Problem von Anonym - 15 Jahre

Depression wird nicht besser

Ich habe vor 7 Monaten die Diagnose Depression erhalten und habe sofort Tabletten und Psychotherapie bekommen. Mir ging es für 1 Monat wirklich besser, alles scheinte gut zu sein. Doch danach ging es wieder bergab. Ich verletzte mich wieder selbst, mir ging es ohne Grund schlecht und ich war wieder antriebslos. Nach einer Weile bekam ich zusätzlich neue Tabletten "Medikenet". Zuerst haben die sehr gut geholfen mich besser zu konzentrieren. Doch auch diese Tabletten wirkten nach einer Weile nicht mehr. Ich nahm eines Schultages einfach mal die 6 fache Dosis um wieder eine Wirkung zu spüren. Ich war vollkommen zugedröhnt und Teilnahmslos. Alle machten sich Sorgen und ich versprach es nie wieder zu tun, obwohl es ein atemberaubendes Gefühl gewesen war. Tja 3 Wochen später ging es mir schlecht und ich nahm einfach mal so die dreifache Dosis, es war wieder ein schönes Gefühl, sodass ich am nächsten Tag die vierfache Dosis nahm. Als ich dann keine Tabletten mehr hatte habe ich mir 3 Dosen Tabak genommen und eine nach der anderen geraucht bis ich mich übergeben musste und machte danach munter weiter. Ja und jetzt gerade heute Abend lass ich mich alleine vollaufen, weil ich mir Sorgen um meine Mutter mache, da sie nicht nach Hause kommt und schon den ganzen Tag weg ist (sie macht das öfters). Ich habe Angst dass ihr "Freund" ihr etwas antut. Ich habe mittlerweile Angst vor mir mir selbst, weil ich die ganze Zeit irgendwelche Substanzen zu mir nehme um mich zu betäuben. Ich weiß aber auch nicht wie ich es anders machen soll. Ich habe beinahe jeden Tag irgendetwas intus, oder wenn ich wenn ich nichts mehr von diesem ganzen Zeug habe verletzte ich mich selbst. Ich habe das Gefühl, dass meine Depressionen nie wieder besser werden, denn die Therapie schlägt auch nicht richtig an.
Die Situation in der ich mich befinde scheint so aussichtslos. Ich weiß einfach nicht mehr wie ich da raus komme.

Nuala Anwort von Nuala

Hallo du!

Dass du uns geschrieben hast, ist super. So ist das ein erster Schritt in Richtung Veränderung. Ich denke, es müssen sich einige Dinge in deinem Leben verändern, damit es dir wieder besser geht. Nur manche solltest du möglichst sofort ändern, anderen brauchen etwas Geduld.

Was du wirklich augenblicklich abstellen musst, ist das willkürliche Einnehmen von Tabletten jeglicher Art! Du musst dich strikt an die ärztliche Verordnung halten, sonst gefährdest du nicht nur deinen psychischen, sondern auch deinen körperlichen Zustand! Deine Organe können im schlimmsten Fall geschädigt werden, mal von anderen unvorhersehbaren Nebenwirkungen abgesehen. Auch wenn es für dich ein schneller Weg des Betäubens war, damit muss Schluss sein, sonst hast du bald noch andere Beschwerden neben der Depression. Und du kannst dir bestimmt ausmalen, wie verfahren es dann erst wird, wenn zusätzlich körperliche Gebrechen und andere verschlimmerte psychische Zustände hinzukommen.
Außerdem lässt sich nur dann abschätzen, ob du eine Besserung der Depressionssymptome erwarten kannst, wenn du nicht eigenmächtig jeden Tag etwas anderes mit deinem Körper anstellst!

Eine weitere wesentliche Sache: Frage dich bitte, ob du dich bei deiner Therapeutin/deinem Therapeuten wohl und aufgehoben fühlst; ob Sympathie vorhanden ist, um effektiv und letztlich zielführend an deiner Genesung arbeiten zu können. Nur wenn du dich ein Stück weit geborgen und verstanden fühlen kannst, kann eine gute Zusammenarbeit gelingen.
Falls du Zweifel hast, solltest du versuchen, diese zu ergründen und ggf. woanders in Therapie gehen.

Was die Medikamente angeht: Einige brauchen mehrere Wochen, bis sie richtig anschlagen. Da ist Geduld gefragt. Halte dich genau an die vorgeschriebene Dosis und gib deinem Körper die Zeit, welche er für die Verarbeitung braucht. Achte auf alle möglichen Veränderungen, auch wenn sie im ersten Moment klein und eher unwichtig erscheinen. Möglicherweise gibt das wichtige Hinweise, wie gut du sie tatsächlich verträgst.

Ich kenne deine Lebensumstände nicht, aber deine Andeutung mit deiner Mutter bringt mich zu dem Gedanken, dass dir auch ein Beratungsgespräch beim Jugendamt oder bei einer Familienberatungsstelle helfen könnte. Denn an der Depression zu arbeiten ist sehr wesentlich und sinnvoll, doch wenn du in einem Umfeld leben musst, dass dich förmlich "krank macht", sollte das nicht außer Acht gelassen werden.
Du machst auf mich einen "haltlosen" Eindruck - so als ob dir wichtige Menschen fehlen, welche dir Halt geben können und auf dich Acht geben, dass du beispielsweise deine Medikamente regelmäßig und richtig dosiert einnimmst. Oder die dich bestärken, durchzuhalten. Dir Mut zusprechen, dass du es schaffen kannst und dass sie für dich da sind. - Wenn du solche Menschen hast, umso besser! Nutze ihre Hilfe, schaffe dir einen doppelten Boden. Dann stürzt du nicht so heftig, wenn es mal wieder einen Rückschlag in Sachen Depressionsbekämpfung und Therapie gibt (und die gibt es naturgemäß immer wieder). Falls du dich wirklich ziemlich alleine fühlst und das auch bist, wäre das meiner Meinung nach noch ein Anlass, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Denn auch wenn es momentan keine Helfer durch Verwandte oder Freunde gibt, gibt es zumindest professionelle Helfer z.B. in Form von Sozialpädagogen.

Bitte sprich mit deiner Therapeutin/deinem Therapeuten. Sie/er muss unbedingt informiert werden, dass du Substanzmissbrauch betrieben hast. Es ist relevant für das weitere Vorgehen. Außerdem solltet ihr besprechen, wie du andere Strategien erwerben kannst, mit Frust, Angst und dem Druck durch die Depression fertig zu werden. Nimm ruhig das Beispiel mit deiner Mutter, anhand dessen ihr Alternativen erörtert.

Ich wünsche dir alles Gute und eine extra Portion Geduld für die Arbeit an deiner Depression! Ich glaube fest an deine Kräfte, auch wenn du sie gerade vielleicht nicht spürst. Du kriegst die Spur!

Nuala