das ich nicht 2 Jahre lang ohne neue Kleidung, Schuhe, Friseur, etc. Leben kann.... Dafür ist mein Schrank definitiv zu leer... Werkstatt oder neue Reifen sind da leider auch nicht im Budget. Zu meiner Mutter kann ich nicht ziehen, sie kann mich auch nicht finanziell unterstützen, günstigere Wohnung geht auch nicht, ist eine Eigentumswohnung die ich abzahlen muss (ja dumm gelaufen, wer rechnet schon damit mit 23 berufsunfähig zu werden...), Auto weg geben geht ebenfalls nicht, die Anbindung an Öffentliche ist miserabel bis eher nicht vorhanden.

Ich hab leider keine andere Wahl als die Schule zu machen aber ich weiß echt nicht wie ich ohne die 450€ zusätzlich das finanziell schaffen soll. Leider interessiert das die BG kein Stück.

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte,

sicherlich ist das was die BG Dir an Auskunft gibt rechtens. So ungerecht und widersinnig das auch ist (arbeitslos werden und Rente beantragen, statt einer wirklichen Chance auf berufliche Rehabilitation).
Zwar kenne ich die verzweigten Wege des Datenaustausches zwischen den Sozialkassen nicht. Aber ich rate Dir dringend davon ab, unter der Hand einen Minijob anzunehmen. Weil
- über Deine Sozialversicherungsnummer ist jede Tätigkeit für die Kassen nachvollziehbar (zumal Dein AG Dich neuerdings ja auch fragen muß, ob Du die Rentenversicherungsbeiträge über die Pauschale hinaus selber zuzahlen willst, um daraus nachher Rentenansprüche zu erzielen),
- und das hast Du ja nun schon einmal am eigenen Leib schmerzlich erlebt: so wenig Du in Deinem ersten Job mit einem folgenschweren Arbeitsunfall gerechnet hast! Wie willst Du das in einem "Geheimjob" total ausschließen, dass Dir dort auch was passieren kann?
- kurioser Weise hat gerade das Gesetz zum Mindestlohn dazu geführt, dass vor allem Minijobs sehr genau unter die Lupe genommen werden. Um dort ein Aushebeln des Gesetzes durch irgendwelche dubiosen Tricks zu unterbinden.
Genau so werden jetzt wohl auch Gastronomie- und Hotelbetriebe (also notorische Schlechtzahler) unter die Lupe genommen. Mit einem längst überfälligen Nebeneffekt: die Betriebe halten sich nun sogar meist auch an das Arbeitszeitgesetz.

Irgendwie verstehe ich auch nicht so ganz, wie Du das gesundheitlich anstellen willst.
450 € Jobs sind in aller Regel nicht gerade die bestbezahlten Jobs. Das bedeutet, dass Du für das Geld recht viele Arbeitsstunden absolvieren musst.
450 € bei Mindestlohn sind zumindest mal 52 Stunden im Monat = 12 Stunden/Woche. Hört sich vielleicht nicht viel an ... Aber es ist knapp 1/3 eines vollen Jobs!
und: Zusätzlich zu einer fulltime Ausbildung (wieviel Stunden fallen da für Dich an?) Wieviel Zeit brauchst Du neben der Ausbildung zum Lernen?
Die Idee mit dem Nebenjob ist also eigentlich in mehrerlei Hinsicht nicht so ganz geeignet, Dir wirklich weiter zu helfen.

