Problem von Anonym - 22 Jahre

Beziehung macht kaum noch Sinn

Ich lebe seit fast 2 Jahren mit meinem Freund zusammen. Er hat ein ziemlich schlecht erzogenes Kind in der Pubertät und ich fühle mich davon wirklich weggeekelt, weil das Kind sich überhaupt nicht benehmen kann und ich mich in seiner Gegenwart nicht wohlfühle. Das Kind hat schon ein halbes Jahr mit uns gelebt und uns das Leben zur Hölle gemacht. Ich liebe zwar meinen Freund, aber sein Kind ist schweres Gift für die Beziehung. Mein Freund hält scheinbar mehr zu ihm als zu mir und das lässt mich an seiner Liebe zweifeln obwohl er mir sagt, dass er mich liebt. Ich fühle mich ratlos im Bezug auf das was ich tun soll, meine Eltern wissen nichts von der Beziehung, und ich fühle mich auch sehr unglücklich. Bitte helft mir damit, da wäre ich euch sehr dankbar

Dana Anwort von Dana

Liebe Unbekannte!

Ouh, dieses Problem ist schwierig, da Vater-Kind-Freundin-Beziehungen gerne mal sehr kniffelig sind.
Was ich aus meinem Bekanntenkreis mehrfach erfahren habe, ist die Tatsache, dass die Kinder, egal, wie sie sich benehmen, "gewinnen", wenn es hart auf hart kommt. Das ist ja auch logisch.

Das Allerwichtigste ist das Sprechen darüber mit deinem Partner in einem ruhigen Moment.

Bevor du dies tust, ist es aber wichtig, die Emotionen und vielleicht auch die Eifersucht und das Gefühl der Ungerechtigkeit (er hält zu dem Kind, das sich nicht benimmt!) zur Seite zu schieben und dich nur darauf zu konzentrieren, was wirklich vorliegt. Trenne das persönliche Gefühl von den Fakten und versuche vorher auch mal, dich in das Kind hinein zu versetzen. Wenn Kinder so unglaublich eklig sind, dass man sie nur an die Wand klatschen könnte, liegt sehr wahrscheinlich auch eine enorme Verletzung und Verunsicherung seitens des Kindes vor.

"Papa hat sich ne viel Jüngere genommen, während Mama daheim traurig ist"..."Ich bin Papa nicht mehr so wichtig, seit DIE da ist!"..."alles geht kaputt...und das ist DEREN Schuld!"...irgendwas in dieser Art zum Beispiel? Oder einfach ein Gefühl des Verlassenseins und der Entwurzelung, vielleicht sogar ein Gefühl der Teilschuld? Und das lässt das Kind euch spüren, weil es nicht weiß, wie es damit umgehen soll. Hilflosigkeit, weil die Situation außerhalb der eigenen Kontrolle liegt, kann schon mal zu starken Schwankungen im Benehmen und dem Verhalten führen. Dazu kommt, dass ihr deshalb wahrscheinlich oft in Rage geratet und das Kind auch mal zurecht weist - und schon fühlt sich das Kind in dem Nichtangenommensein bestätigt, obwohl es selbst dazu seinen Teil beiträgt.

Ich kann dich verstehen, dass du da enorme Probleme hast und auch keine Lust, immer diese "giftige Atmosphäre", wie du sie nennst, zu atmen. Vielleicht ist es dir und deinem Freund möglich, gewisse Regeln und gemeinsame Verhaltensweisen gegenüber dem Kind zu erarbeiten, die das Kind nicht verstoßen, aber dich auch wichtig nehmen. Ein Kind darf auch nicht alles tun, ohne dass es Konsequenzen hat, das muss dein Freund ebenso verstehen, wie du vielleicht etwas mehr Verständnis dem Kind gegenüber aufbringen musst, auch wenn es angesichts dessen Verhalten sehr schwer fällt. Auch ein ehrliches Gespräch mit dem Kind zusammen, könnte hilfreich sein. Ein Gespräch, in dem man es mal fragt, wie es ihm eigentlich mit der ganzen Situation geht und dass man ihm mal zuhört, wenn es mal sagen will, was in ihm so passiert. Und dass man dann ehrlich und offen versucht, eine gemeinsame Lösung zu finden.

Wenn es zB grundtraurig ist, deshalb sich aufbäumt und immer nur Ärger und böse Worte bekommt, wird sich der Teufelskreis niemals brechen lassen. Und wenn du deinen Freund vor die Wahl stellst "entweder das Kind oder ich!!", treibst du einen Keil in eure Beziehung, der sie vielleicht zerbrechen lässt.

Ich habe im Freundeskreis zwei Frauen, die ebenfalls eine Beziehung mit einem Vater von einem Kind/zwei Kindern eingegangen sind. Beide hatten ähnlich gelagerte Probleme. Eifersucht, weil der Mann das Kind vorzog und viel durchgehen ließ, "Kriegserklärungen" dem Kind gegenüber, dauernder Streit. Beide mussten einsehen, dass das Kind beim Vater vorgeht und sie hatten die Wahl, sich zu arrangieren oder den Vater des Kindes/der Kinder zu verlassen. Beide entschieden sich für das Arrangement. Das Interessante: sobald sie dies taten und etwas offener den Kindern gegenüber wurden, entspannte sich auch die Lage. Bei der einen Familie ist dies mittlerweile knappe zehn Jahre her, das Paar ist mittlerweile verheiratet und hat noch zwei eigene Kinder und die Beziehung zu dem Jungen, der mit in die Beziehung gebracht worden ist, hat sich toll entwickelt, obwohl ich früher jeden Tag einen Anruf bekam, wie schlimm es mit ihm sei. Die andere Familie hat auch ein eigenes Kind, allerdings ist der pubertäre Junge immer noch sehr anstrengend. Trotzdem versuchen sie immer wieder eine Annäherung und sind im dauernden Gespräch miteinander. Es würde sicher noch besser laufen, wenn sie auch im Gespräch mit dem Jungen wären.

Solltest du also deinen Freund wirklich lieben und weiterhin mit ihm zusammen sein wollen, ist es wichtig, einen Konsenz zu finden, sonst wird irgendwann alles zerbrechen. Auch wenn ich gut verstehen kann, dass es auslaugt, wenn ein Kind immer so gegenarbeitet und du alles Recht der Welt hättest, verbittert und sauer zu sein, wird die Beziehung nur halten, wenn ihr es schafft, euch zu arrangieren. Wenn das Kind sich mehr willkommen fühlt, entspannt es vielleicht auch etwas.

Ich weiß, es ist leichter geschrieben als getan. Gerade auch, weil die Emotionen ja schon hochkochen und du schon vieles Blödes mit dem Kind erlebt hast. Aber sieh es vielleicht als neue Chance, mit deinem Freund zu sprechen und zu überlegen, wie man es gemeinsam schafft, die Situation zu entschärfen.

Ich wünsche dir, dass dein Freund da auf dich eingeht und dir zuhört und dass du es schaffst, sachlich und produktiv zu sprechen und ihn zur Zusammenarbeit aufzufordern. Es wäre toll, wenn ihr gemeinsam die Beziehung stärken und das Verhältnis zu dem Kind sichern könntet.

Alles Liebe und viel Erfolg!

Dana