Problem von Lena - 14 Jahre

Aleine

Ich denke schon seit laar tagen an selbstmord, habe mich schon geritzt und tableten genommen, bin depressiv. Keine will mit mir reden. Ich hasse mich einfach. Heute hat noch mein freund schluss gemacht, aber das ist nich das problem. Ich fühle mich nicht wohl. Meine Eltern sind dagegen wie ich mich anziehe und welche musik ksch höre.

Florian Anwort von Florian

Hallo Lena,


Du machst gerade eine Menge durch. Du bist 14, also mitten in der Pubertät. Das alleine würde bei vielen schon ausreichen um mit sich und der Welt unzufrieden zu sein. Bei Dir kommt nun aber noch hinzu, dass Du das Gefühl hast mit niemanden sprechen zu können. Dich selbst zu hassen. Den Freund verloren zu haben. Und dann verstehen Dich nicht Deine Eltern und akzeptieren Deine Kleidung und Deine Musik nicht und dadurch vielleicht auch indirekt Dich. Das ist nicht gerade wenig und es ist kein Wunder das Du daher auch depressiv bist und den Wunsch verspürst es zu beenden.

Doch dabei übersiehst Du, dass es sich nur um eine vorübergehende Phase handelt. Die Pubertät endet zwischen dem 18 und 21 Lebensjahr. Du wirst auch einen anderen Freund finden können, der Dich akzeptieren kann wie Du bist. Es gibt genügend andere Jungs die Deinen Ansprüchen gerecht wird und dessen Ansprüchen Du gerecht wirst. Deine Eltern wiederum werden sich daran gewöhnen, dass Du nun langsam erwachsen wirst und daher eigene Entscheidungen treffen wirst. Dabei ist das Ausleben Deines Musik- und Kleidungsgeschmacks nur der Anfang.

Was den Punkt angeht, dass Du glaubst niemanden zu haben mit denen Du sprechen kannst, so ist dies auch eher ein Trugschluss. Du musst bedenken was Du gerade mit Deiner berechtigten Laune ausstrahlst. Die Welt ist ungerecht und Du kannst Dich selbst nicht leiden. Wenn Du jemanden mit dieser Einstellung begegnest wäre auch Deine erste Intention nicht mit diesem zu sprechen, sondern diesen erstmal in Ruhe zu lassen. Es gibt bestimmt einige Menschen denen Du Dich öffnen kannst und mit denen Du Dich austauschen kannst. Doch dazu musst Du diese Menschen auch ersteinmal an Dich heranlassen. Sprich Du musst auch eine gewisse Offenheit ausstrahlen, die es anderen erlaubt anzuknüpfen und so ein Gespräch anzufangen, wenn diese es auch wünschen.
Dabei muss der erste Schritt sein Deine Selbstakzeptanz zu steigern und so Deinen Selbsthass loszuwerden. Stelle Dich einfach einmal vor einen Spiegel und schaue die Person darin an. Lächel diese Person einfach mal an. Du wirst merken sie lächelt auch zurück. Nimm dieses Lächeln an. Und dann sagst Du zu dieser Person: "Ich akzeptiere Dich und nehme Dich an so wie Du bist. Ich akzeptiere mich und nehme mich an so wie ich bin." Was sich hier so albern liest hat einen durchaus starken Effekt.


Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Ich war selbst lange Zeit depressiv, habe mich selbst gehasst, mich nicht als Teil der Welt gesehen und gar als einen Menschen mit ungerechtfertigter Existenz. Es kam zu mehreren Selbstmordgedanken. Einmal war ich buchstäblich nur einen Schritt davon entfernt mir ein Ende zu setzen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch niemanden mit dem ich reden konnte (wie ich glaubte), meine Freundin hatte mit mir vor ein paar Tagen schluss gemacht, meine Eltern schmissen mich aus dem Haus und ich war gerade in eine einsame Wohnung gezogen. Hinzu kamen zwei Jahrzehnte emotionale und körperliche Misshandlung. Auch ich hatte also viel auf einmal zu ertragen. Trotzdem habe ich diesen letzten Schritt nicht vollzogen.
Es kam mir schwachsinnig vor meinem Leben ein Ende zu setzen, bevor ich nicht ein paar bestimmte Sachen noch erlebt habe. Wenn ich schon einen Abgang mache, so wollte ich wenigstens noch die Chance des Lebens nutzen und diese Dinge tun. Was hätte ich auch zu verlieren gehabt? Tatsächlich gewann ich dadurch erst wieder die Lebensfreude zurück. Denn je mehr ich von meiner Liste noch vor meinem Tod zu erledigende Dinge erledigte, umso mehr machte das Leben wieder einen Sinn. Es erhielt wieder Struktur. Ich fand dadurch Freunde und neue Hobbys. Ich fand Anerkennung und Zuneigung. Dies verdanke ich meiner Offenheit für das Leben. Ich konnte mich dem Leben solange zuwenden, dass ich dieses Leben nicht mehr wegschmeißen wollte.


Vielleicht hilft Dir meine Erfahrung auch weiter. Bedenke was Du noch nicht im Leben getan hast, aber durchaus gerne einmal tun möchtest. Bestimmte Orte sehen. Ein bestimmtes Hobby ausprobieren. Den Eltern die Stirn bieten beim Ausgehen mit den Klamotten mit denen Du gerne raus möchtest. Der Klassenkameradin die neben einem sitzt einmal mitteilen wie nervig sie doch immer ist. Die Liste ist absolut nur von Dir abhängig. Du kannst Dein Leben jederzeit beenden, aber verschwende es nicht indem Du es sofort beendest. Nimm wenigstens noch das mit, was Du mitnehmen möchtest. Lebe das aus, was Du sonst vielleicht unterdrückst, an Gefühlen, Meinungen, Ideen und Wünschen. Sei offen Deinem Leben gegenüber. Ich verspreche Dir, das Leben sieht dann viel anders aus.


Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen. Ich wünsche Dir alles alles Gute und würde mich freuen wieder von Dir zu lesen.


Gruß
Florian