Kommen wir einmal zu Deinem Einsparpotential.
Da habe ich zwar keine Patentlösung, aber vielleicht einige Denkanstöße.
Deine Eigentumswohnung z.B..
Grundsätzlich kann man so was natürlich auch verkaufen. Das sollte nicht aus einer Not heraus geschehen, weil Du dann sicherlich über's Ohr gehauen wirst.
Aber Du solltest Dich grundsätzlich auch mit dem Gedanken vertraut machen. Es sollte eine Möglichkeit unter anderen für Dich sein! Du solltest Dich nicht psychisch abhängig von "Besitz" machen! Schon gar nicht von "immobilen" Besitz! Weil der Dich selbst geistig träge und immobil machen kann!
Siehe Deine Wohnung vielleicht nicht so sehr als "Sicherheit fürs Alter", sondern eher als Kapitalanlage, die man auch jederzeit für andere (lohnendere) Kapitalanlagen veräußern kann.
Oder vermieten, wenn man selber eine preiswertere Wohnung (vielleicht sogar näher an der Arbeit/Ausbildungsplatz) findet. Dadurch kann vielleicht sogar das Auto überflüssig werden?
Ein zweiter Gedanke zu der Wohnung (den Du vielleicht parallel und unabhängig abchecken kannst):
Bei den gerade sehr günstigen Zinsen kannst Du Dich vielleicht in einen günstigeren Vertrag "verhandeln". Das kommt ein wenig darauf an, wie Dein jetziger Kreditvertrag aussieht. Ob es da z.B. Sondertilgungsvereinbarungen gibt.
Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze zu dem Abbezahlen Deiner Wohnung:
- Umschuldung zu einem günstigeren Vertrag oder/und
- die Vereinbarung von Tilgungsaussetzung.

Und (nun wirst Du mich endgültig für verrückt erklären?): 450 € * 24 = 10.800 €. Das ist der maximale Betrag, den Du in Deiner Ausbildung (illegal) dazu verdienen könntest.

Gehe zu einem Schuldnerberater und lass Dir das alles von einem Fachmann durchrechnen. Vielleicht ist das "Gesamtpaket" für Deine Bank ja auch verhandelbar, wenn Du Deinen jetzigen Kredit unter Ausnutznutzung und Einrechnung aller Einsparmöglichkeiten dann um maximal diese 10.800 € erhöhst?
Das alles hängt natürlich ganz stark davon ab, wieviel Eigenkapital Du beim Kauf der Wohnung mit eingebracht hattest und wieviel Du bislang getilgt hast. Und, und, und ....
Wie gesagt: das muss sich ein Experte genau anschauen. Google doch einfach mal "Schuldnerberatung". Bei uns daheim wird z.B. von der AWO eine kostenlose Beratung angeboten. Ähnliche kostenlose Beratungen gibt es sicherlich auch in Deiner Nähe.

Zum Auto fällt mir auch neben dem schon oben geschriebenen noch ein eventuelles Sparpotential ein: kommt ein Wechsel in frage? Neben dem Sachwert ist da auch bei der Kfz-Versicherung ein Sparpotential möglich.
(Golf z.B. ist wohl generell recht teuer in der Versicherung. Andere vergleichbare gibt es auch preiswerter.)

Liebe Unbekannte,

das ist wahrscheinlich alles nicht so richtig prickelnd, was ich Dir zu schreiben wusste?
Aber Deine Zuschrift hat mir gezeigt, dass Du Dich trotz einem Schicksalsschlag nicht aufgibst und nicht in Selbstmittleid zerfließt.

Du verstehst (wie auch ich) nicht, wie widersinnig unser Sozialrecht mit uns umspringt. Wie wenig wirklich Willige unterstützt werden. Nur weil die "Kostenträger" sich nicht dem Menschen, sondern den "Controllern" in ihrem Amt verpflichtet fühlen.
Eher den Weg suchen, auf andere Kostenträger abzuwälzen, statt konstruktive und lebensnahe Ideen gemeinsam zu produzieren und zu verwirklichen :-(
Bei Dir sind es gleich drei potentielle Kostenträger, die sich darum streiten, Dir möglichst nicht sinnvoll zu helfen: Die BG, die Arge und die Rentenversicherung. Zusammenarbeit ist wohl laut Gesetz nicht möglich? Und genau darin liegt der Schwachsinn!
Aber Du weißt wie ich, dass sämtlicher amtlicher Schwachsinn uns nicht das Recht gibt, uns unser eigenes Recht zu schreiben.

Also denke ich, dass wir uns eigentlich einig sind: neben einer Petition (z.B. über https://www.change.org/de/Petitionen)
können wir Betonköpfen und Controllern nur unser eigenes "Querdenken" entgegensetzen!
Das kann nur bei uns selber beginnen. Und deshalb habe ich versucht, Dir diese Ideen zu vermitteln!

Du bist stark genug, um Deinen Weg zu finden!
Und wo ich es kann, werde ich Dich gerne auf Deinem Weg begleiten. Von hier aus. Wenn Du Fragen hast, die ich beantworten kann und darf!

Alles Liebe

Bernd