Problem von Luca - 15 Jahre

Ich komme nicht mehr mit mir klar

Hallo Kummerkastenteam,

Ich habe bereits schonmal an euch eine Nachricht verfasst in der ich fast alle problem die ich mit mir selbst habe beschrieben (meine Gedanken so wie der Text die ich an euch schreibe mögen zwar etwas wirr sein, aber ich hoffe ihr versteht es). Da diese nachricht etwa einen Monat hergewesen ist (Bin mir nicht sicher da ich sehr vergesslich bin), was wohl daran liegt dass ihr sowieso schon ziemlich viel zu tun habt, schreibe ich noch eine Nachricht, der Hoffnung, dass ihr das hier liest (und ich darauf eine Antwort bekomme).
Ich bin sehr Tollpatschich und unsicher, habe eine ziemliche angst vor der Außenwelt (ich werde sehr schnell nervös schon allein wenn ich vor die Haustür gehe), fühle mich ständig beobachtet. Ich hasse mich deswegen selber und versuche mich zum bessern, doch es wird nicht besser. Ganz im Gegenteil, seit dem ich meinen besten freund ende letzten Jahres (November) verloren habe (an Leistenkrebs, ist unheilbar), verdränge ich alles, wurde schlechter in der schule, werde noch vergesslicher (obwohl ich nicht wusste dass das in meinem alter möglich ist), und bekomme immer zunehmender Verlustängste (von zB. Freunden), was daran liegt dass gerade meine beste Freundin schon sehr lange depressiv ist (warscheinlich schon länger als wir uns kennen) und ich ihr versuche zu helfen was leider nur über worte geht da ich sie nicht so oft sehe :/ . Mich nehmen immer solche ereignisse (tod, depressionen etc.) sehr mit sodass ich mir jetzt schon blöd vorkomme dass ich diesen Brief hier schreibe weil andere Menschen garantiert schlimmere Probleme haben als ich. Da ich niemanden habe dem ich das alles erzählen kann außer meiner besten Freundin(die ich aber nicht belasten will) schreibe ich trotzdem weiter. Ich bin vorallem immer inaktiver geworden, gehe viel weniger raus, mache weniger mit Freunden, weshalb der kontakt warscheinlich spätestens nach der Schule bald abbrechen wird (was mir alles andere als egal ist). das ganze mag einem zwar vorkommen wie pures Selbstmitleid (was es ja auch ist), aber irgendwie muss ich meine Gedanken und Sorgen jemandem mitteilen, den schon das hilft mir etwas. Ich bin für eine Antwort sehr dankbar.

J.Luca

StefanC Anwort von StefanC

Hallo J. Luca,
danke, dass du dich mit deinem Problem (nochmal) an uns gewandt hast.

Ich entnehme deiner Nachricht, dass dir der Verlust deines besten Freundes sehr nah geht und dich belastet. Du hat selbst schon erkannt, dass du diesen Verlust wohlmöglich verdrängst. Dieses Verdrängen kann in der Tat zu Problemen in der Konzentration führen, wie du es auch beschrieben hast. Du „beobachtest“ dich wirklich gut selbst!
Manchmal reicht es aus, über gewisse Dinge einfach nicht weiter nachzudenken und sie absichtlich zu verdrängen (das klappt bei unangenehmen Aufgaben bei mir zum Beispiel immer super). Dennoch gibt es Erlebnisse, die einen einfach nicht locker lassen wollen: die Gedanken kreisen immer wieder um das gleiche Thema, je mehr man versucht an etwas anderes zu denken, desto schwieriger wird es überhaupt erst. Manchmal kommen auch schlagartig wieder Erinnerungen in einem hoch, die die eigene Laune sofort absacken lassen. Kommt Dir das bekannt vor?
Diese „Einholen“ von Erinnerungen ist, gerade bei einem Verlust, für eine gewisse Zeit normal und kommt oft vor. Wenn Du allerdings das Gefühl hast, dass du dich gar nicht mehr so verhalten kannst, wie es Früher mal war, kann es ein Zeichen dafür sein, dass du mit deinem Problem allein nicht weiter kommst. Wichtig ist es in solchen Situationen, ehrlich zu sich selbst zu sein – und das bist du! Du hast bemerkt, dass du allein nicht weiter kommst und dir Hilfe (bei uns) geholt und damit den ersten Schritt gemacht.

Ich finde es total verständlich, dass es Dir nahe geht, wenn eine Freundin von dir depressiv ist. Vielleicht nimmt es dich so mit, weil es dir selbst gerade nicht so gut geht.
Du hast ja auch geschrieben, dass du deine Freundin nicht mit deinen Problemen belasten möchtest, das ist auch wirklich sehr rücksichtsvoll von dir! Damit du dauerhaft für deine Freundin da sein kannst ist es aber auch wichtig, dass es Dir persönlich wieder besser geht, weil: wer mit sich selbst zu tun hat, kann sich nicht auch noch für andere 100% geben. Das Gute an der Situation ist: wenn Du dir selbst hilfst, zeigst du deiner Freundin gleichzeitig auch, was sie selbst tun kann, damit es ihr wieder besser geht!

Wie schon gesagt (oder geschrieben): sich Hilfe zu holen bedeutet nicht, dass jemand schwach ist, sondern dass er stark genug ist, sich um sich zu kümmern! Hast Du schon mal mit deinen Eltern/deinen Verwandten über deine Probleme gesprochen? Vielleicht hilft Dir auch das schon weiter. Ansonsten möchte ich dir (und eben auch deiner Freundin) empfehlen, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Die gibt es eigentlich in fast jedem Landkreis, heißen manchmal auch „Erziehungsberatungsstelle“ (auch wenn es nicht immer etwas mit Erziehungsberatung zu tun hat). Dort sind Leute wie hier beim KuKa, mit denen du über deine Probleme reden kannst – regelmäßig, kostenlos, und wenn du es nicht willst, erfährt auch niemand etwas davon. Wenn du Interesse daran hast, kannst du einfach mal googeln oder nochmal bei uns nachfragen :-). Du kannst dir das wie ein Navi fürs Auto vorstellen: manchmal brauch man einfach mal jemandem, der einen wieder hilft, in die richtige Richtung zu fahren.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles erdenklich Gute! Wenn du magst, kannst du dich natürlich gern nochmal erneut an uns wenden :-).

Liebe Grüße,

Stefan